Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788.

Bild:
<< vorherige Seite

ren Gelegenheit geben, daß die Jugend Ihrer
spotte, die Ehrerbiethung oder irgend eine der
Rücksichten vergesse, die man ihnen schuldig ist.

4.

Es ist indessen nicht genug, daß der Um¬
gang älterer Leute den jüngern nicht lästig und
hinderlich werde; er muß ihnen auch Nutzen
schaffen; Eine größere Summe von Erfah¬
rungen berechtigt und verpflichtet Jene, Diese
zu unterrichten, zurechtzuweisen, ihnen durch
Rath und Beyspiel nützlich zu werden. Dies
muß aber ohne Pedanterie, ohne Stolz und
Anmaßung geschehn, ohne auf lächerliche
Weise für alles eingenommen zu seyn, alles
anzupreisen, was alt ist, ohne Aufopferung
aller Jugend-Freuden, beständige Huldigung
und unterthänige Aufwartung zu fordern,
ohne Langeweile zu erregen, und ohne sich
aufzudringen. Man soll sich vielmehr aufsu¬
chen lassen, und das wird gewiß nicht fehlen,
da gutgeartete junge Leute sich's zur Ehre zu
rechnen pflegen, mit freundlichen und verstän¬
digen Greisen umgehn zu dürfen, und es der
Unterhaltung mit einem Solchen, der so man¬

ches

ren Gelegenheit geben, daß die Jugend Ihrer
ſpotte, die Ehrerbiethung oder irgend eine der
Ruͤckſichten vergeſſe, die man ihnen ſchuldig iſt.

4.

Es iſt indeſſen nicht genug, daß der Um¬
gang aͤlterer Leute den juͤngern nicht laͤſtig und
hinderlich werde; er muß ihnen auch Nutzen
ſchaffen; Eine groͤßere Summe von Erfah¬
rungen berechtigt und verpflichtet Jene, Dieſe
zu unterrichten, zurechtzuweiſen, ihnen durch
Rath und Beyſpiel nuͤtzlich zu werden. Dies
muß aber ohne Pedanterie, ohne Stolz und
Anmaßung geſchehn, ohne auf laͤcherliche
Weiſe fuͤr alles eingenommen zu ſeyn, alles
anzupreiſen, was alt iſt, ohne Aufopferung
aller Jugend-Freuden, beſtaͤndige Huldigung
und unterthaͤnige Aufwartung zu fordern,
ohne Langeweile zu erregen, und ohne ſich
aufzudringen. Man ſoll ſich vielmehr aufſu¬
chen laſſen, und das wird gewiß nicht fehlen,
da gutgeartete junge Leute ſich's zur Ehre zu
rechnen pflegen, mit freundlichen und verſtaͤn¬
digen Greiſen umgehn zu duͤrfen, und es der
Unterhaltung mit einem Solchen, der ſo man¬

ches
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0123" n="93"/>
ren Gelegenheit geben, daß die Jugend Ihrer<lb/>
&#x017F;potte, die Ehrerbiethung oder irgend eine der<lb/>
Ru&#x0364;ck&#x017F;ichten verge&#x017F;&#x017F;e, die man ihnen &#x017F;chuldig i&#x017F;t.</p><lb/>
          </div>
          <div n="3">
            <head>4.<lb/></head>
            <p>Es i&#x017F;t inde&#x017F;&#x017F;en nicht genug, daß der Um¬<lb/>
gang a&#x0364;lterer Leute den ju&#x0364;ngern nicht la&#x0364;&#x017F;tig und<lb/>
hinderlich werde; er muß ihnen auch Nutzen<lb/>
&#x017F;chaffen; Eine gro&#x0364;ßere Summe von Erfah¬<lb/>
rungen berechtigt und verpflichtet Jene, Die&#x017F;e<lb/>
zu unterrichten, zurechtzuwei&#x017F;en, ihnen durch<lb/>
Rath und Bey&#x017F;piel nu&#x0364;tzlich zu werden. Dies<lb/>
muß aber ohne Pedanterie, ohne Stolz und<lb/>
Anmaßung ge&#x017F;chehn, ohne auf la&#x0364;cherliche<lb/>
Wei&#x017F;e fu&#x0364;r alles eingenommen zu &#x017F;eyn, alles<lb/>
anzuprei&#x017F;en, was alt i&#x017F;t, ohne Aufopferung<lb/>
aller Jugend-Freuden, be&#x017F;ta&#x0364;ndige Huldigung<lb/>
und untertha&#x0364;nige Aufwartung zu fordern,<lb/>
ohne Langeweile zu erregen, und ohne &#x017F;ich<lb/>
aufzudringen. Man &#x017F;oll &#x017F;ich vielmehr auf&#x017F;<lb/>
chen la&#x017F;&#x017F;en, und das wird gewiß nicht fehlen,<lb/>
da gutgeartete junge Leute &#x017F;ich's zur Ehre zu<lb/>
rechnen pflegen, mit freundlichen und ver&#x017F;ta&#x0364;<lb/>
digen Grei&#x017F;en umgehn zu du&#x0364;rfen, und es der<lb/>
Unterhaltung mit einem Solchen, der &#x017F;o man¬<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ches<lb/></fw>
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[93/0123] ren Gelegenheit geben, daß die Jugend Ihrer ſpotte, die Ehrerbiethung oder irgend eine der Ruͤckſichten vergeſſe, die man ihnen ſchuldig iſt. 4. Es iſt indeſſen nicht genug, daß der Um¬ gang aͤlterer Leute den juͤngern nicht laͤſtig und hinderlich werde; er muß ihnen auch Nutzen ſchaffen; Eine groͤßere Summe von Erfah¬ rungen berechtigt und verpflichtet Jene, Dieſe zu unterrichten, zurechtzuweiſen, ihnen durch Rath und Beyſpiel nuͤtzlich zu werden. Dies muß aber ohne Pedanterie, ohne Stolz und Anmaßung geſchehn, ohne auf laͤcherliche Weiſe fuͤr alles eingenommen zu ſeyn, alles anzupreiſen, was alt iſt, ohne Aufopferung aller Jugend-Freuden, beſtaͤndige Huldigung und unterthaͤnige Aufwartung zu fordern, ohne Langeweile zu erregen, und ohne ſich aufzudringen. Man ſoll ſich vielmehr aufſu¬ chen laſſen, und das wird gewiß nicht fehlen, da gutgeartete junge Leute ſich's zur Ehre zu rechnen pflegen, mit freundlichen und verſtaͤn¬ digen Greiſen umgehn zu duͤrfen, und es der Unterhaltung mit einem Solchen, der ſo man¬ ches

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/123
Zitationshilfe: Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/123>, abgerufen am 21.12.2024.