Hauswesen vorgestanden. Sie empfängt ihn liebreich und freundlich; die Abendstunden gehen unter frohen Gesprächen, bey Verab¬ redungen, die das Wohl ihrer Familie zum Gegenstande haben, im häuslichen Cirkel vor¬ über, und man wird sich einander nie über¬ drüssig. Es giebt eine feine, bescheidene Art sich rar zu machen, zu veranlassen, daß man sich nach uns sehne; diese soll man studieren. Auch im Aeussern soll man alles entfernen, was zurückscheuchen könnte. Man soll sich sei¬ nem Gatten, seiner Gattinn, nicht in einer eckelhaften, schmutzigen Kleidung zeigen, sich zu Hause nicht zu viel Unmanierlichkeiten er¬ lauben -- das ist man ja schon sich selber schul¬ dig -- und vor allen Dingen, wenn man auf dem Lande lebt, nicht verbauern, nicht pöbel¬ hafte Sitten, noch niedrige, plumpe Ausdrücke im Reden annehmen, noch unreinlich, nach¬ lässig an seinem Körper werden. Denn wie ist es möglich, daß eine Frau, die immer an ihrem Manne unter allen übrigem Menschen, mit welchen sie umgeht, am mehrsten Fehler und Unanständigkeiten wahrnimt, denselben vor allen Andern gern sehn, schätzen und lieben soll?
-- Noch
Hausweſen vorgeſtanden. Sie empfaͤngt ihn liebreich und freundlich; die Abendſtunden gehen unter frohen Geſpraͤchen, bey Verab¬ redungen, die das Wohl ihrer Familie zum Gegenſtande haben, im haͤuslichen Cirkel vor¬ uͤber, und man wird ſich einander nie uͤber¬ druͤſſig. Es giebt eine feine, beſcheidene Art ſich rar zu machen, zu veranlaſſen, daß man ſich nach uns ſehne; dieſe ſoll man ſtudieren. Auch im Aeuſſern ſoll man alles entfernen, was zuruͤckſcheuchen koͤnnte. Man ſoll ſich ſei¬ nem Gatten, ſeiner Gattinn, nicht in einer eckelhaften, ſchmutzigen Kleidung zeigen, ſich zu Hauſe nicht zu viel Unmanierlichkeiten er¬ lauben — das iſt man ja ſchon ſich ſelber ſchul¬ dig — und vor allen Dingen, wenn man auf dem Lande lebt, nicht verbauern, nicht poͤbel¬ hafte Sitten, noch niedrige, plumpe Ausdruͤcke im Reden annehmen, noch unreinlich, nach¬ laͤſſig an ſeinem Koͤrper werden. Denn wie iſt es moͤglich, daß eine Frau, die immer an ihrem Manne unter allen uͤbrigem Menſchen, mit welchen ſie umgeht, am mehrſten Fehler und Unanſtaͤndigkeiten wahrnimt, denſelben vor allen Andern gern ſehn, ſchaͤtzen und lieben ſoll?
— Noch
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Hausweſen vorgeſtanden. Sie empfaͤngt ihn
liebreich und freundlich; die Abendſtunden
gehen unter frohen Geſpraͤchen, bey Verab¬
redungen, die das Wohl ihrer Familie zum
Gegenſtande haben, im haͤuslichen Cirkel vor¬
uͤber, und man wird ſich einander nie uͤber¬
druͤſſig. Es giebt eine feine, beſcheidene Art
ſich rar zu machen, zu veranlaſſen, daß man
ſich nach uns ſehne; dieſe ſoll man ſtudieren.
Auch im Aeuſſern ſoll man alles entfernen,
was zuruͤckſcheuchen koͤnnte. Man ſoll ſich ſei¬
nem Gatten, ſeiner Gattinn, nicht in einer
eckelhaften, ſchmutzigen Kleidung zeigen, ſich
zu Hauſe nicht zu viel Unmanierlichkeiten er¬
lauben — das iſt man ja ſchon ſich ſelber ſchul¬
dig — und vor allen Dingen, wenn man auf
dem Lande lebt, nicht verbauern, nicht poͤbel¬
hafte Sitten, noch niedrige, plumpe Ausdruͤcke
im Reden annehmen, noch unreinlich, nach¬
laͤſſig an ſeinem Koͤrper werden. Denn wie
iſt es moͤglich, daß eine Frau, die immer an
ihrem Manne unter allen uͤbrigem Menſchen,
mit welchen ſie umgeht, am mehrſten Fehler
und Unanſtaͤndigkeiten wahrnimt, denſelben vor
allen Andern gern ſehn, ſchaͤtzen und lieben ſoll?
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/152>, abgerufen am 24.11.2024.
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