Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klüber, Johann Ludwig: Europäisches Völkerrecht. Bd. 1. Stuttgart, 1821.

Bild:
<< vorherige Seite
II. Th. II. Tit. Bedingte Rechte; in friedl. Verhältn.
Sect. 7. p. 73. sqq. Merlin in d. angef. Repertoire, T. VIII,
p. 247 et suiv. Moser's Versuch, III. 97. 98 f. (Joh. Frhr.
v. Horix) Die Ehre des Bürgerstandes nach den Reichs-
rechten (Wien 1791. 8.), §. 22, S. 56 ff. Als die kaiser-
lichen Minister in Wien, 1676 den kurfürstlichen nicht-
adelichen Botschaftern die Excellenz und die Oberhand in
eigenem Quartier verweigern wollten, erklärte der grosse
Kurfürst von Brandenburg, "quod sibi magis dexteritas le-
gatorum quam natales sint respiciendi". Pufendorf rer.
brandenburg. lib. 14. c. 57. Der Cardinal d'Ossat, Gesand-
ter Heinrichs IV. zu Rom und an andern Höfen, und der
berühmte Maler Rubens, dem der König von Spanien zwei
Gesandschaften anvertraute, waren nicht von vornehmer Ge-
burt. Philipp II. von Spanien fragte den Botschafter Hein-
richs IV., Präsidenten Pierre Jeannin, in der ersten Audienz:
"etes-vous gentil-homme"? Antw. "oui, si Adam l'etait".
-- "De qui etes-vous fils"? Antw. "de mes vertus". Be-
troffen über diese Antworten, beeiferte sich der König ihn
gütig zu behandeln. Lettres, memoires et negociations du
chev. d'Eon (a la Haye 1764. 4.), P. I, p. 65.
d) Wicquefort, liv. I, sect. 13. Merlin l. c. p. 249. Dess-
wegen musste 1758 der englische Gesandte Goderike, wel-
cher an den schwedischen Hof bestimmt war, umkehren.
In den Jahren 1801 u. 1802 weigerte sich der wiener Hof,
den Grafen Armfeld als schwedischen Gesandten anzuneh-
men; er gab aber endlich nach. Ein Beispiel von 1768, in
Schmalz Völkerr. S. 88 f. Im J. 1815 verweigerte der König
der Niederlande die Annahme eines von dem Grossherzog
von Baden schon zu Brüssel angekommenen Gesandten.
Dasselbe that, bei demselben Individuum, bald nachher die
schweizerische Eidgenossenschaft. -- Um einer solchen Wei-
gerung auszuweichen, wird bisweilen der andere Hof über
eine oder die andere Person sondirt, oder wohl gar ihm
eine Personenliste zur Auswahl zugesendet. Vergl. Bielfeld
II. 178. §. 28. Moser's Versuch, III. 100. Zuweilen bittet
er um Ernennung einer bestimmten Person. Moser's Beyträge,
III. 89.
§. 188.
Gefolge; insonderheit 1) LegationsSecretäre.

Jeder Gesandter hat ein mehr oder minder

zahl-
II. Th. II. Tit. Bedingte Rechte; in friedl. Verhältn.
Sect. 7. p. 73. sqq. Merlin in d. angef. Répertoire, T. VIII,
p. 247 et suiv. Moser’s Versuch, III. 97. 98 f. (Joh. Frhr.
v. Horix) Die Ehre des Bürgerstandes nach den Reichs-
rechten (Wien 1791. 8.), §. 22, S. 56 ff. Als die kaiser-
lichen Minister in Wien, 1676 den kurfürstlichen nicht-
adelichen Botschaftern die Excellenz und die Oberhand in
eigenem Quartier verweigern wollten, erklärte der grosse
Kurfürst von Brandenburg, „quod sibi magis dexteritas le-
gatorum quam natales sint respiciendi“. Pufendorf rer.
brandenburg. lib. 14. c. 57. Der Cardinal d’Ossat, Gesand-
ter Heinrichs IV. zu Rom und an andern Höfen, und der
berühmte Maler Rubens, dem der König von Spanien zwei
Gesandschaften anvertraute, waren nicht von vornehmer Ge-
burt. Philipp II. von Spanien fragte den Botschafter Hein-
richs IV., Präsidenten Pierre Jeannin, in der ersten Audienz:
„êtes-vous gentil-homme“? Antw. „oui, si Adam l’était“.
— „De qui êtes-vous fils“? Antw. „de mes vertus“. Be-
troffen über diese Antworten, beeiferte sich der König ihn
gütig zu behandeln. Lettres, mémoires et négociations du
chev. d’Éon (à la Haye 1764. 4.), P. I, p. 65.
d) Wicquefort, liv. I, sect. 13. Merlin l. c. p. 249. Deſs-
wegen muſste 1758 der englische Gesandte Goderike, wel-
cher an den schwedischen Hof bestimmt war, umkehren.
In den Jahren 1801 u. 1802 weigerte sich der wiener Hof,
den Grafen Armfeld als schwedischen Gesandten anzuneh-
men; er gab aber endlich nach. Ein Beispiel von 1768, in
Schmalz Völkerr. S. 88 f. Im J. 1815 verweigerte der König
der Niederlande die Annahme eines von dem Groſsherzog
von Baden schon zu Brüssel angekommenen Gesandten.
Dasselbe that, bei demselben Individuum, bald nachher die
schweizerische Eidgenossenschaft. — Um einer solchen Wei-
gerung auszuweichen, wird bisweilen der andere Hof über
eine oder die andere Person sondirt, oder wohl gar ihm
eine Personenliste zur Auswahl zugesendet. Vergl. Bielfeld
II. 178. §. 28. Moser’s Versuch, III. 100. Zuweilen bittet
er um Ernennung einer bestimmten Person. Moser’s Beyträge,
III. 89.
§. 188.
Gefolge; insonderheit 1) LegationsSecretäre.

