Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788.ches gesehn und erlebt hat und davon zu er¬ 5. So viel über das Betragen bejahrter In unsern von Vorurtheilen so säuberlich zu
ches geſehn und erlebt hat und davon zu er¬ 5. So viel uͤber das Betragen bejahrter In unſern von Vorurtheilen ſo ſaͤuberlich zu
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0124" n="94"/> ches geſehn und erlebt hat und davon zu er¬<lb/> zaͤhlen weiß, nicht an Reiz fehlt.</p><lb/> </div> <div n="3"> <head>5.<lb/></head> <p>So viel uͤber das Betragen bejahrter<lb/> Perſonen gegen juͤngere Leute! Jetzt noch et¬<lb/> was von der Auffuͤhrung der Juͤnglinge im<lb/> Umgange mit Maͤnnern und Greiſen!</p><lb/> <p>In unſern von Vorurtheilen ſo ſaͤuberlich<lb/> gereinigten, aufgeklaͤrten Zeiten werden man¬<lb/> che Empfindungen, welche Mutter Natur uns<lb/> eingepraͤgt hat, wegraiſonnirt. Dahin gehoͤrt<lb/> denn auch das Gefuͤhl der Ehrerbietung gegen<lb/> das hohe Alter. Unſre Juͤnglinge werden<lb/> fruͤher reif, fruͤher klug, fruͤher gelehrt; Durch<lb/> fleißige Lectur, beſonders der reichhaltigen<lb/> Journale, erſetzen ſie, was ihnen an Erfah¬<lb/> rung und Fleiß mangeln koͤnnte; Dies macht<lb/> ſie ſo weiſe, uͤber Dinge entſcheiden zu koͤnnen,<lb/> wovon man ehemals glaubte, es wuͤrde viel¬<lb/> jaͤhriges, aͤmſiges Studium dazu erfordert,<lb/> nur einigermaßen klar darinn zu ſehn. Da¬<lb/> her entſteht auch jene edle Selbſtigkeit und Zu¬<lb/> verſicht, die ſchwaͤchere Koͤpfe fuͤr Unverſchaͤmt¬<lb/> heit halten, jene Ueberzeugung des eigenen<lb/> Werths, mit welcher unbaͤrtige Knaben heut<lb/> <fw place="bottom" type="catch">zu<lb/></fw> </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [94/0124]
ches geſehn und erlebt hat und davon zu er¬
zaͤhlen weiß, nicht an Reiz fehlt.
5.
So viel uͤber das Betragen bejahrter
Perſonen gegen juͤngere Leute! Jetzt noch et¬
was von der Auffuͤhrung der Juͤnglinge im
Umgange mit Maͤnnern und Greiſen!
In unſern von Vorurtheilen ſo ſaͤuberlich
gereinigten, aufgeklaͤrten Zeiten werden man¬
che Empfindungen, welche Mutter Natur uns
eingepraͤgt hat, wegraiſonnirt. Dahin gehoͤrt
denn auch das Gefuͤhl der Ehrerbietung gegen
das hohe Alter. Unſre Juͤnglinge werden
fruͤher reif, fruͤher klug, fruͤher gelehrt; Durch
fleißige Lectur, beſonders der reichhaltigen
Journale, erſetzen ſie, was ihnen an Erfah¬
rung und Fleiß mangeln koͤnnte; Dies macht
ſie ſo weiſe, uͤber Dinge entſcheiden zu koͤnnen,
wovon man ehemals glaubte, es wuͤrde viel¬
jaͤhriges, aͤmſiges Studium dazu erfordert,
nur einigermaßen klar darinn zu ſehn. Da¬
her entſteht auch jene edle Selbſtigkeit und Zu¬
verſicht, die ſchwaͤchere Koͤpfe fuͤr Unverſchaͤmt¬
heit halten, jene Ueberzeugung des eigenen
Werths, mit welcher unbaͤrtige Knaben heut
zu
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