Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788.Paar Bemerkungen! Suchet Ihr einen ver¬ 2. Den Verliebten selbst Regeln über ihren nem
Paar Bemerkungen! Suchet Ihr einen ver¬ 2. Den Verliebten ſelbſt Regeln uͤber ihren nem
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0192" n="162"/> Paar Bemerkungen! Suchet Ihr einen ver¬<lb/> ſtaͤndigen Freund, der Euch mit weiſem Rathe,<lb/> oder mit feſtem Muthe, mit Fleiß und dauern¬<lb/> der Arbeit dienen ſoll; ſo waͤhlet keinen Ver¬<lb/> liebten dazu! Iſt es Euch aber darum zu thun,<lb/> eine theilnehmende, empfindſame Seele zu<lb/> finden, die mit Euch klage, winſele, oder Euch<lb/> ohne Sicherheit Geld borge, auf etwas ſub¬<lb/> ſcribiere, ein reiches Almoſen gebe, ein armes<lb/> Maͤdchen ausſtatte, einen beleidigten Vater<lb/> beſaͤnftigen helfe, oder mit Euch Ritterſtreiche<lb/> mache, Kindereyen treibe, oder Eure Verſe,<lb/> Eure Liederchen <choice><sic>uud</sic><corr>und</corr></choice> Sonaten lobe; ſo wendet<lb/> Euch nach den Umſtaͤnden an einen gluͤckli¬<lb/> chen oder leidenden Liebhaber!</p><lb/> </div> <div n="3"> <head>2.<lb/></head> <p>Den Verliebten ſelbſt Regeln uͤber ihren<lb/> Umgang mit einander zu geben, das wuͤrde<lb/> verlohrne Muͤhe ſeyn; Denn da dieſe Men¬<lb/> ſchen ſelten bey geſunder Vernunft ſind; ſo<lb/> waͤre es eben ſo unſinnig, zu verlangen, daß ſie<lb/> ſich dabey gewiſſen Vorſchriften unterwerfen<lb/> ſollten, als wenn man einem Raſenden zumu¬<lb/> then wollte, in Verſen zu phantaſiren, oder Ei¬<lb/> <fw place="bottom" type="catch">nem<lb/></fw> </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [162/0192]
Paar Bemerkungen! Suchet Ihr einen ver¬
ſtaͤndigen Freund, der Euch mit weiſem Rathe,
oder mit feſtem Muthe, mit Fleiß und dauern¬
der Arbeit dienen ſoll; ſo waͤhlet keinen Ver¬
liebten dazu! Iſt es Euch aber darum zu thun,
eine theilnehmende, empfindſame Seele zu
finden, die mit Euch klage, winſele, oder Euch
ohne Sicherheit Geld borge, auf etwas ſub¬
ſcribiere, ein reiches Almoſen gebe, ein armes
Maͤdchen ausſtatte, einen beleidigten Vater
beſaͤnftigen helfe, oder mit Euch Ritterſtreiche
mache, Kindereyen treibe, oder Eure Verſe,
Eure Liederchen und Sonaten lobe; ſo wendet
Euch nach den Umſtaͤnden an einen gluͤckli¬
chen oder leidenden Liebhaber!
2.
Den Verliebten ſelbſt Regeln uͤber ihren
Umgang mit einander zu geben, das wuͤrde
verlohrne Muͤhe ſeyn; Denn da dieſe Men¬
ſchen ſelten bey geſunder Vernunft ſind; ſo
waͤre es eben ſo unſinnig, zu verlangen, daß ſie
ſich dabey gewiſſen Vorſchriften unterwerfen
ſollten, als wenn man einem Raſenden zumu¬
then wollte, in Verſen zu phantaſiren, oder Ei¬
nem
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