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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788.

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da Solche giebt, die eine so traurige Figur
ausser ihrer Studierstube spielen, daß man
nicht wohl auf einen bessern Fuß mit ihnen
umgehn kann; allein das widerlegt nicht das¬
jenige, so ich von der Achtung gesagt habe, die
man diesem Stande schuldig ist -- Wehe den
Eltern, die ihre Kinder solchen selbst nicht er¬
zogenen Miethlingen anvertrauen! --

Hast Du aber einen edeln Freund gefun¬
den, der sich der Erziehung Deines Sohnes
annimmt; so ist es auch nicht genug, daß Du
ihm ausgezeichnet freundlich, ehrenvoll und
dankbar begegnest; Du musst ihm auch freye
Macht lassen, ohne Widerspruch seinen Erzie¬
hungsplan durchzusetzen; und von dem Au¬
genblicke an, da Du Dein Kind in seine Hände
lieferst, hast Du den wichtigsten Theil Deiner
väterlichen Rechte auf ihn übertragen -- Doch
dies alles gehört mehr in ein Werk über Er¬
ziehung, als das hier der Ort wäre, weitläuf¬
tig davon zu handeln. Ich schweige daher
auch von dem Betragen der Lehrer und Hof¬
meister im Umgange mit ihren Untergebenen,
und eile weiter.

6.

da Solche giebt, die eine ſo traurige Figur
auſſer ihrer Studierſtube ſpielen, daß man
nicht wohl auf einen beſſern Fuß mit ihnen
umgehn kann; allein das widerlegt nicht das¬
jenige, ſo ich von der Achtung geſagt habe, die
man dieſem Stande ſchuldig iſt — Wehe den
Eltern, die ihre Kinder ſolchen ſelbſt nicht er¬
zogenen Miethlingen anvertrauen! —

Haſt Du aber einen edeln Freund gefun¬
den, der ſich der Erziehung Deines Sohnes
annimmt; ſo iſt es auch nicht genug, daß Du
ihm ausgezeichnet freundlich, ehrenvoll und
dankbar begegneſt; Du muſſt ihm auch freye
Macht laſſen, ohne Widerſpruch ſeinen Erzie¬
hungsplan durchzuſetzen; und von dem Au¬
genblicke an, da Du Dein Kind in ſeine Haͤnde
lieferſt, haſt Du den wichtigſten Theil Deiner
vaͤterlichen Rechte auf ihn uͤbertragen — Doch
dies alles gehoͤrt mehr in ein Werk uͤber Er¬
ziehung, als das hier der Ort waͤre, weitlaͤuf¬
tig davon zu handeln. Ich ſchweige daher
auch von dem Betragen der Lehrer und Hof¬
meiſter im Umgange mit ihren Untergebenen,
und eile weiter.

6.
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[269/0299] da Solche giebt, die eine ſo traurige Figur auſſer ihrer Studierſtube ſpielen, daß man nicht wohl auf einen beſſern Fuß mit ihnen umgehn kann; allein das widerlegt nicht das¬ jenige, ſo ich von der Achtung geſagt habe, die man dieſem Stande ſchuldig iſt — Wehe den Eltern, die ihre Kinder ſolchen ſelbſt nicht er¬ zogenen Miethlingen anvertrauen! — Haſt Du aber einen edeln Freund gefun¬ den, der ſich der Erziehung Deines Sohnes annimmt; ſo iſt es auch nicht genug, daß Du ihm ausgezeichnet freundlich, ehrenvoll und dankbar begegneſt; Du muſſt ihm auch freye Macht laſſen, ohne Widerſpruch ſeinen Erzie¬ hungsplan durchzuſetzen; und von dem Au¬ genblicke an, da Du Dein Kind in ſeine Haͤnde lieferſt, haſt Du den wichtigſten Theil Deiner vaͤterlichen Rechte auf ihn uͤbertragen — Doch dies alles gehoͤrt mehr in ein Werk uͤber Er¬ ziehung, als das hier der Ort waͤre, weitlaͤuf¬ tig davon zu handeln. Ich ſchweige daher auch von dem Betragen der Lehrer und Hof¬ meiſter im Umgange mit ihren Untergebenen, und eile weiter. 6.

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Zitationshilfe: Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/299>, abgerufen am 24.11.2024.