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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788.

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faltigkeit des Conversationstons, der Erzie¬
hungsart, der Religions- und andrer Mei¬
nungen, eine so große Verschiedenheit der Ge¬
genstände, welche die Aufmerksamkeit der ein¬
zelnen Volks-Classen in den einzelnen Provin¬
zen beschäftigen. Dies rührt her von der
Mannigfaltigkeit des Interesse der teutschen
Staaten gegeneinander und gegen auswärtige,
von dem Unterschiede der Verbindungen mit
diesem oder jenem auswärtigen Volke und von
dem sehr merklichen Abstande der Classen in
Teutschland von einander, zwischen denen ver¬
jährtes Vorurtheil, Erziehung und zum Theil
auch Staats-Verfassung eine viel bestimmtere
Grenzlinie gezogen haben, als in andern Län¬
dern. Wo hat mehr als in Teutschland die
Idee von sechzehn Ahnen des Adels wesentli¬
chen moralischen und politischen Einfluß auf
Denkungsart und Bildung? Wo greift weni¬
ger allgemein, als bey uns, die Kaufmannschaft
in die übrigen Classen ein? (Soll ich die
Reichsstädte ausnehmen?) Wo macht mehr
als hier das Corps der Hofleute eine ganz ei¬
gene Gattung aus, in welche hinein, so wie
zu der Person der mehrsten Fürsten, nur Leute

von

faltigkeit des Converſationstons, der Erzie¬
hungsart, der Religions- und andrer Mei¬
nungen, eine ſo große Verſchiedenheit der Ge¬
genſtaͤnde, welche die Aufmerkſamkeit der ein¬
zelnen Volks-Claſſen in den einzelnen Provin¬
zen beſchaͤftigen. Dies ruͤhrt her von der
Mannigfaltigkeit des Intereſſe der teutſchen
Staaten gegeneinander und gegen auswaͤrtige,
von dem Unterſchiede der Verbindungen mit
dieſem oder jenem auswaͤrtigen Volke und von
dem ſehr merklichen Abſtande der Claſſen in
Teutſchland von einander, zwiſchen denen ver¬
jaͤhrtes Vorurtheil, Erziehung und zum Theil
auch Staats-Verfaſſung eine viel beſtimmtere
Grenzlinie gezogen haben, als in andern Laͤn¬
dern. Wo hat mehr als in Teutſchland die
Idee von ſechzehn Ahnen des Adels weſentli¬
chen moraliſchen und politiſchen Einfluß auf
Denkungsart und Bildung? Wo greift weni¬
ger allgemein, als bey uns, die Kaufmannſchaft
in die uͤbrigen Claſſen ein? (Soll ich die
Reichsſtaͤdte ausnehmen?) Wo macht mehr
als hier das Corps der Hofleute eine ganz ei¬
gene Gattung aus, in welche hinein, ſo wie
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[10/0040] faltigkeit des Converſationstons, der Erzie¬ hungsart, der Religions- und andrer Mei¬ nungen, eine ſo große Verſchiedenheit der Ge¬ genſtaͤnde, welche die Aufmerkſamkeit der ein¬ zelnen Volks-Claſſen in den einzelnen Provin¬ zen beſchaͤftigen. Dies ruͤhrt her von der Mannigfaltigkeit des Intereſſe der teutſchen Staaten gegeneinander und gegen auswaͤrtige, von dem Unterſchiede der Verbindungen mit dieſem oder jenem auswaͤrtigen Volke und von dem ſehr merklichen Abſtande der Claſſen in Teutſchland von einander, zwiſchen denen ver¬ jaͤhrtes Vorurtheil, Erziehung und zum Theil auch Staats-Verfaſſung eine viel beſtimmtere Grenzlinie gezogen haben, als in andern Laͤn¬ dern. Wo hat mehr als in Teutſchland die Idee von ſechzehn Ahnen des Adels weſentli¬ chen moraliſchen und politiſchen Einfluß auf Denkungsart und Bildung? Wo greift weni¬ ger allgemein, als bey uns, die Kaufmannſchaft in die uͤbrigen Claſſen ein? (Soll ich die Reichsſtaͤdte ausnehmen?) Wo macht mehr als hier das Corps der Hofleute eine ganz ei¬ gene Gattung aus, in welche hinein, ſo wie zu der Perſon der mehrſten Fuͤrſten, nur Leute von

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Zitationshilfe: Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/40>, abgerufen am 24.11.2024.