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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788.

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-- das alles sey Dir heilig, sey ein Gegen¬
stand Deiner Sorgfalt und Deiner Scho¬
nung! Auch Deine heftigste Leidenschaft,
Deine unmäßigste Begierde müsse diese Unver¬
letzlichkeit respectiren!

17.

Gaben, Anlagen und die Art, seine Em¬
pfindungen an den Tag zu legen, sind bey den
Menschen verschieden. Nicht immer ist Der¬
jenige der Gefühlvollste, welcher am mehrsten
von inneren Regungen und Empfindungen
schwätzt, nicht immer Derjenige der treueste
und beharrlichste Freund, der mit dem heftig¬
sten Feuer uns an seine Brust drückt, der mit
der größten Hitze hinter unserm Rücken sich
Unsrer annimmt. Alles Ueberspannte taugt
nicht, dauert nicht; Ruhige, stille Hochach¬
tung ist mehr werth, als Anbethung, Vereh¬
rung, Entzückung. Man verlange daher
nicht von Jedem den nemlichen Grad von äus¬
sern Freundschaftsbezeugungen, sondern beur¬
theile seine Freunde nach der fortgesetzten, im¬
mer gleichen Zuneigung und treuen Ergeben¬
heit, welche sie uns in der That, ohne Ueber¬

trei¬

— das alles ſey Dir heilig, ſey ein Gegen¬
ſtand Deiner Sorgfalt und Deiner Scho¬
nung! Auch Deine heftigſte Leidenſchaft,
Deine unmaͤßigſte Begierde muͤſſe dieſe Unver¬
letzlichkeit reſpectiren!

17.

Gaben, Anlagen und die Art, ſeine Em¬
pfindungen an den Tag zu legen, ſind bey den
Menſchen verſchieden. Nicht immer iſt Der¬
jenige der Gefuͤhlvollſte, welcher am mehrſten
von inneren Regungen und Empfindungen
ſchwaͤtzt, nicht immer Derjenige der treueſte
und beharrlichſte Freund, der mit dem heftig¬
ſten Feuer uns an ſeine Bruſt druͤckt, der mit
der groͤßten Hitze hinter unſerm Ruͤcken ſich
Unſrer annimmt. Alles Ueberſpannte taugt
nicht, dauert nicht; Ruhige, ſtille Hochach¬
tung iſt mehr werth, als Anbethung, Vereh¬
rung, Entzuͤckung. Man verlange daher
nicht von Jedem den nemlichen Grad von aͤuſ¬
ſern Freundſchaftsbezeugungen, ſondern beur¬
theile ſeine Freunde nach der fortgeſetzten, im¬
mer gleichen Zuneigung und treuen Ergeben¬
heit, welche ſie uns in der That, ohne Ueber¬

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[255/0285] — das alles ſey Dir heilig, ſey ein Gegen¬ ſtand Deiner Sorgfalt und Deiner Scho¬ nung! Auch Deine heftigſte Leidenſchaft, Deine unmaͤßigſte Begierde muͤſſe dieſe Unver¬ letzlichkeit reſpectiren! 17. Gaben, Anlagen und die Art, ſeine Em¬ pfindungen an den Tag zu legen, ſind bey den Menſchen verſchieden. Nicht immer iſt Der¬ jenige der Gefuͤhlvollſte, welcher am mehrſten von inneren Regungen und Empfindungen ſchwaͤtzt, nicht immer Derjenige der treueſte und beharrlichſte Freund, der mit dem heftig¬ ſten Feuer uns an ſeine Bruſt druͤckt, der mit der groͤßten Hitze hinter unſerm Ruͤcken ſich Unſrer annimmt. Alles Ueberſpannte taugt nicht, dauert nicht; Ruhige, ſtille Hochach¬ tung iſt mehr werth, als Anbethung, Vereh¬ rung, Entzuͤckung. Man verlange daher nicht von Jedem den nemlichen Grad von aͤuſ¬ ſern Freundſchaftsbezeugungen, ſondern beur¬ theile ſeine Freunde nach der fortgeſetzten, im¬ mer gleichen Zuneigung und treuen Ergeben¬ heit, welche ſie uns in der That, ohne Ueber¬ trei¬

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Zitationshilfe: Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/285>, abgerufen am 21.12.2024.