nen sich nie auszusetzen, rathe ich, zwar die herzliche Vertraulichkeit, die den Umgang im Familien-Cirkel so angenehm macht, nicht zu verachten, aber so wenig als möglich bey Blutsfreunden Erwartungen von Unterstütz¬ zung und Schutz zu hegen und zu erwecken, sich seiner Verwandten anzunehmen, in so fern es ohne Unbilligkeit gegen bessere Men¬ schen geschehn kann, nicht aber seine dummen Vettern, wenn man die Macht in Händen hat, Andre glücklich zu machen, auf Unkosten verdienstvoller Fremden, zu befördern und hin¬ aufzuschieben.
Ausserdem lässt sich auf den Umgang mit Verwandten noch dasjenige anwenden, was ich unten von dem Umgange unter Eheleuten und Freunden sagen werde, nemlich daß Men¬ schen, die sich lange kennen, und oft ohne Larve und Schminke sehen, doppelt vorsichtig in ihrem Betragen gegeneinander seyn müssen, damit Einer des Andern nicht müde, und, we¬ gen kleiner Fehler, nicht ungerecht gegen grös¬ sere Tugenden werde.
End¬
nen ſich nie auszuſetzen, rathe ich, zwar die herzliche Vertraulichkeit, die den Umgang im Familien-Cirkel ſo angenehm macht, nicht zu verachten, aber ſo wenig als moͤglich bey Blutsfreunden Erwartungen von Unterſtuͤtz¬ zung und Schutz zu hegen und zu erwecken, ſich ſeiner Verwandten anzunehmen, in ſo fern es ohne Unbilligkeit gegen beſſere Men¬ ſchen geſchehn kann, nicht aber ſeine dummen Vettern, wenn man die Macht in Haͤnden hat, Andre gluͤcklich zu machen, auf Unkoſten verdienſtvoller Fremden, zu befoͤrdern und hin¬ aufzuſchieben.
Auſſerdem laͤſſt ſich auf den Umgang mit Verwandten noch dasjenige anwenden, was ich unten von dem Umgange unter Eheleuten und Freunden ſagen werde, nemlich daß Men¬ ſchen, die ſich lange kennen, und oft ohne Larve und Schminke ſehen, doppelt vorſichtig in ihrem Betragen gegeneinander ſeyn muͤſſen, damit Einer des Andern nicht muͤde, und, we¬ gen kleiner Fehler, nicht ungerecht gegen groͤſ¬ ſere Tugenden werde.
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nen ſich nie auszuſetzen, rathe ich, zwar die
herzliche Vertraulichkeit, die den Umgang im
Familien-Cirkel ſo angenehm macht, nicht zu
verachten, aber ſo wenig als moͤglich bey
Blutsfreunden Erwartungen von Unterſtuͤtz¬
zung und Schutz zu hegen und zu erwecken,
ſich ſeiner Verwandten anzunehmen, in ſo
fern es ohne Unbilligkeit gegen beſſere Men¬
ſchen geſchehn kann, nicht aber ſeine dummen
Vettern, wenn man die Macht in Haͤnden
hat, Andre gluͤcklich zu machen, auf Unkoſten
verdienſtvoller Fremden, zu befoͤrdern und hin¬
aufzuſchieben.
Auſſerdem laͤſſt ſich auf den Umgang mit
Verwandten noch dasjenige anwenden, was
ich unten von dem Umgange unter Eheleuten
und Freunden ſagen werde, nemlich daß Men¬
ſchen, die ſich lange kennen, und oft ohne
Larve und Schminke ſehen, doppelt vorſichtig
in ihrem Betragen gegeneinander ſeyn muͤſſen,
damit Einer des Andern nicht muͤde, und, we¬
gen kleiner Fehler, nicht ungerecht gegen groͤſ¬
ſere Tugenden werde.
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/141>, abgerufen am 24.11.2024.
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