Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788.

Bild:
<< vorherige Seite

gen würkt Eifersucht neue Mannigfaltigkeit hin¬
ein; nichts ist süßer, als der Augenblick der
Versöhnung nach kleinen Zwistigkeiten, und
solche Scenen knüpfen das Band fester; Zittre
aber vor der Eifersucht einer Cokette, vor der
Rache eines Weibes, dessen Liebe Du verschmä¬
het hast, oder für welches Dein Herz nicht mehr
spricht, wenn sie Deiner -- sey es nun aus Lust,
oder aus Eitelkeit, aus Vorwitz oder aus Ei¬
gensinn! -- noch begehrt! Sie wird Dich ver¬
folgen mit wüthigem Grimme, und keine Scho¬
nung von Deiner Seite, keine Nachgiebigkeit,
keine Verschwiegenheit über die ehemaligen
Verhältnisse, keine öffentliche Ehrerbiethungs-
Bezeugungen werden Dir helfen, besonders
wenn sie Dich nicht etwa fürchtet.

5.

Weiber-Feinde schreyen laut: das schöne
Geschlecht liebe nie mit so gänzlich treuer Er¬
gebung, als wir Männer; Eitelkeit, Vorwitz,
Lust an Abentheuern oder cörperliches Bedürf¬
niß sey es nur, was sie hinreisse zu uns, und
man dürfe nicht länger auf Weibertreue rech¬
nen, als so lange wir eine von diesen Leiden¬

schaf¬

gen wuͤrkt Eiferſucht neue Mannigfaltigkeit hin¬
ein; nichts iſt ſuͤßer, als der Augenblick der
Verſoͤhnung nach kleinen Zwiſtigkeiten, und
ſolche Scenen knuͤpfen das Band feſter; Zittre
aber vor der Eiferſucht einer Cokette, vor der
Rache eines Weibes, deſſen Liebe Du verſchmaͤ¬
het haſt, oder fuͤr welches Dein Herz nicht mehr
ſpricht, wenn ſie Deiner — ſey es nun aus Luſt,
oder aus Eitelkeit, aus Vorwitz oder aus Ei¬
genſinn! — noch begehrt! Sie wird Dich ver¬
folgen mit wuͤthigem Grimme, und keine Scho¬
nung von Deiner Seite, keine Nachgiebigkeit,
keine Verſchwiegenheit uͤber die ehemaligen
Verhaͤltniſſe, keine oͤffentliche Ehrerbiethungs-
Bezeugungen werden Dir helfen, beſonders
wenn ſie Dich nicht etwa fuͤrchtet.

5.

Weiber-Feinde ſchreyen laut: das ſchoͤne
Geſchlecht liebe nie mit ſo gaͤnzlich treuer Er¬
gebung, als wir Maͤnner; Eitelkeit, Vorwitz,
Luſt an Abentheuern oder coͤrperliches Beduͤrf¬
niß ſey es nur, was ſie hinreiſſe zu uns, und
man duͤrfe nicht laͤnger auf Weibertreue rech¬
nen, als ſo lange wir eine von dieſen Leiden¬

ſchaf¬
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0198" n="168"/>
gen wu&#x0364;rkt Eifer&#x017F;ucht neue Mannigfaltigkeit hin¬<lb/>
ein; nichts i&#x017F;t &#x017F;u&#x0364;ßer, als der Augenblick der<lb/>
Ver&#x017F;o&#x0364;hnung nach kleinen Zwi&#x017F;tigkeiten, und<lb/>
&#x017F;olche Scenen knu&#x0364;pfen das Band fe&#x017F;ter; Zittre<lb/>
aber vor der Eifer&#x017F;ucht einer Cokette, vor der<lb/>
Rache eines Weibes, de&#x017F;&#x017F;en Liebe Du ver&#x017F;chma&#x0364;¬<lb/>
het ha&#x017F;t, oder fu&#x0364;r welches Dein Herz nicht mehr<lb/>
&#x017F;pricht, wenn &#x017F;ie Deiner &#x2014; &#x017F;ey es nun aus Lu&#x017F;t,<lb/>
oder aus Eitelkeit, aus Vorwitz oder aus Ei¬<lb/>
gen&#x017F;inn! &#x2014; noch begehrt! Sie wird Dich ver¬<lb/>
folgen mit wu&#x0364;thigem Grimme, und keine Scho¬<lb/>
nung von Deiner Seite, keine Nachgiebigkeit,<lb/>
keine Ver&#x017F;chwiegenheit u&#x0364;ber die ehemaligen<lb/>
Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e, keine o&#x0364;ffentliche Ehrerbiethungs-<lb/>
Bezeugungen werden Dir helfen, be&#x017F;onders<lb/>
wenn &#x017F;ie Dich nicht etwa fu&#x0364;rchtet.</p><lb/>
          </div>
          <div n="3">
            <head>5.<lb/></head>
            <p>Weiber-Feinde &#x017F;chreyen laut: das &#x017F;cho&#x0364;ne<lb/>
Ge&#x017F;chlecht liebe nie mit &#x017F;o ga&#x0364;nzlich treuer Er¬<lb/>
gebung, als wir Ma&#x0364;nner; Eitelkeit, Vorwitz,<lb/>
Lu&#x017F;t an Abentheuern oder co&#x0364;rperliches Bedu&#x0364;rf¬<lb/>
niß &#x017F;ey es nur, was &#x017F;ie hinrei&#x017F;&#x017F;e zu uns, und<lb/>
man du&#x0364;rfe nicht la&#x0364;nger auf Weibertreue rech¬<lb/>
nen, als &#x017F;o lange wir eine von die&#x017F;en Leiden¬<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chaf¬<lb/></fw>
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[168/0198] gen wuͤrkt Eiferſucht neue Mannigfaltigkeit hin¬ ein; nichts iſt ſuͤßer, als der Augenblick der Verſoͤhnung nach kleinen Zwiſtigkeiten, und ſolche Scenen knuͤpfen das Band feſter; Zittre aber vor der Eiferſucht einer Cokette, vor der Rache eines Weibes, deſſen Liebe Du verſchmaͤ¬ het haſt, oder fuͤr welches Dein Herz nicht mehr ſpricht, wenn ſie Deiner — ſey es nun aus Luſt, oder aus Eitelkeit, aus Vorwitz oder aus Ei¬ genſinn! — noch begehrt! Sie wird Dich ver¬ folgen mit wuͤthigem Grimme, und keine Scho¬ nung von Deiner Seite, keine Nachgiebigkeit, keine Verſchwiegenheit uͤber die ehemaligen Verhaͤltniſſe, keine oͤffentliche Ehrerbiethungs- Bezeugungen werden Dir helfen, beſonders wenn ſie Dich nicht etwa fuͤrchtet. 5. Weiber-Feinde ſchreyen laut: das ſchoͤne Geſchlecht liebe nie mit ſo gaͤnzlich treuer Er¬ gebung, als wir Maͤnner; Eitelkeit, Vorwitz, Luſt an Abentheuern oder coͤrperliches Beduͤrf¬ niß ſey es nur, was ſie hinreiſſe zu uns, und man duͤrfe nicht laͤnger auf Weibertreue rech¬ nen, als ſo lange wir eine von dieſen Leiden¬ ſchaf¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/198
Zitationshilfe: Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/198>, abgerufen am 21.12.2024.