Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klostermann, Rudolf: Das geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen. Bd. 2. Berlin, 1869.

Bild:
<< vorherige Seite
Hinterlegung. (Zeit und Ort.)

Diese Gründe werden jedoch durch den Wortlaut des oben
S. 359 mitgetheilten Art. 15 des Decrets von 1806 widerlegt,
welches die Hinterlegung nur als Bedingung für die Anstellung
der Klage vorschreibt. Sie treffen auch in sofern nicht zu, als
die Hinterlegung des Musters unter Siegel geschieht und kei-
neswegs geeignet ist, dem Publikum Kenntniss von dem Vor-
behalte des Erfinders zu geben. Man muss daher nach Lage
der Gesetzgebung an der Ansicht festhalten, dass das Franzö-
sische Recht die Nachahmung neu erfundener Waarenmuster
verbietet und die Hinterlegung nur als Bedingung der Prozess-
führung fordert1).

Die Hinterlegung soll auf dem Secretariate des Fabriken-
gerichtes geschehen. Es fragt sich, ob die Hinterlegung bei
demjenigen Fabrikengerichte erfolgen müsse, in dessen Bezirk
der deponirende Fabrikant sein Gewerbe betreibt, oder ob die-
selbe bei jedem inländischen Fabrikengerichte mit gleicher
Wirkung erfolgen könne.

Diese Frage ist für das Französische Recht im Sinne der
erstem Alternative beantwortet durch die Verordnung vom
17. August 1825, welche im Art. 1 für diejenigen Fabriken, die
nicht in dem Bezirke eines Fabrikengerichtes belegen sind,
das Handelsgericht, oder in den Bezirken für welche keine
Handelsgerichte bestehen, das Civilgericht erster Instanz zur
Hinterlegung der Waarenmuster bezeichnet2).

Für das Preussische Recht besteht diese Vorschrift nicht.
Die Hinterlegung kann vielmehr nur bei den Fabrikengerichten

son invention ou apres de longues annees, il n'en aura pas moins droit
a l'exercice de son droit" (Calmels 1. c. p. 311).
1) Für die ältere Ansicht spricht sich ausser Calmels und Stuve
a. a. O. auch Renouard, Traite des droits d'auteur no. 124 aus, für die
neuere Meinung dagegen Gambastide, Traite des contrefacons p. 150
und Etienne Blanc, Traite de la contrefacon p. 349 f. p. 583.
2) Art. 1. Le depot des echantillons de dessins, qui doit etre
fait conformement a l'article 15 de la loi du 18 mars 1806, aux archi-
ves des conseils des prud'hommes, pour les fabriques situees dans le
ressort de ces conseils, sera recu, pour toutes les fabriques situees
hors du ressort d'un conseil des prud'hommes au greffe du tribunal de
commerce, ou au greffe du tribunal de premiere instance, dans les
arrondissements ou les tribunaux civils exerceront la jurisdiction des
tribunaux de commerce.
24
Hinterlegung. (Zeit und Ort.)

Diese Gründe werden jedoch durch den Wortlaut des oben
S. 359 mitgetheilten Art. 15 des Decrets von 1806 widerlegt,
welches die Hinterlegung nur als Bedingung für die Anstellung
der Klage vorschreibt. Sie treffen auch in sofern nicht zu, als
die Hinterlegung des Musters unter Siegel geschieht und kei-
neswegs geeignet ist, dem Publikum Kenntniss von dem Vor-
behalte des Erfinders zu geben. Man muss daher nach Lage
der Gesetzgebung an der Ansicht festhalten, dass das Franzö-
sische Recht die Nachahmung neu erfundener Waarenmuster
verbietet und die Hinterlegung nur als Bedingung der Prozess-
führung fordert1).

Die Hinterlegung soll auf dem Secretariate des Fabriken-
gerichtes geschehen. Es fragt sich, ob die Hinterlegung bei
demjenigen Fabrikengerichte erfolgen müsse, in dessen Bezirk
der deponirende Fabrikant sein Gewerbe betreibt, oder ob die-
selbe bei jedem inländischen Fabrikengerichte mit gleicher
Wirkung erfolgen könne.

