brechen, oder gar' mit Lastern behaftet, der Liebe und Achtung edler Menschen unwerth ist; wenn unsre Gattinn uns durch ein mür¬ risches, feindseliges Temperament, durch Neid, Geiz oder unvernünftige Eifersucht das Leben verbittert, oder wenn sie sich durch ein falsches, tückisches Herz verächtlich macht, oder wenn sie in Unzucht, oder Völlerey lebt? Ich brau¬ che hier nicht zu erinnern, daß mancher ehrli¬ che Mann unschuldigerweise in dies Labyrinth gerathen kann, wenn ihm die Liebe in früher Jugend einen Streich gespielt hat, indem der böse Feind Asmodäus im Brautstande immer die schönste Larve vornimt. Ich schweige hin¬ gegen auch davon, daß sehr oft der Mann durch üble oder unvorsichtige Behandlung daran Schuld ist, wenn Untugenden und La¬ ster, zu welchem der Keim in dem Herzen sei¬ ner Frau lag, zum Ausbruch kommen. Es würde mich endlich zu weit führen, wenn ich Regeln für das Verhalten in jeder einzelnen unglüklichen Lage von der Art geben wollte -- Also nur so viel im Allgemeinen! Man muß in solchen Situationen dreyerley Rücksichten nehmen, nemlich: zuerst solche, welche auf Be¬
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brechen, oder gar' mit Laſtern behaftet, der Liebe und Achtung edler Menſchen unwerth iſt; wenn unſre Gattinn uns durch ein muͤr¬ riſches, feindſeliges Temperament, durch Neid, Geiz oder unvernuͤnftige Eiferſucht das Leben verbittert, oder wenn ſie ſich durch ein falſches, tuͤckiſches Herz veraͤchtlich macht, oder wenn ſie in Unzucht, oder Voͤllerey lebt? Ich brau¬ che hier nicht zu erinnern, daß mancher ehrli¬ che Mann unſchuldigerweiſe in dies Labyrinth gerathen kann, wenn ihm die Liebe in fruͤher Jugend einen Streich geſpielt hat, indem der boͤſe Feind Asmodaͤus im Brautſtande immer die ſchoͤnſte Larve vornimt. Ich ſchweige hin¬ gegen auch davon, daß ſehr oft der Mann durch uͤble oder unvorſichtige Behandlung daran Schuld iſt, wenn Untugenden und La¬ ſter, zu welchem der Keim in dem Herzen ſei¬ ner Frau lag, zum Ausbruch kommen. Es wuͤrde mich endlich zu weit fuͤhren, wenn ich Regeln fuͤr das Verhalten in jeder einzelnen ungluͤklichen Lage von der Art geben wollte — Alſo nur ſo viel im Allgemeinen! Man muß in ſolchen Situationen dreyerley Ruͤckſichten nehmen, nemlich: zuerſt ſolche, welche auf Be¬
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brechen, oder gar' mit Laſtern behaftet, der
Liebe und Achtung edler Menſchen unwerth
iſt; wenn unſre Gattinn uns durch ein muͤr¬
riſches, feindſeliges Temperament, durch Neid,
Geiz oder unvernuͤnftige Eiferſucht das Leben
verbittert, oder wenn ſie ſich durch ein falſches,
tuͤckiſches Herz veraͤchtlich macht, oder wenn
ſie in Unzucht, oder Voͤllerey lebt? Ich brau¬
che hier nicht zu erinnern, daß mancher ehrli¬
che Mann unſchuldigerweiſe in dies Labyrinth
gerathen kann, wenn ihm die Liebe in fruͤher
Jugend einen Streich geſpielt hat, indem der
boͤſe Feind Asmodaͤus im Brautſtande immer
die ſchoͤnſte Larve vornimt. Ich ſchweige hin¬
gegen auch davon, daß ſehr oft der Mann
durch uͤble oder unvorſichtige Behandlung
daran Schuld iſt, wenn Untugenden und La¬
ſter, zu welchem der Keim in dem Herzen ſei¬
ner Frau lag, zum Ausbruch kommen. Es
wuͤrde mich endlich zu weit fuͤhren, wenn ich
Regeln fuͤr das Verhalten in jeder einzelnen
ungluͤklichen Lage von der Art geben wollte —
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/183>, abgerufen am 24.11.2024.
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