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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788.

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11.

Wenn die Frage entsteht: ob es gut sey,
viel oder wenig in Gesellschaft zu erscheinen;
so muß die Beantwortung derselben freylich
nach den einzelnen Lagen, Bedürfnissen, und
nach unzähligen kleinen Umständen und Rück¬
sichten, bey jedem Menschen anders ausfallen;
Im Ganzen aber kann man den Satz zur Richt¬
schnur annehmen: daß man sich nicht aufdrin¬
gen, die Leute nicht überlaufen solle, und daß
es besser sey, wenn man es einmal nicht allen
Menschen recht machen kann, daß gefragt
werde, warum wir so selten, als geklagt, daß
wir zu oft und aller Orten erscheinen. Es giebt
einen feinen Sinn dafür (Wenn uns nicht über¬
triebene Eitelkeit und Selbstsucht die Augen blen¬
den) einen Sinn, der uns sagt, ob wir gern
gesehen oder überlästig sind, ob es Zeit ist fort¬
zugehen, oder ob wir noch verweilen sollen.

12.

Man hüte sich aber, in alle Cirkel große
Forderungen mitzunehmen, allen Menschen
alles allein seyn, mit aller Gewalt glänzen, her¬
vorgezogen werden zu wollen, zu verlangen,

daß
11.

Wenn die Frage entſteht: ob es gut ſey,
viel oder wenig in Geſellſchaft zu erſcheinen;
ſo muß die Beantwortung derſelben freylich
nach den einzelnen Lagen, Beduͤrfniſſen, und
nach unzaͤhligen kleinen Umſtaͤnden und Ruͤck¬
ſichten, bey jedem Menſchen anders ausfallen;
Im Ganzen aber kann man den Satz zur Richt¬
ſchnur annehmen: daß man ſich nicht aufdrin¬
gen, die Leute nicht uͤberlaufen ſolle, und daß
es beſſer ſey, wenn man es einmal nicht allen
Menſchen recht machen kann, daß gefragt
werde, warum wir ſo ſelten, als geklagt, daß
wir zu oft und aller Orten erſcheinen. Es giebt
einen feinen Sinn dafuͤr (Wenn uns nicht uͤber¬
triebene Eitelkeit und Selbſtſucht die Augen blen¬
den) einen Sinn, der uns ſagt, ob wir gern
geſehen oder uͤberlaͤſtig ſind, ob es Zeit iſt fort¬
zugehen, oder ob wir noch verweilen ſollen.

12.

Man huͤte ſich aber, in alle Cirkel große
Forderungen mitzunehmen, allen Menſchen
alles allein ſeyn, mit aller Gewalt glaͤnzen, her¬
vorgezogen werden zu wollen, zu verlangen,

daß
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[48/0078] 11. Wenn die Frage entſteht: ob es gut ſey, viel oder wenig in Geſellſchaft zu erſcheinen; ſo muß die Beantwortung derſelben freylich nach den einzelnen Lagen, Beduͤrfniſſen, und nach unzaͤhligen kleinen Umſtaͤnden und Ruͤck¬ ſichten, bey jedem Menſchen anders ausfallen; Im Ganzen aber kann man den Satz zur Richt¬ ſchnur annehmen: daß man ſich nicht aufdrin¬ gen, die Leute nicht uͤberlaufen ſolle, und daß es beſſer ſey, wenn man es einmal nicht allen Menſchen recht machen kann, daß gefragt werde, warum wir ſo ſelten, als geklagt, daß wir zu oft und aller Orten erſcheinen. Es giebt einen feinen Sinn dafuͤr (Wenn uns nicht uͤber¬ triebene Eitelkeit und Selbſtſucht die Augen blen¬ den) einen Sinn, der uns ſagt, ob wir gern geſehen oder uͤberlaͤſtig ſind, ob es Zeit iſt fort¬ zugehen, oder ob wir noch verweilen ſollen. 12. Man huͤte ſich aber, in alle Cirkel große Forderungen mitzunehmen, allen Menſchen alles allein ſeyn, mit aller Gewalt glaͤnzen, her¬ vorgezogen werden zu wollen, zu verlangen, daß

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Zitationshilfe: Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/78>, abgerufen am 21.12.2024.