Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788.Weg legen; so ist es doch der Mühe werth, 15. Es leben unter uns Männern Bösewichte, fühl
Weg legen; ſo iſt es doch der Muͤhe werth, 15. Es leben unter uns Maͤnnern Boͤſewichte, fuͤhl
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0218" n="188"/> Weg legen; ſo iſt es doch der Muͤhe werth,<lb/> beſonders fuͤr Den, welchen Mutter Natur mit<lb/> einem lebhaften Temperamente und mit war¬<lb/> mer Phantaſie ausgeſtattet hat, ſich an eine<lb/> gewiſſe Herrſchaft des Verſtandes uͤber Ge¬<lb/> fuͤhle und Sinnlichkeit zu gewoͤhnen, und wo<lb/> er ſich dazu zu ſchwach fuͤhlt — der Gelegen¬<lb/> heit auszuweichen.</p><lb/> </div> <div n="3"> <head>15.<lb/></head> <p>Es leben unter uns Maͤnnern Boͤſewichte,<lb/> denen Tugend, Redlichkeit und die Ruhe ihrer<lb/> Nebenmenſchen ſo wenig heilig ſind, daß ſie<lb/> unſchuldige, unerfahrne Maͤdgen, wo nicht<lb/> durch ſchlaue Kuͤnſte wuͤrklich zum Laſter ver¬<lb/> fuͤhren, doch mit falſchen Erwartungen oder<lb/> gar mit Verſprechungen einer kuͤnftigen Ehe¬<lb/> verbindung taͤuſchen, ſich dadurch fuͤr den Au¬<lb/> genblick eine angenehme Exiſtenz verſchaffen,<lb/> die armen Kinder aber, die indeß ihrentwegen<lb/> aller Gelegenheit zu anderweitiger Verſorgung<lb/> ausgewichen ſind, nachher verlaſſen, um neue<lb/> Verbindungen zu ſchlieſſen. Die Schaͤndlich¬<lb/> keit eines ſolchen Verfahrens wird ja wohl Je¬<lb/> der einſehn, der noch einen Funken von Ge¬<lb/> <fw place="bottom" type="catch">fuͤhl<lb/></fw> </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [188/0218]
Weg legen; ſo iſt es doch der Muͤhe werth,
beſonders fuͤr Den, welchen Mutter Natur mit
einem lebhaften Temperamente und mit war¬
mer Phantaſie ausgeſtattet hat, ſich an eine
gewiſſe Herrſchaft des Verſtandes uͤber Ge¬
fuͤhle und Sinnlichkeit zu gewoͤhnen, und wo
er ſich dazu zu ſchwach fuͤhlt — der Gelegen¬
heit auszuweichen.
15.
Es leben unter uns Maͤnnern Boͤſewichte,
denen Tugend, Redlichkeit und die Ruhe ihrer
Nebenmenſchen ſo wenig heilig ſind, daß ſie
unſchuldige, unerfahrne Maͤdgen, wo nicht
durch ſchlaue Kuͤnſte wuͤrklich zum Laſter ver¬
fuͤhren, doch mit falſchen Erwartungen oder
gar mit Verſprechungen einer kuͤnftigen Ehe¬
verbindung taͤuſchen, ſich dadurch fuͤr den Au¬
genblick eine angenehme Exiſtenz verſchaffen,
die armen Kinder aber, die indeß ihrentwegen
aller Gelegenheit zu anderweitiger Verſorgung
ausgewichen ſind, nachher verlaſſen, um neue
Verbindungen zu ſchlieſſen. Die Schaͤndlich¬
keit eines ſolchen Verfahrens wird ja wohl Je¬
der einſehn, der noch einen Funken von Ge¬
fuͤhl
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