Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788.verlangt; wer, von dem Luxus des Zeitalters 9. Wenn ich aber sage, daß man lieber Al¬ zu
verlangt; wer, von dem Luxus des Zeitalters 9. Wenn ich aber ſage, daß man lieber Al¬ zu
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0076" n="46"/> verlangt; wer, von dem Luxus des Zeitalters<lb/> angeſteckt, alles begehrt, was ſeine Augen ſe¬<lb/> hen; wen vorwitzige Neugier und ein unruhi¬<lb/> ger Geiſt treiben, ſich in jeden unnuͤtzen Han¬<lb/> del zu miſchen; der wird freylich nie der Huͤlfe<lb/> und Unterſtuͤtzung fremder Leute, zu Befrie¬<lb/> digung ſeiner zahlloſen Wuͤnſche, ſich entaͤuſſern<lb/> koͤnnen.</p><lb/> </div> <div n="3"> <head>9.<lb/></head> <p>Wenn ich aber ſage, daß man lieber Al¬<lb/> len <hi rendition="#fr">geben</hi>, als von irgend jemand <hi rendition="#fr">empfangen</hi><lb/> ſolle; ſo hebt das den Satz nicht auf, daß man<lb/> nicht gar zu viel fuͤr Andre thun duͤrfe. Ueber¬<lb/> haupt ſey dienſtfertig, aber nicht zudringlich!<lb/> Sey nicht jedermanns Freund und Vertraueter!<lb/> Vor allen Dingen beſſere und demoraliſiere<lb/> die Menſchen nicht, rathe ihnen nicht ohne<lb/> entſchiedenen Beruf dazu! die Wenigſten wiſ¬<lb/> ſen Dir das Dank, und ſelbſt wenn ſie uns um<lb/> Rath fragen, ſind ſie gewoͤhnlich ſchon entſchloſ¬<lb/> ſen zu thun, was ihnen gefaͤllt. Miſche Dich<lb/> auch nicht in Familien-Haͤndel! Ich bin ein<lb/> Paarmal mit der beſten Abſicht ſehr uͤbel dabey<lb/> gefahren. Vor allen Dingen huͤte Dich, Zwi¬<lb/> ſtigkeiten ſchlichten und Verſoͤhnungen ſtiften<lb/> <fw place="bottom" type="catch">zu<lb/></fw> </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [46/0076]
verlangt; wer, von dem Luxus des Zeitalters
angeſteckt, alles begehrt, was ſeine Augen ſe¬
hen; wen vorwitzige Neugier und ein unruhi¬
ger Geiſt treiben, ſich in jeden unnuͤtzen Han¬
del zu miſchen; der wird freylich nie der Huͤlfe
und Unterſtuͤtzung fremder Leute, zu Befrie¬
digung ſeiner zahlloſen Wuͤnſche, ſich entaͤuſſern
koͤnnen.
9.
Wenn ich aber ſage, daß man lieber Al¬
len geben, als von irgend jemand empfangen
ſolle; ſo hebt das den Satz nicht auf, daß man
nicht gar zu viel fuͤr Andre thun duͤrfe. Ueber¬
haupt ſey dienſtfertig, aber nicht zudringlich!
Sey nicht jedermanns Freund und Vertraueter!
Vor allen Dingen beſſere und demoraliſiere
die Menſchen nicht, rathe ihnen nicht ohne
entſchiedenen Beruf dazu! die Wenigſten wiſ¬
ſen Dir das Dank, und ſelbſt wenn ſie uns um
Rath fragen, ſind ſie gewoͤhnlich ſchon entſchloſ¬
ſen zu thun, was ihnen gefaͤllt. Miſche Dich
auch nicht in Familien-Haͤndel! Ich bin ein
Paarmal mit der beſten Abſicht ſehr uͤbel dabey
gefahren. Vor allen Dingen huͤte Dich, Zwi¬
ſtigkeiten ſchlichten und Verſoͤhnungen ſtiften
zu
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