ein Betragen des Freundes, nicht zu säumen, ohne Zuthun eines Dritten auf Erläuterung zu dringen. Da pflegt alles sehr bald vergli¬ chen zu werden, vorausgesetzt, daß kein böser Willen obwaltet, wie man es denn bey gutge¬ sinnten, wohlwollenden Freunden voraussetzen muß.
21.
Wie aber, wenn uns nun Freunde täu¬ schen, wenn wir nach einiger Zeit wahrneh¬ men, daß unser gutes Herz uns irre geleitet, uns an Menschen gekettet hat, die Unsrer nicht werth sind? -- Meine Leser! ich kann es nicht oft genug wiederholen, daß wir mehrentheils selbst daran Schuld sind, wenn wir bey näherem Umgange die Menschen anders finden, als wir sie uns Anfangs gedacht haben. Partheyische Gefühle; Sympathie; Aehnlichkeit des Ge¬ schmacks, der Neigung; feine Schmeicheley; Seelen-Drang in Augenblicken, wo jeder uns ein Wohlthäter scheint, der nur einige Theil¬ nahme an unserm Schicksale zeigt -- Diese und andre dergleichen Eindrücke lassen uns von den Menschen, Denen wir unser Herz schenken,
solche
ein Betragen des Freundes, nicht zu ſaͤumen, ohne Zuthun eines Dritten auf Erlaͤuterung zu dringen. Da pflegt alles ſehr bald vergli¬ chen zu werden, vorausgeſetzt, daß kein boͤſer Willen obwaltet, wie man es denn bey gutge¬ ſinnten, wohlwollenden Freunden vorausſetzen muß.
21.
Wie aber, wenn uns nun Freunde taͤu¬ ſchen, wenn wir nach einiger Zeit wahrneh¬ men, daß unſer gutes Herz uns irre geleitet, uns an Menſchen gekettet hat, die Unſrer nicht werth ſind? — Meine Leſer! ich kann es nicht oft genug wiederholen, daß wir mehrentheils ſelbſt daran Schuld ſind, wenn wir bey naͤherem Umgange die Menſchen anders finden, als wir ſie uns Anfangs gedacht haben. Partheyiſche Gefuͤhle; Sympathie; Aehnlichkeit des Ge¬ ſchmacks, der Neigung; feine Schmeicheley; Seelen-Drang in Augenblicken, wo jeder uns ein Wohlthaͤter ſcheint, der nur einige Theil¬ nahme an unſerm Schickſale zeigt — Dieſe und andre dergleichen Eindruͤcke laſſen uns von den Menſchen, Denen wir unſer Herz ſchenken,
ſolche
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ein Betragen des Freundes, nicht zu ſaͤumen,
ohne Zuthun eines Dritten auf Erlaͤuterung
zu dringen. Da pflegt alles ſehr bald vergli¬
chen zu werden, vorausgeſetzt, daß kein boͤſer
Willen obwaltet, wie man es denn bey gutge¬
ſinnten, wohlwollenden Freunden vorausſetzen
muß.
21.
Wie aber, wenn uns nun Freunde taͤu¬
ſchen, wenn wir nach einiger Zeit wahrneh¬
men, daß unſer gutes Herz uns irre geleitet, uns
an Menſchen gekettet hat, die Unſrer nicht werth
ſind? — Meine Leſer! ich kann es nicht oft
genug wiederholen, daß wir mehrentheils ſelbſt
daran Schuld ſind, wenn wir bey naͤherem
Umgange die Menſchen anders finden, als wir
ſie uns Anfangs gedacht haben. Partheyiſche
Gefuͤhle; Sympathie; Aehnlichkeit des Ge¬
ſchmacks, der Neigung; feine Schmeicheley;
Seelen-Drang in Augenblicken, wo jeder uns
ein Wohlthaͤter ſcheint, der nur einige Theil¬
nahme an unſerm Schickſale zeigt — Dieſe
und andre dergleichen Eindruͤcke laſſen uns von
den Menſchen, Denen wir unſer Herz ſchenken,
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/288>, abgerufen am 21.12.2024.
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