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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788.

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ders ist! Hilf, wenn Du es vermagst! tröste
und verwende alles, was ihm Linderung geben
kann; aber verzärtele ihn nicht an Leib und
Seele, durch weibische Klagen! Erwecke viel¬
mehr seinen männlichen Muth, daß er sich er¬
hebe über die nichtigen Leiden dieser Welt!
Schmeichle ihn nicht mit falschen Hofnungen,
mit Erwartungen eines blinden Ohngefährs;
sondern hilf ihm Wege einschlagen, die eines
weisen Mannes würdig sind!

10.

Aus dem Umgange mit Freunden muß alle
Verstellung verbannt seyn. Da soll alle fal¬
sche
Schaam, da soll aller Zwang, den Con¬
venienz, übertriebene Gefälligkeit und Mis¬
trauen im gemeinen Leben auflegen, wegfallen.
Zutrauen und Aufrichtigkeit müssen unter inni¬
gen Freunden herrschen. Allein man überlege
dabey, daß die Entdeckung von Heimlichkeiten,
deren Mittheilung gar keinen Nutzen stiftet,
hingegen durch die kleinste Unvorsichtigkeit in
Bewahrung derselben Nachtheil bringen kann,
kindische Geschwätzigkeit ist; daß wenig Men¬
schen unter allen Umständen unverbrüchlich ein

Ge¬
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ders iſt! Hilf, wenn Du es vermagſt! troͤſte
und verwende alles, was ihm Linderung geben
kann; aber verzaͤrtele ihn nicht an Leib und
Seele, durch weibiſche Klagen! Erwecke viel¬
mehr ſeinen maͤnnlichen Muth, daß er ſich er¬
hebe uͤber die nichtigen Leiden dieſer Welt!
Schmeichle ihn nicht mit falſchen Hofnungen,
mit Erwartungen eines blinden Ohngefaͤhrs;
ſondern hilf ihm Wege einſchlagen, die eines
weiſen Mannes wuͤrdig ſind!

10.

Aus dem Umgange mit Freunden muß alle
Verſtellung verbannt ſeyn. Da ſoll alle fal¬
ſche
Schaam, da ſoll aller Zwang, den Con¬
venienz, uͤbertriebene Gefaͤlligkeit und Mis¬
trauen im gemeinen Leben auflegen, wegfallen.
Zutrauen und Aufrichtigkeit muͤſſen unter inni¬
gen Freunden herrſchen. Allein man uͤberlege
dabey, daß die Entdeckung von Heimlichkeiten,
deren Mittheilung gar keinen Nutzen ſtiftet,
hingegen durch die kleinſte Unvorſichtigkeit in
Bewahrung derſelben Nachtheil bringen kann,
kindiſche Geſchwaͤtzigkeit iſt; daß wenig Men¬
ſchen unter allen Umſtaͤnden unverbruͤchlich ein

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[245/0275] ders iſt! Hilf, wenn Du es vermagſt! troͤſte und verwende alles, was ihm Linderung geben kann; aber verzaͤrtele ihn nicht an Leib und Seele, durch weibiſche Klagen! Erwecke viel¬ mehr ſeinen maͤnnlichen Muth, daß er ſich er¬ hebe uͤber die nichtigen Leiden dieſer Welt! Schmeichle ihn nicht mit falſchen Hofnungen, mit Erwartungen eines blinden Ohngefaͤhrs; ſondern hilf ihm Wege einſchlagen, die eines weiſen Mannes wuͤrdig ſind! 10. Aus dem Umgange mit Freunden muß alle Verſtellung verbannt ſeyn. Da ſoll alle fal¬ ſche Schaam, da ſoll aller Zwang, den Con¬ venienz, uͤbertriebene Gefaͤlligkeit und Mis¬ trauen im gemeinen Leben auflegen, wegfallen. Zutrauen und Aufrichtigkeit muͤſſen unter inni¬ gen Freunden herrſchen. Allein man uͤberlege dabey, daß die Entdeckung von Heimlichkeiten, deren Mittheilung gar keinen Nutzen ſtiftet, hingegen durch die kleinſte Unvorſichtigkeit in Bewahrung derſelben Nachtheil bringen kann, kindiſche Geſchwaͤtzigkeit iſt; daß wenig Men¬ ſchen unter allen Umſtaͤnden unverbruͤchlich ein Ge¬ Q 3

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Zitationshilfe: Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/275>, abgerufen am 21.12.2024.