Mit Verliebten ist vernünftiger Weise gar nicht umzugehn; Sie sind, so wenig als andre Betrunkene, zur Geselligkeit geschickt; Ausser ihrem Abgotte ist die ganze Welt tod für sie. Man mag übrigens leicht mit ihnen fertig wer¬ den, wenn man nur Geduld genug hat, sie von dem Gegenstande ihrer Zärtlichkeit reden zu hören, ohne zu jähnen, wenn man im Gegen¬ theil dabey einiges Interesse zeigt, sich über ihre Thorheiten und Launen nicht zu ärgern und, im Fall die Liebe heimlich gehalten seyn soll, sie nicht zu beobachten, nichts zu merken scheint, wüsste auch die ganze Stadt das Ge¬ heimniß (wie es denn mehrentheils geschieht) endlich wenn man ihre Eifersucht nicht erregt.
Und so hätte ich denn über diesen Gegen¬ stand weiter nichts zu reden -- Doch noch ein
Paar
L
Fuͤnftes Capittel.
Ueber den Umgang mit und unter Ver¬ liebten.
1.
Mit Verliebten iſt vernuͤnftiger Weiſe gar nicht umzugehn; Sie ſind, ſo wenig als andre Betrunkene, zur Geſelligkeit geſchickt; Auſſer ihrem Abgotte iſt die ganze Welt tod fuͤr ſie. Man mag uͤbrigens leicht mit ihnen fertig wer¬ den, wenn man nur Geduld genug hat, ſie von dem Gegenſtande ihrer Zaͤrtlichkeit reden zu hoͤren, ohne zu jaͤhnen, wenn man im Gegen¬ theil dabey einiges Intereſſe zeigt, ſich uͤber ihre Thorheiten und Launen nicht zu aͤrgern und, im Fall die Liebe heimlich gehalten ſeyn ſoll, ſie nicht zu beobachten, nichts zu merken ſcheint, wuͤſſte auch die ganze Stadt das Ge¬ heimniß (wie es denn mehrentheils geſchieht) endlich wenn man ihre Eiferſucht nicht erregt.
Und ſo haͤtte ich denn uͤber dieſen Gegen¬ ſtand weiter nichts zu reden — Doch noch ein
Paar
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Fuͤnftes Capittel.
Ueber den Umgang mit und unter Ver¬
liebten.
1.
Mit Verliebten iſt vernuͤnftiger Weiſe gar
nicht umzugehn; Sie ſind, ſo wenig als andre
Betrunkene, zur Geſelligkeit geſchickt; Auſſer
ihrem Abgotte iſt die ganze Welt tod fuͤr ſie.
Man mag uͤbrigens leicht mit ihnen fertig wer¬
den, wenn man nur Geduld genug hat, ſie von
dem Gegenſtande ihrer Zaͤrtlichkeit reden zu
hoͤren, ohne zu jaͤhnen, wenn man im Gegen¬
theil dabey einiges Intereſſe zeigt, ſich uͤber
ihre Thorheiten und Launen nicht zu aͤrgern
und, im Fall die Liebe heimlich gehalten ſeyn
ſoll, ſie nicht zu beobachten, nichts zu merken
ſcheint, wuͤſſte auch die ganze Stadt das Ge¬
heimniß (wie es denn mehrentheils geſchieht)
endlich wenn man ihre Eiferſucht nicht erregt.
Und ſo haͤtte ich denn uͤber dieſen Gegen¬
ſtand weiter nichts zu reden — Doch noch ein
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/191>, abgerufen am 03.01.2025.
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