Jeder Gesandter hat ein mehr oder minder

zahl-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <note place="end" n="c)"><pb facs="#f0310" n="304"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">II. Th. II. Tit. Bedingte Rechte; in friedl. Verhältn.</hi></fw><lb/>
Sect. 7. p. 73. sqq. <hi rendition="#k">Merlin</hi> in d. angef. Répertoire, T. VIII,<lb/>
p. 247 et suiv. <hi rendition="#k">Moser</hi>&#x2019;s Versuch, III. 97. 98 f. (Joh. Frhr.<lb/>
v. <hi rendition="#k">Horix</hi>) Die Ehre des Bürgerstandes nach den Reichs-<lb/>
rechten (Wien 1791. 8.), §. 22, S. 56 ff. Als die kaiser-<lb/>
lichen Minister in Wien, 1676 den kurfürstlichen nicht-<lb/>
adelichen Botschaftern die Excellenz und die Oberhand in<lb/>
eigenem Quartier verweigern wollten, erklärte der grosse<lb/>
Kurfürst von Brandenburg, &#x201E;quod sibi magis dexteritas le-<lb/>
gatorum quam natales sint respiciendi&#x201C;. <hi rendition="#k">Pufendorf</hi> rer.<lb/>
brandenburg. lib. 14. c. 57. Der Cardinal d&#x2019;<hi rendition="#k">Ossat</hi>, Gesand-<lb/>
ter Heinrichs IV. zu Rom und an andern Höfen, und der<lb/>
berühmte Maler <hi rendition="#k">Rubens</hi>, dem der König von Spanien zwei<lb/>
Gesandschaften anvertraute, waren nicht von vornehmer Ge-<lb/>
burt. Philipp II. von Spanien fragte den Botschafter Hein-<lb/>
richs IV., Präsidenten Pierre <hi rendition="#k">Jeannin</hi>, in der ersten Audienz:<lb/>
&#x201E;êtes-vous gentil-homme&#x201C;? Antw. &#x201E;oui, si Adam l&#x2019;était&#x201C;.<lb/>
&#x2014; &#x201E;De qui êtes-vous fils&#x201C;? Antw. &#x201E;de mes vertus&#x201C;. Be-<lb/>
troffen über diese Antworten, beeiferte sich der König ihn<lb/>
gütig zu behandeln. Lettres, mémoires et négociations du<lb/>
chev. d&#x2019;<hi rendition="#k">Éon</hi> (à la Haye 1764. 4.), P. I, p. 65.</note><lb/>
                <note place="end" n="d)"><hi rendition="#k">Wicquefort</hi>, liv. I, sect. 13. <hi rendition="#k">Merlin</hi> l. c. p. 249. De&#x017F;s-<lb/>
wegen mu&#x017F;ste 1758 der englische Gesandte Goderike, wel-<lb/>
cher an den schwedischen Hof bestimmt war, umkehren.<lb/>
In den Jahren 1801 u. 1802 weigerte sich der wiener Hof,<lb/>
den Grafen Armfeld als schwedischen Gesandten anzuneh-<lb/>
men; er gab aber endlich nach. Ein Beispiel von 1768, in<lb/><hi rendition="#k">Schmalz</hi> Völkerr. S. 88 f. Im J. 1815 verweigerte der König<lb/>
der Niederlande die Annahme eines von dem Gro&#x017F;sherzog<lb/>
von Baden schon zu Brüssel angekommenen Gesandten.<lb/>
Dasselbe that, bei demselben Individuum, bald nachher die<lb/>
schweizerische Eidgenossenschaft. &#x2014; Um einer solchen Wei-<lb/>
gerung auszuweichen, wird bisweilen der andere Hof über<lb/>
eine oder die andere Person sondirt, oder wohl gar ihm<lb/>
eine Personenliste zur Auswahl zugesendet. Vergl. <hi rendition="#k">Bielfeld</hi><lb/>
II. 178. §. 28. <hi rendition="#k">Moser</hi>&#x2019;s Versuch, III. 100. Zuweilen bittet<lb/>
er um Ernennung einer bestimmten Person. <hi rendition="#k">Moser</hi>&#x2019;s Beyträge,<lb/>
