förderung unsrer eigenen Ruhe abzielen; so¬ dann Rücksichten auf Kinder und Hausgenos¬ sen, und endlich auf das Publicum. Was uns selbst betrifft; so rathe ich, wenn einmal keine Hofnung zu Bewürkung sittlicher Besserung da ist, sich nicht mit Klagen, Vorwürfen und Zänkereyen aufzuhalten, sondern in der Stille solche kräftige Gegenmittel zu wählen, die uns Vernunft, Rechtschaffenheit und Gefühl von Ehre anrathen. Entwirf reiflich und mit mög¬ lichst kaltem Blute Deinen Plan! Ueberlege wohl, ob eine Trennung nöthig sey, oder wie Du es anzufangen habest, Deinen Zustand, wenn derselbe nun einmal nicht zu verbessern ist, leidlich zu machen, und laß Dich dann von dieser Richtschnur durch nichts, selbst durch keine blos anscheinende Besserung, noch durch Lieb¬ kosungen abwendig machen! Erniedrige Dich aber nie so weit, daß Du Dich durch Hitze zu groben Behandlungen verleiten liessest, sonst hast Du schon zur Hälfte Unrecht. Erfülle endlich um so treuer Deine Pflichten, je öfter Dein Weib dieselben übertritt; so wird auch Dein Gewissen beruhigt seyn, und mit einem ruhigen Gewissen lässt sich alles, auch das
Aergste
foͤrderung unſrer eigenen Ruhe abzielen; ſo¬ dann Ruͤckſichten auf Kinder und Hausgenoſ¬ ſen, und endlich auf das Publicum. Was uns ſelbſt betrifft; ſo rathe ich, wenn einmal keine Hofnung zu Bewuͤrkung ſittlicher Beſſerung da iſt, ſich nicht mit Klagen, Vorwuͤrfen und Zaͤnkereyen aufzuhalten, ſondern in der Stille ſolche kraͤftige Gegenmittel zu waͤhlen, die uns Vernunft, Rechtſchaffenheit und Gefuͤhl von Ehre anrathen. Entwirf reiflich und mit moͤg¬ lichſt kaltem Blute Deinen Plan! Ueberlege wohl, ob eine Trennung noͤthig ſey, oder wie Du es anzufangen habeſt, Deinen Zuſtand, wenn derſelbe nun einmal nicht zu verbeſſern iſt, leidlich zu machen, und laß Dich dann von dieſer Richtſchnur durch nichts, ſelbſt durch keine blos anſcheinende Beſſerung, noch durch Lieb¬ koſungen abwendig machen! Erniedrige Dich aber nie ſo weit, daß Du Dich durch Hitze zu groben Behandlungen verleiten lieſſeſt, ſonſt haſt Du ſchon zur Haͤlfte Unrecht. Erfuͤlle endlich um ſo treuer Deine Pflichten, je oͤfter Dein Weib dieſelben uͤbertritt; ſo wird auch Dein Gewiſſen beruhigt ſeyn, und mit einem ruhigen Gewiſſen laͤſſt ſich alles, auch das
Aergſte
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foͤrderung unſrer eigenen Ruhe abzielen; ſo¬
dann Ruͤckſichten auf Kinder und Hausgenoſ¬
ſen, und endlich auf das Publicum. Was uns
ſelbſt betrifft; ſo rathe ich, wenn einmal keine
Hofnung zu Bewuͤrkung ſittlicher Beſſerung
da iſt, ſich nicht mit Klagen, Vorwuͤrfen und
Zaͤnkereyen aufzuhalten, ſondern in der Stille
ſolche kraͤftige Gegenmittel zu waͤhlen, die uns
Vernunft, Rechtſchaffenheit und Gefuͤhl von
Ehre anrathen. Entwirf reiflich und mit moͤg¬
lichſt kaltem Blute Deinen Plan! Ueberlege
wohl, ob eine Trennung noͤthig ſey, oder wie
Du es anzufangen habeſt, Deinen Zuſtand,
wenn derſelbe nun einmal nicht zu verbeſſern
iſt, leidlich zu machen, und laß Dich dann von
dieſer Richtſchnur durch nichts, ſelbſt durch keine
blos anſcheinende Beſſerung, noch durch Lieb¬
koſungen abwendig machen! Erniedrige Dich
aber nie ſo weit, daß Du Dich durch Hitze zu
groben Behandlungen verleiten lieſſeſt, ſonſt
haſt Du ſchon zur Haͤlfte Unrecht. Erfuͤlle
endlich um ſo treuer Deine Pflichten, je oͤfter
Dein Weib dieſelben uͤbertritt; ſo wird auch
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/184>, abgerufen am 24.11.2024.
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