Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klüber, Johann Ludwig: Europäisches Völkerrecht. Bd. 1. Stuttgart, 1821.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
Macht, gleichviel aus welchem Beweggrund,
zu Grundsätzen erheben wollen, wovon man
nur zu oft, vorzüglich bei neueren Schrift-
stellern, Beispiele gesehen hat, würde in
schwere Verantwortung gegen die Menschheit
bringen.

Die Erschütterungen, welche unlängst den
europäischen Staaten ein ViertelJahrhundert
lang widerfahren sind, werden höchstwahr-
scheinlich manche Aenderungen oder Modifica-
tionen in den Grundsätzen des positiven Völ-
kerrechtes zur Folge haben, deren Festsetzung
man vergebens schon von dem wiener Congress
erwartet hatte; doch hat man alle Ursache zu
glauben, dass diese Aenderungen weder so
zahlreich noch so nah seyn werden, dass dar-
um die Bekanntmachung dieses Werkes zu ver-
schieben wäre. Möge es dazu beitragen, den
Zeitpunct ihres Daseyns zu beschleunigen, der
nie so nah seyn wird, als der Vortheil der
Menschheit und der Staaten es gebietet; viel-
leicht irret der Verfasser, doch möchte er hof-
fen dürfen, dass dieses Werk hiezu als Einlei-
tung dienen könne. Auch geschah es haupt-
sächlich unter diesem Gesichtpunct, dass sich

Vorrede.
Macht, gleichviel aus welchem Beweggrund,
zu Grundsätzen erheben wollen, wovon man
nur zu oft, vorzüglich bei neueren Schrift-
stellern, Beispiele gesehen hat, würde in
schwere Verantwortung gegen die Menschheit
bringen.

Die Erschütterungen, welche unlängst den
europäischen Staaten ein ViertelJahrhundert
lang widerfahren sind, werden höchstwahr-
scheinlich manche Aenderungen oder Modifica-
tionen in den Grundsätzen des positiven Völ-
kerrechtes zur Folge haben, deren Festsetzung
man vergebens schon von dem wiener Congreſs
erwartet hatte; doch hat man alle Ursache zu
glauben, daſs diese Aenderungen weder so
zahlreich noch so nah seyn werden, daſs dar-
um die Bekanntmachung dieses Werkes zu ver-
schieben wäre. Möge es dazu beitragen, den
Zeitpunct ihres Daseyns zu beschleunigen, der
nie so nah seyn wird, als der Vortheil der
Menschheit und der Staaten es gebietet; viel-
leicht irret der Verfasser, doch möchte er hof-
fen dürfen, daſs dieses Werk hiezu als Einlei-
tung dienen könne. Auch geschah es haupt-
sächlich unter diesem Gesichtpunct, daſs sich

<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0015" n="9"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Vorrede</hi>.</hi></fw><lb/>
Macht, gleichviel aus welchem Beweggrund,<lb/>
zu Grundsätzen erheben wollen, wovon man<lb/>
nur zu oft, vorzüglich bei neueren Schrift-<lb/>
stellern, Beispiele gesehen hat, würde in<lb/>
schwere Verantwortung gegen die Menschheit<lb/>
bringen.</p><lb/>
        <p>Die Erschütterungen, welche unlängst den<lb/>
europäischen Staaten ein ViertelJahrhundert<lb/>
lang widerfahren sind, werden höchstwahr-<lb/>
scheinlich manche Aenderungen oder Modifica-<lb/>
tionen in den Grundsätzen des positiven Völ-<lb/>
kerrechtes zur Folge haben, deren Festsetzung<lb/>
man vergebens schon von dem wiener Congre&#x017F;s<lb/>
erwartet hatte; doch hat man alle Ursache zu<lb/>
glauben, da&#x017F;s diese Aenderungen weder so<lb/>
zahlreich noch so nah seyn werden, da&#x017F;s dar-<lb/>
um die Bekanntmachung dieses Werkes zu ver-<lb/>
schieben wäre. Möge es dazu beitragen, den<lb/>
Zeitpunct ihres Daseyns zu beschleunigen, der<lb/>
nie so nah seyn wird, als der Vortheil der<lb/>
Menschheit und der Staaten es gebietet; viel-<lb/>
leicht irret der Verfasser, doch möchte er hof-<lb/>
fen dürfen, da&#x017F;s dieses Werk hiezu als Einlei-<lb/>
tung dienen könne. Auch geschah es haupt-<lb/>
sächlich unter diesem Gesichtpunct, da&#x017F;s sich<lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[9/0015] Vorrede. Macht, gleichviel aus welchem Beweggrund, zu Grundsätzen erheben wollen, wovon man nur zu oft, vorzüglich bei neueren Schrift- stellern, Beispiele gesehen hat, würde in schwere Verantwortung gegen die Menschheit bringen. Die Erschütterungen, welche unlängst den europäischen Staaten ein ViertelJahrhundert lang widerfahren sind, werden höchstwahr- scheinlich manche Aenderungen oder Modifica- tionen in den Grundsätzen des positiven Völ- kerrechtes zur Folge haben, deren Festsetzung man vergebens schon von dem wiener Congreſs erwartet hatte; doch hat man alle Ursache zu glauben, daſs diese Aenderungen weder so zahlreich noch so nah seyn werden, daſs dar- um die Bekanntmachung dieses Werkes zu ver- schieben wäre. Möge es dazu beitragen, den Zeitpunct ihres Daseyns zu beschleunigen, der nie so nah seyn wird, als der Vortheil der Menschheit und der Staaten es gebietet; viel- leicht irret der Verfasser, doch möchte er hof- fen dürfen, daſs dieses Werk hiezu als Einlei- tung dienen könne. Auch geschah es haupt- sächlich unter diesem Gesichtpunct, daſs sich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klueber_voelkerrecht01_1821
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klueber_voelkerrecht01_1821/15
Zitationshilfe: Klüber, Johann Ludwig: Europäisches Völkerrecht. Bd. 1. Stuttgart, 1821, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klueber_voelkerrecht01_1821/15>, abgerufen am 24.11.2024.