Diese Frage ist für das Französische Recht im Sinne der
erstem Alternative beantwortet durch die Verordnung vom
17. August 1825, welche im Art. 1 für diejenigen Fabriken, die
nicht in dem Bezirke eines Fabrikengerichtes belegen sind,
das Handelsgericht, oder in den Bezirken für welche keine
Handelsgerichte bestehen, das Civilgericht erster Instanz zur
Hinterlegung der Waarenmuster bezeichnet2).

Für das Preussische Recht besteht diese Vorschrift nicht.
Die Hinterlegung kann vielmehr nur bei den Fabrikengerichten

son invention ou après de longues années, il n’en aura pas moins droit
à l’exercice de son droit« (Calmels 1. c. p. 311).
1) Für die ältere Ansicht spricht sich ausser Calmels und Stuve
a. a. O. auch Renouard, Traité des droits d’auteur no. 124 aus, für die
neuere Meinung dagegen Gambastide, Traité des contrefaçons p. 150
und Etiènne Blanc, Traité de la contrefaçon p. 349 f. p. 583.
2) Art. 1. Le dépôt des échantillons de dessins, qui doit être
fait conformément à l’article 15 de la loi du 18 mars 1806, aux archi-
ves des conseils des prud’hommes, pour les fabriques situées dans le
ressort de ces conseils, sera reçu, pour toutes les fabriques situées
hors du ressort d’un conseil des prud’hommes au greffe du tribunal de
commerce, ou au greffe du tribunal de première instance, dans les
arrondissements ou les tribunaux civils exerceront la jurisdiction des
tribunaux de commerce.
24
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0396" n="369"/>
            <fw place="top" type="header">Hinterlegung. (Zeit und Ort.)</fw><lb/>
            <p>Diese Gründe werden jedoch durch den Wortlaut des oben<lb/>
S. 359 mitgetheilten Art. 15 des Decrets von 1806 widerlegt,<lb/>
welches die Hinterlegung nur als Bedingung für die Anstellung<lb/>
der Klage vorschreibt. Sie treffen auch in sofern nicht zu, als<lb/>
die Hinterlegung des Musters unter Siegel geschieht und kei-<lb/>
neswegs geeignet ist, dem Publikum Kenntniss von dem Vor-<lb/>
behalte des Erfinders zu geben. Man muss daher nach Lage<lb/>
der Gesetzgebung an der Ansicht festhalten, dass das Franzö-<lb/>
sische Recht die Nachahmung neu erfundener Waarenmuster<lb/>
verbietet und die Hinterlegung nur als Bedingung der Prozess-<lb/>
führung fordert<note place="foot" n="1)">Für die ältere Ansicht spricht sich ausser Calmels und Stuve<lb/>
a. a. O. auch Renouard, Traité des droits d&#x2019;auteur no. 124 aus, für die<lb/>
neuere Meinung dagegen Gambastide, Traité des contrefaçons p. 150<lb/>
und Etiènne Blanc, Traité de la contrefaçon p. 349 f. p. 583.</note>.</p><lb/>
            <p>Die Hinterlegung soll auf dem Secretariate des Fabriken-<lb/>
gerichtes geschehen. Es fragt sich, ob die Hinterlegung bei<lb/>
demjenigen Fabrikengerichte erfolgen müsse, in dessen Bezirk<lb/>
der deponirende Fabrikant sein Gewerbe betreibt, oder ob die-<lb/>
selbe bei jedem inländischen Fabrikengerichte mit gleicher<lb/>
Wirkung erfolgen könne.</p><lb/>
            <p>Diese Frage ist für das Französische Recht im Sinne der<lb/>
erstem Alternative beantwortet durch die Verordnung vom<lb/>
17. August 1825, welche im Art. 1 für diejenigen Fabriken, die<lb/>
nicht in dem Bezirke eines Fabrikengerichtes belegen sind,<lb/>
das Handelsgericht, oder in den Bezirken für welche keine<lb/>
Handelsgerichte bestehen, das Civilgericht erster Instanz zur<lb/>
Hinterlegung der Waarenmuster bezeichnet<note place="foot" n="2)">Art. 1. Le dépôt des échantillons de dessins, qui doit être<lb/>
fait conformément à l&#x2019;article 15 de la loi du 18 mars 1806, aux archi-<lb/>
ves des conseils des prud&#x2019;hommes, pour les fabriques situées dans le<lb/>
