Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788.Oft aber tritt der Fall ein, daß man in 22. Gegenwart des Geistes ist ein seltenes Zeit E 2
Oft aber tritt der Fall ein, daß man in 22. Gegenwart des Geiſtes iſt ein ſeltenes Zeit E 2
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Oft aber tritt der Fall ein, daß man in
Geſellſchaften geraͤth, wo es ſchwer iſt, etwas
vorzubringen, das Intereſſe erweckte. Wenn
ein verſtaͤndiger Mann von leeren, elenden
Menſchen umgeben iſt; die fuͤr gar nichts von
beſſerer Art Sinn haben, ey nun! ſo iſt es
ſeine Schuld nicht, wenn er nicht verſtanden
wird. Er troͤſte ſich alſo damit, daß er von
Dingen geredet hat, die billig intereſſieren
muͤſſten.
22.
Gegenwart des Geiſtes iſt ein ſeltenes
Geſchenk des Himmels, und macht, daß wir
im Umgange in ſehr vortheilhaftem Lichte er¬
ſcheinen. Dieſer Vorzug nun laͤſſt ſich freylich
nicht durch Kunſt erlangen; allein man kann
an ſich arbeiten, daß, wenn er uns fehlt, wir
wenigſtens nicht durch Uebereilung uns und
Andre in Verlegenheit ſetzen. Sehr lebhafte
Temperamente haben hierauf vorzuͤglich zu ach¬
ten. Ich rathe daher, wenn eine unerwartete
Frage, ein ungewoͤhnlicher Gegenſtand, oder
irgend etwas anders uns uͤberraſcht, nur eine
Minute ſtill zu ſchweigen und der Ueberlegung
Zeit
E 2
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