III. 89.</note>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 188.<lb/><hi rendition="#i">Gefolge; insonderheit</hi> 1) <hi rendition="#i">LegationsSecretäre</hi>.</head><lb/>
                <p>Jeder Gesandter hat ein mehr oder minder<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zahl-</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[304/0310] II. Th. II. Tit. Bedingte Rechte; in friedl. Verhältn. c⁾ Sect. 7. p. 73. sqq. Merlin in d. angef. Répertoire, T. VIII, p. 247 et suiv. Moser’s Versuch, III. 97. 98 f. (Joh. Frhr. v. Horix) Die Ehre des Bürgerstandes nach den Reichs- rechten (Wien 1791. 8.), §. 22, S. 56 ff. Als die kaiser- lichen Minister in Wien, 1676 den kurfürstlichen nicht- adelichen Botschaftern die Excellenz und die Oberhand in eigenem Quartier verweigern wollten, erklärte der grosse Kurfürst von Brandenburg, „quod sibi magis dexteritas le- gatorum quam natales sint respiciendi“. Pufendorf rer. brandenburg. lib. 14. c. 57. Der Cardinal d’Ossat, Gesand- ter Heinrichs IV. zu Rom und an andern Höfen, und der berühmte Maler Rubens, dem der König von Spanien zwei Gesandschaften anvertraute, waren nicht von vornehmer Ge- burt. Philipp II. von Spanien fragte den Botschafter Hein- richs IV., Präsidenten Pierre Jeannin, in der ersten Audienz: „êtes-vous gentil-homme“? Antw. „oui, si Adam l’était“. — „De qui êtes-vous fils“? Antw. „de mes vertus“. Be- troffen über diese Antworten, beeiferte sich der König ihn gütig zu behandeln. Lettres, mémoires et négociations du chev. d’Éon (à la Haye 1764. 4.), P. I, p. 65. d⁾ Wicquefort, liv. I, sect. 13. Merlin l. c. p. 249. Deſs- wegen muſste 1758 der englische Gesandte Goderike, wel- cher an den schwedischen Hof bestimmt war, umkehren. In den Jahren 1801 u. 1802 weigerte sich der wiener Hof, den Grafen Armfeld als schwedischen Gesandten anzuneh- men; er gab aber endlich nach. Ein Beispiel von 1768, in Schmalz Völkerr. S. 88 f. Im J. 1815 verweigerte der König der Niederlande die Annahme eines von dem Groſsherzog von Baden schon zu Brüssel angekommenen Gesandten. Dasselbe that, bei demselben Individuum, bald nachher die schweizerische Eidgenossenschaft. — Um einer solchen Wei- gerung auszuweichen, wird bisweilen der andere Hof über eine oder die andere Person sondirt, oder wohl gar ihm eine Personenliste zur Auswahl zugesendet. Vergl. Bielfeld II. 178. §. 28. Moser’s Versuch, III. 100. Zuweilen bittet er um Ernennung einer bestimmten Person. Moser’s Beyträge, III. 89. §. 188. Gefolge; insonderheit 1) LegationsSecretäre. Jeder Gesandter hat ein mehr oder minder zahl-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klueber_voelkerrecht01_1821
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klueber_voelkerrecht01_1821/310
Zitationshilfe: Klüber, Johann Ludwig: Europäisches Völkerrecht. Bd. 1. Stuttgart, 1821, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klueber_voelkerrecht01_1821/310>, abgerufen am 23.11.2024.