ressort de ces conseils, sera reçu, pour toutes les fabriques situées<lb/>
hors du ressort d&#x2019;un conseil des prud&#x2019;hommes au greffe du tribunal de<lb/>
commerce, ou au greffe du tribunal de première instance, dans les<lb/>
arrondissements ou les tribunaux civils exerceront la jurisdiction des<lb/>
tribunaux de commerce.</note>.</p><lb/>
            <p>Für das Preussische Recht besteht diese Vorschrift nicht.<lb/>
Die Hinterlegung kann vielmehr nur bei den Fabrikengerichten<lb/><note xml:id="seg2pn_34_2" prev="#seg2pn_34_1" place="foot" n="1)">son invention ou après de longues années, il n&#x2019;en aura pas moins droit<lb/>
à l&#x2019;exercice de son droit« (Calmels 1. c. p. 311).</note><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">24</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[369/0396] Hinterlegung. (Zeit und Ort.) Diese Gründe werden jedoch durch den Wortlaut des oben S. 359 mitgetheilten Art. 15 des Decrets von 1806 widerlegt, welches die Hinterlegung nur als Bedingung für die Anstellung der Klage vorschreibt. Sie treffen auch in sofern nicht zu, als die Hinterlegung des Musters unter Siegel geschieht und kei- neswegs geeignet ist, dem Publikum Kenntniss von dem Vor- behalte des Erfinders zu geben. Man muss daher nach Lage der Gesetzgebung an der Ansicht festhalten, dass das Franzö- sische Recht die Nachahmung neu erfundener Waarenmuster verbietet und die Hinterlegung nur als Bedingung der Prozess- führung fordert 1). Die Hinterlegung soll auf dem Secretariate des Fabriken- gerichtes geschehen. Es fragt sich, ob die Hinterlegung bei demjenigen Fabrikengerichte erfolgen müsse, in dessen Bezirk der deponirende Fabrikant sein Gewerbe betreibt, oder ob die- selbe bei jedem inländischen Fabrikengerichte mit gleicher Wirkung erfolgen könne. Diese Frage ist für das Französische Recht im Sinne der erstem Alternative beantwortet durch die Verordnung vom 17. August 1825, welche im Art. 1 für diejenigen Fabriken, die nicht in dem Bezirke eines Fabrikengerichtes belegen sind, das Handelsgericht, oder in den Bezirken für welche keine Handelsgerichte bestehen, das Civilgericht erster Instanz zur Hinterlegung der Waarenmuster bezeichnet 2). Für das Preussische Recht besteht diese Vorschrift nicht. Die Hinterlegung kann vielmehr nur bei den Fabrikengerichten 1) 1) Für die ältere Ansicht spricht sich ausser Calmels und Stuve a. a. O. auch Renouard, Traité des droits d’auteur no. 124 aus, für die neuere Meinung dagegen Gambastide, Traité des contrefaçons p. 150 und Etiènne Blanc, Traité de la contrefaçon p. 349 f. p. 583. 2) Art. 1. Le dépôt des échantillons de dessins, qui doit être fait conformément à l’article 15 de la loi du 18 mars 1806, aux archi- ves des conseils des prud’hommes, pour les fabriques situées dans le ressort de ces conseils, sera reçu, pour toutes les fabriques situées hors du ressort d’un conseil des prud’hommes au greffe du tribunal de commerce, ou au greffe du tribunal de première instance, dans les arrondissements ou les tribunaux civils exerceront la jurisdiction des tribunaux de commerce. 1) son invention ou après de longues années, il n’en aura pas moins droit à l’exercice de son droit« (Calmels 1. c. p. 311). 24

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klostermann_eigenthum02_1869
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klostermann_eigenthum02_1869/396
Zitationshilfe: Klostermann, Rudolf: Das geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen. Bd. 2. Berlin, 1869, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klostermann_eigenthum02_1869/396>, abgerufen am 25.11.2024.