Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788.vielleicht auch dem Vaterlande, wichtig sind, Und nun, den Fall umgekehrt, lasse man das
vielleicht auch dem Vaterlande, wichtig ſind, Und nun, den Fall umgekehrt, laſſe man das
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0050" n="20"/> vielleicht auch dem Vaterlande, wichtig ſind,<lb/> von ſeiner haͤuslichen Lage, von dem Wohl¬<lb/> ſtande der Provinz, in welcher er lebt; Er<lb/> redet mit Waͤrme, Redlichkeit athmet alles,<lb/> was er ſagt — aber bald ſieht er, wie ſehr<lb/> er ſich in ſeiner Hofnung getaͤuſcht hat; das<lb/> Maͤnnchen hoͤrt ihm mit halbem Ohre zu, er¬<lb/> wiedert irgend ein Paar unbedeutende Sylben<lb/> zur Antwort, und laͤſſt dann den braven Haus¬<lb/> vater da ſtehn. Nun naͤhert er ſich einem<lb/> Cirkel von Leuten, die mit Intereſſe und Leb¬<lb/> haftigkeit zu reden ſcheinen; An dieſem Geſpraͤ¬<lb/> che wuͤnſcht er Theil zu nehmen; aber alles<lb/> was er hoͤrt, Gegenſtand, Sprache, Ausdruck,<lb/> Wendung, alles iſt ihm fremd. In halb teut¬<lb/> ſchen, halb franzoͤſiſchen Woͤrtern wird hier eine<lb/> Sache abgehandelt, auf welche er nie ſeine<lb/> Aufmerkſamkeit geſchaͤrft, von welcher er nie<lb/> geglaubt hat, daß es moͤglich waͤre, teutſche<lb/> Maͤnner koͤnnten ſich damit beſchaͤftigen. Seine<lb/> Verlegenheit, ſeine Ungeduld ſteigt mit jedem<lb/> Augenblicke, bis er endlich das verwuͤnſchte<lb/> Schloß weit hinter ſich ſieht.</p><lb/> <p>Und nun, den Fall umgekehrt, laſſe man<lb/> einen ſonſt edeln Hofmann einmal hinaus auf<lb/> <fw place="bottom" type="catch">das<lb/></fw> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [20/0050]
vielleicht auch dem Vaterlande, wichtig ſind,
von ſeiner haͤuslichen Lage, von dem Wohl¬
ſtande der Provinz, in welcher er lebt; Er
redet mit Waͤrme, Redlichkeit athmet alles,
was er ſagt — aber bald ſieht er, wie ſehr
er ſich in ſeiner Hofnung getaͤuſcht hat; das
Maͤnnchen hoͤrt ihm mit halbem Ohre zu, er¬
wiedert irgend ein Paar unbedeutende Sylben
zur Antwort, und laͤſſt dann den braven Haus¬
vater da ſtehn. Nun naͤhert er ſich einem
Cirkel von Leuten, die mit Intereſſe und Leb¬
haftigkeit zu reden ſcheinen; An dieſem Geſpraͤ¬
che wuͤnſcht er Theil zu nehmen; aber alles
was er hoͤrt, Gegenſtand, Sprache, Ausdruck,
Wendung, alles iſt ihm fremd. In halb teut¬
ſchen, halb franzoͤſiſchen Woͤrtern wird hier eine
Sache abgehandelt, auf welche er nie ſeine
Aufmerkſamkeit geſchaͤrft, von welcher er nie
geglaubt hat, daß es moͤglich waͤre, teutſche
Maͤnner koͤnnten ſich damit beſchaͤftigen. Seine
Verlegenheit, ſeine Ungeduld ſteigt mit jedem
Augenblicke, bis er endlich das verwuͤnſchte
Schloß weit hinter ſich ſieht.
Und nun, den Fall umgekehrt, laſſe man
einen ſonſt edeln Hofmann einmal hinaus auf
das
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