die Leute unterhalten, amüsirt seyn wollen; daß selbst der unterrichtendste Umgang ihnen in der Länge ermüdend vorkömmt, wenn er nicht zuweilen durch Witz und gute Laune ge¬ würzt wird; daß ferner nichts in der Welt ih¬ nen so witzreich, so weise und so ergötzend scheint, als wenn man sie lobt, ihnen etwas Schmei¬ chelhaftes sagt; daß es aber unter der Würde eines klugen Mannes ist, den Spaßmacher, und eines redlichen Mannes unwerth, den niedri¬ gen Schmeichler zu machen. Allein es giebt einen gewissen Mittelweg, diesen rathe ich ein¬ zuschlagen, und da jeder Mensch doch wenig¬ stens Eine gute Seite hat, die man loben darf, und dies Lob, wenn es nicht übertrieben wird, aus dem: Munde eines verständigen Mannes, Sporn zu größerer Vervollkommung werden kann; so ist das Wink genug für Den, der mich verstehn will.
Zeige, so viel du kannst, eine immer glei¬ che, heitere Stirne! Nichts ist reizender und liebenswürdiger, als eine gewisse frohe, mun¬ tre Gemüthsart, die aus der Quelle eines schuldlosen, nicht von heftigen Leidenschaften in Tumult gesetzten Herzens hervorströmt.
Wer
die Leute unterhalten, amuͤſirt ſeyn wollen; daß ſelbſt der unterrichtendſte Umgang ihnen in der Laͤnge ermuͤdend vorkoͤmmt, wenn er nicht zuweilen durch Witz und gute Laune ge¬ wuͤrzt wird; daß ferner nichts in der Welt ih¬ nen ſo witzreich, ſo weiſe und ſo ergoͤtzend ſcheint, als wenn man ſie lobt, ihnen etwas Schmei¬ chelhaftes ſagt; daß es aber unter der Wuͤrde eines klugen Mannes iſt, den Spaßmacher, und eines redlichen Mannes unwerth, den niedri¬ gen Schmeichler zu machen. Allein es giebt einen gewiſſen Mittelweg, dieſen rathe ich ein¬ zuſchlagen, und da jeder Menſch doch wenig¬ ſtens Eine gute Seite hat, die man loben darf, und dies Lob, wenn es nicht uͤbertrieben wird, aus dem: Munde eines verſtaͤndigen Mannes, Sporn zu groͤßerer Vervollkommung werden kann; ſo iſt das Wink genug fuͤr Den, der mich verſtehn will.
Zeige, ſo viel du kannſt, eine immer glei¬ che, heitere Stirne! Nichts iſt reizender und liebenswuͤrdiger, als eine gewiſſe frohe, mun¬ tre Gemuͤthsart, die aus der Quelle eines ſchuldloſen, nicht von heftigen Leidenſchaften in Tumult geſetzten Herzens hervorſtroͤmt.
Wer
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0090"n="60"/>
die Leute unterhalten, amuͤſirt ſeyn wollen;<lb/>
daß ſelbſt der unterrichtendſte Umgang ihnen<lb/>
in der Laͤnge ermuͤdend vorkoͤmmt, wenn er<lb/>
nicht zuweilen durch Witz und gute Laune ge¬<lb/>
wuͤrzt wird; daß ferner nichts in der Welt ih¬<lb/>
nen ſo witzreich, ſo weiſe und ſo ergoͤtzend ſcheint,<lb/>
als wenn man ſie lobt, ihnen etwas Schmei¬<lb/>
chelhaftes ſagt; daß es aber unter der Wuͤrde<lb/>
eines klugen Mannes iſt, den Spaßmacher, und<lb/>
eines redlichen Mannes unwerth, den niedri¬<lb/>
gen Schmeichler zu machen. Allein es giebt<lb/>
einen gewiſſen Mittelweg, dieſen rathe ich ein¬<lb/>
zuſchlagen, und da jeder Menſch doch wenig¬<lb/>ſtens Eine gute Seite hat, die man loben darf,<lb/>
und dies Lob, wenn es nicht uͤbertrieben wird,<lb/>
aus dem: Munde eines verſtaͤndigen Mannes,<lb/>
Sporn zu groͤßerer Vervollkommung werden<lb/>
kann; ſo iſt das Wink genug fuͤr Den, der mich<lb/>
verſtehn will.</p><lb/><p>Zeige, ſo viel du kannſt, eine immer glei¬<lb/>
che, heitere Stirne! Nichts iſt reizender und<lb/>
liebenswuͤrdiger, als eine gewiſſe frohe, mun¬<lb/>
tre Gemuͤthsart, die aus der Quelle eines<lb/>ſchuldloſen, nicht von heftigen Leidenſchaften<lb/>
in Tumult geſetzten Herzens hervorſtroͤmt.<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Wer<lb/></fw></p></div></div></div></body></text></TEI>
[60/0090]
die Leute unterhalten, amuͤſirt ſeyn wollen;
daß ſelbſt der unterrichtendſte Umgang ihnen
in der Laͤnge ermuͤdend vorkoͤmmt, wenn er
nicht zuweilen durch Witz und gute Laune ge¬
wuͤrzt wird; daß ferner nichts in der Welt ih¬
nen ſo witzreich, ſo weiſe und ſo ergoͤtzend ſcheint,
als wenn man ſie lobt, ihnen etwas Schmei¬
chelhaftes ſagt; daß es aber unter der Wuͤrde
eines klugen Mannes iſt, den Spaßmacher, und
eines redlichen Mannes unwerth, den niedri¬
gen Schmeichler zu machen. Allein es giebt
einen gewiſſen Mittelweg, dieſen rathe ich ein¬
zuſchlagen, und da jeder Menſch doch wenig¬
ſtens Eine gute Seite hat, die man loben darf,
und dies Lob, wenn es nicht uͤbertrieben wird,
aus dem: Munde eines verſtaͤndigen Mannes,
Sporn zu groͤßerer Vervollkommung werden
kann; ſo iſt das Wink genug fuͤr Den, der mich
verſtehn will.
Zeige, ſo viel du kannſt, eine immer glei¬
che, heitere Stirne! Nichts iſt reizender und
liebenswuͤrdiger, als eine gewiſſe frohe, mun¬
tre Gemuͤthsart, die aus der Quelle eines
ſchuldloſen, nicht von heftigen Leidenſchaften
in Tumult geſetzten Herzens hervorſtroͤmt.
Wer
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/90>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.