Nicht immer habe ich mich vor mei¬ nen Schriften genannt; Zuweilen hat man mich als Verfasser von Büchern an¬ gegeben, die ich nicht einmal gelesen hatte. Das hat mich bis itzt wenig be¬ kümmert; Anders aber handelt der Mann, der in fremden Provinzen lebt, ohne an den Staat geknüpft zu seyn, dem es desfalls weniger ängstlich um seinen bürgerlichen und gelehrten Ruf zu thun ist, und anders Der, welcher in seinem Vaterlande wohnt, und dem die Achtung auch des Geringsten unter seinen Mit¬ bürgern nicht gleichgültig seyn darf. Nach achtzehnjähriger Abwesenheit be¬ finde ich mich nun wieder in dem letztern Falle. Ich würde fürchten, man mögte das Unkraut, so ich hergäbe, dem vater¬ ländischen Boden zur Last legen, auf welchem es gewachsen wäre, wenn ich fortführe, so schnell zu arbeiten; Ich würde fürchten, mein liebes Vaterland zu beschimpfen, in welchem gottlob! der
Hau¬
Nicht immer habe ich mich vor mei¬ nen Schriften genannt; Zuweilen hat man mich als Verfaſſer von Buͤchern an¬ gegeben, die ich nicht einmal geleſen hatte. Das hat mich bis itzt wenig be¬ kuͤmmert; Anders aber handelt der Mann, der in fremden Provinzen lebt, ohne an den Staat geknuͤpft zu ſeyn, dem es desfalls weniger aͤngſtlich um ſeinen buͤrgerlichen und gelehrten Ruf zu thun iſt, und anders Der, welcher in ſeinem Vaterlande wohnt, und dem die Achtung auch des Geringſten unter ſeinen Mit¬ buͤrgern nicht gleichguͤltig ſeyn darf. Nach achtzehnjaͤhriger Abweſenheit be¬ finde ich mich nun wieder in dem letztern Falle. Ich wuͤrde fuͤrchten, man moͤgte das Unkraut, ſo ich hergaͤbe, dem vater¬ laͤndiſchen Boden zur Laſt legen, auf welchem es gewachſen waͤre, wenn ich fortfuͤhre, ſo ſchnell zu arbeiten; Ich wuͤrde fuͤrchten, mein liebes Vaterland zu beſchimpfen, in welchem gottlob! der
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[VI/0016]
Nicht immer habe ich mich vor mei¬
nen Schriften genannt; Zuweilen hat
man mich als Verfaſſer von Buͤchern an¬
gegeben, die ich nicht einmal geleſen
hatte. Das hat mich bis itzt wenig be¬
kuͤmmert; Anders aber handelt der
Mann, der in fremden Provinzen lebt,
ohne an den Staat geknuͤpft zu ſeyn, dem
es desfalls weniger aͤngſtlich um ſeinen
buͤrgerlichen und gelehrten Ruf zu thun
iſt, und anders Der, welcher in ſeinem
Vaterlande wohnt, und dem die Achtung
auch des Geringſten unter ſeinen Mit¬
buͤrgern nicht gleichguͤltig ſeyn darf.
Nach achtzehnjaͤhriger Abweſenheit be¬
finde ich mich nun wieder in dem letztern
Falle. Ich wuͤrde fuͤrchten, man moͤgte
das Unkraut, ſo ich hergaͤbe, dem vater¬
laͤndiſchen Boden zur Laſt legen, auf
welchem es gewachſen waͤre, wenn ich
fortfuͤhre, ſo ſchnell zu arbeiten; Ich
wuͤrde fuͤrchten, mein liebes Vaterland
zu beſchimpfen, in welchem gottlob! der
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. VI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/16>, abgerufen am 25.11.2024.
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