also aus Ueberzeugung den Satz hin: Nächst den Personen Deiner Familie bist Du am er¬ sten Deinen Nachbarn und Hausgenossen Rath, That und Hülfe schuldig. Es ist sehr süß, so¬ wohl in der Stadt als auf dem Lande, wenn man mit lieben, wackern Nachbarn eines zwanglosen, freundschaftlichen und vertrauli¬ chen Umgangs pflegen darf. Es kommen im menschlichen Leben so manche Fälle, wo augen¬ blickliche kleine Hülfe uns Wohlthat ist, wo wir uns, zur Erholung von ernsthaften Arbei¬ ten, wenn Sorgen uns drücken, nach der Ge¬ genwart eines guten Menschen sehnen, den wir nicht erst weit zu suchen brauchen -- also vernachlässige man seine Nachbarn nicht, wenn sie irgend von geselliger, wohlwollender Ge¬ müthsart sind! Ich habe die Wohlthat eines solchen Umgangs drey Jahre hindurch in mei¬ ner Einsamkeit bey Frankfurth am Mayn ge¬ schmeckt, und werde mich lebenslang mit Dank¬ barkeit und Freude der fröhlichen Stunden erin¬ nern, die mir an der Seite einer liebenswür¬ digen Familie, die neben mir an wohnte, nur zu schnell entflohn sind. Da war es, wo die verständigen und muntern Gespräche dieser
edeln
alſo aus Ueberzeugung den Satz hin: Naͤchſt den Perſonen Deiner Familie biſt Du am er¬ ſten Deinen Nachbarn und Hausgenoſſen Rath, That und Huͤlfe ſchuldig. Es iſt ſehr ſuͤß, ſo¬ wohl in der Stadt als auf dem Lande, wenn man mit lieben, wackern Nachbarn eines zwangloſen, freundſchaftlichen und vertrauli¬ chen Umgangs pflegen darf. Es kommen im menſchlichen Leben ſo manche Faͤlle, wo augen¬ blickliche kleine Huͤlfe uns Wohlthat iſt, wo wir uns, zur Erholung von ernſthaften Arbei¬ ten, wenn Sorgen uns druͤcken, nach der Ge¬ genwart eines guten Menſchen ſehnen, den wir nicht erſt weit zu ſuchen brauchen — alſo vernachlaͤſſige man ſeine Nachbarn nicht, wenn ſie irgend von geſelliger, wohlwollender Ge¬ muͤthsart ſind! Ich habe die Wohlthat eines ſolchen Umgangs drey Jahre hindurch in mei¬ ner Einſamkeit bey Frankfurth am Mayn ge¬ ſchmeckt, und werde mich lebenslang mit Dank¬ barkeit und Freude der froͤhlichen Stunden erin¬ nern, die mir an der Seite einer liebenswuͤr¬ digen Familie, die neben mir an wohnte, nur zu ſchnell entflohn ſind. Da war es, wo die verſtaͤndigen und muntern Geſpraͤche dieſer
edeln
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[204/0234]
alſo aus Ueberzeugung den Satz hin: Naͤchſt
den Perſonen Deiner Familie biſt Du am er¬
ſten Deinen Nachbarn und Hausgenoſſen Rath,
That und Huͤlfe ſchuldig. Es iſt ſehr ſuͤß, ſo¬
wohl in der Stadt als auf dem Lande, wenn
man mit lieben, wackern Nachbarn eines
zwangloſen, freundſchaftlichen und vertrauli¬
chen Umgangs pflegen darf. Es kommen im
menſchlichen Leben ſo manche Faͤlle, wo augen¬
blickliche kleine Huͤlfe uns Wohlthat iſt, wo
wir uns, zur Erholung von ernſthaften Arbei¬
ten, wenn Sorgen uns druͤcken, nach der Ge¬
genwart eines guten Menſchen ſehnen, den
wir nicht erſt weit zu ſuchen brauchen — alſo
vernachlaͤſſige man ſeine Nachbarn nicht, wenn
ſie irgend von geſelliger, wohlwollender Ge¬
muͤthsart ſind! Ich habe die Wohlthat eines
ſolchen Umgangs drey Jahre hindurch in mei¬
ner Einſamkeit bey Frankfurth am Mayn ge¬
ſchmeckt, und werde mich lebenslang mit Dank¬
barkeit und Freude der froͤhlichen Stunden erin¬
nern, die mir an der Seite einer liebenswuͤr¬
digen Familie, die neben mir an wohnte, nur
zu ſchnell entflohn ſind. Da war es, wo die
verſtaͤndigen und muntern Geſpraͤche dieſer
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/234>, abgerufen am 22.11.2024.
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