Niemand kann lebhafter als ich selbst fühlen, welcher Ausfeilung meine zuerst herausgegebenen Schriften noch bedurft hätten, um irgend einen Grad von Voll¬ kommenheit zu erreichen. Indessen wur¬ den sie und werden noch immer häufiger gelesen und öfter aufgelegt, als sie es verdienen. Der Verleger bath um mehr Waare von der Art, machte mir vortheil¬ hafte Bedingungen, und ich wies den Erwerb nicht von mir. Ich schäme mich dieses Geständnisses nicht: Wer nur ir¬ gend weiß, auf welche Weise mein Ver¬ mögen eine lange Reihe von Jahren hin¬ durch, sehr ohne meine Schuld, ist ver¬ waltet worden, der wird mir das gern verzeihn, und wer mit meiner häuslichen Lebensart bekannt ist, muß mir das Zeug¬ niß geben, daß ich das Gewonnene auf keine unedle Art verwendet habe.
Niemand kann lebhafter als ich ſelbſt fuͤhlen, welcher Ausfeilung meine zuerſt herausgegebenen Schriften noch bedurft haͤtten, um irgend einen Grad von Voll¬ kommenheit zu erreichen. Indeſſen wur¬ den ſie und werden noch immer haͤufiger geleſen und oͤfter aufgelegt, als ſie es verdienen. Der Verleger bath um mehr Waare von der Art, machte mir vortheil¬ hafte Bedingungen, und ich wies den Erwerb nicht von mir. Ich ſchaͤme mich dieſes Geſtaͤndniſſes nicht: Wer nur ir¬ gend weiß, auf welche Weiſe mein Ver¬ moͤgen eine lange Reihe von Jahren hin¬ durch, ſehr ohne meine Schuld, iſt ver¬ waltet worden, der wird mir das gern verzeihn, und wer mit meiner haͤuslichen Lebensart bekannt iſt, muß mir das Zeug¬ niß geben, daß ich das Gewonnene auf keine unedle Art verwendet habe.
Nicht
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[V/0015]
Entſchuldigung meiner bisherigen Viel¬
ſchreiberey anzufuͤhren.
Niemand kann lebhafter als ich ſelbſt
fuͤhlen, welcher Ausfeilung meine zuerſt
herausgegebenen Schriften noch bedurft
haͤtten, um irgend einen Grad von Voll¬
kommenheit zu erreichen. Indeſſen wur¬
den ſie und werden noch immer haͤufiger
geleſen und oͤfter aufgelegt, als ſie es
verdienen. Der Verleger bath um mehr
Waare von der Art, machte mir vortheil¬
hafte Bedingungen, und ich wies den
Erwerb nicht von mir. Ich ſchaͤme mich
dieſes Geſtaͤndniſſes nicht: Wer nur ir¬
gend weiß, auf welche Weiſe mein Ver¬
moͤgen eine lange Reihe von Jahren hin¬
durch, ſehr ohne meine Schuld, iſt ver¬
waltet worden, der wird mir das gern
verzeihn, und wer mit meiner haͤuslichen
Lebensart bekannt iſt, muß mir das Zeug¬
niß geben, daß ich das Gewonnene auf
keine unedle Art verwendet habe.
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. V. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/15>, abgerufen am 21.11.2024.
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