Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klostermann, Rudolf: Das geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen. Bd. 2. Berlin, 1869.

Bild:
<< vorherige Seite

Discussionen. -- Einwürfe gegen das Aufgebot.
Voraussetzung einer von Amts wegen erfolgenden Vorprüfung,
bei welcher nach dem Ermessen der Regierung das Patent
ertheilt oder versagt wird. Die von Napoleon und früher von
Dionis verlangte Lösung, welche den Prioritätsstreit und die
contradictorische Feststellung der Neuheit der Erfindung der
Patentertheilung vorhergehen lässt, hat in den Verhandlungen
keine Berücksichtigung gefunden. Auch fragt man vergebens
nach den Gründen, aus welchen die Prüfung der gesetzlichen
Bedingungen des Patentschutzes nach der Patentirung mit
grösserer Sicherheit oder mit geringeren Gefahren für den
Erfinder und für das Publikum vorgenommen werden könnte
als vorher. Man forscht vergebens nach der Ursache, weshalb
diese Interessen besser gewahrt seien durch ein repressives
Verfahren, bei welchem Zeit und Ort der Verhandlung von
der zufälligen Bestimmung der klagenden Partheien abhängig
sind, als bei einem präventiven Aufgebote, welches alle Ein-
sprüche gegen das behauptete Recht des Erfinders in einem
Verfahren vor einem und demselben Gerichtshofe zur Entschei-
dung bringt.

Die einzige Einwendung von Belang, welche gegen ein
solches der Patentirung vorausgehendes Aufgebot erhoben
wurde, war die Frage, ob gegen ein auf solche Weise aufge-
botenes Erfindungspatent nachträglich noch dem einzelnen Be-
theiligten der Widerspruch im Wege Rechtens offen gehalten
werden solle oder nicht. In dem einen Falle werde der Nutzen
des Aufgebotes aufgehoben, im andern aber eine Gefahr für
die durch das ertheilte Patent benachtheiligten Privatinteres-
sen hervorgerufen, welche durch keine noch so grosse Sorgfalt

venteurs soient encourages. Il y a plus; cette censure serait pour le
public une cause certaine et directe d'erreurs. Si le public etait trompe,
il le serait avec autorisation et son erreur n'en serait que plus grave
et plus obstinee. Or quelques soins que l'on preit, il y aurait toujours
des erreurs; le gouvernement n'est pas infaillible, les jurys les plus
doctes et les plus justes se trompent dans leur previsions. Abstraction
faite de tous les abus pouvant resulter de la corruption, de la faveur, de
la compassion, de la jalousie, de l'inimitie, de l'etourderie, de la negli-
gence, il y aurait en grand nombre des brevets accordes pour des
inventions sans merite, comme des brevets refuses pour des inventions
profitables.

Discussionen. — Einwürfe gegen das Aufgebot.
Voraussetzung einer von Amts wegen erfolgenden Vorprüfung,
bei welcher nach dem Ermessen der Regierung das Patent
ertheilt oder versagt wird. Die von Napoleon und früher von
Dionis verlangte Lösung, welche den Prioritätsstreit und die
contradictorische Feststellung der Neuheit der Erfindung der
Patentertheilung vorhergehen lässt, hat in den Verhandlungen
keine Berücksichtigung gefunden. Auch fragt man vergebens
nach den Gründen, aus welchen die Prüfung der gesetzlichen
Bedingungen des Patentschutzes nach der Patentirung mit
grösserer Sicherheit oder mit geringeren Gefahren für den
Erfinder und für das Publikum vorgenommen werden könnte
als vorher. Man forscht vergebens nach der Ursache, weshalb
diese Interessen besser gewahrt seien durch ein repressives
Verfahren, bei welchem Zeit und Ort der Verhandlung von
der zufälligen Bestimmung der klagenden Partheien abhängig
sind, als bei einem präventiven Aufgebote, welches alle Ein-
sprüche gegen das behauptete Recht des Erfinders in einem
Verfahren vor einem und demselben Gerichtshofe zur Entschei-
dung bringt.

Die einzige Einwendung von Belang, welche gegen ein
solches der Patentirung vorausgehendes Aufgebot erhoben
wurde, war die Frage, ob gegen ein auf solche Weise aufge-
botenes Erfindungspatent nachträglich noch dem einzelnen Be-
theiligten der Widerspruch im Wege Rechtens offen gehalten
werden solle oder nicht. In dem einen Falle werde der Nutzen
des Aufgebotes aufgehoben, im andern aber eine Gefahr für
die durch das ertheilte Patent benachtheiligten Privatinteres-
sen hervorgerufen, welche durch keine noch so grosse Sorgfalt

venteurs soient encouragés. Il y a plus; cette censure serait pour le
public une cause certaine et directe d’erreurs. Si le public était trompé,
il le serait avec autorisation et son erreur n’en serait que plus grave
et plus obstinée. Or quelques soins que l’on prît, il y aurait toujours
des erreurs; le gouvernement n’est pas infaillible, les jurys les plus
doctes et les plus justes se trompent dans leur prévisions. Abstraction
faite de tous les abus pouvant résulter de la corruption, de la faveur, de
la compassion, de la jalousie, de l’inimitié, de l’étourderie, de la négli-
gence, il y aurait en grand nombre des brevets accordés pour des
inventions sans mérite, comme des brevets refusés pour des inventions
profitables.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0330" n="303"/><fw place="top" type="header">Discussionen. &#x2014; Einwürfe gegen das Aufgebot.</fw><lb/>
Voraussetzung einer von Amts wegen erfolgenden Vorprüfung,<lb/>
bei welcher nach dem Ermessen der Regierung das Patent<lb/>
ertheilt oder versagt wird. Die von Napoleon und früher von<lb/>
Dionis verlangte Lösung, welche den Prioritätsstreit und die<lb/>
contradictorische Feststellung der Neuheit der Erfindung der<lb/>
Patentertheilung vorhergehen lässt, hat in den Verhandlungen<lb/>
keine Berücksichtigung gefunden. Auch fragt man vergebens<lb/>
nach den Gründen, aus welchen die Prüfung der gesetzlichen<lb/>
Bedingungen des Patentschutzes nach der Patentirung mit<lb/>
grösserer Sicherheit oder mit geringeren Gefahren für den<lb/>
Erfinder und für das Publikum vorgenommen werden könnte<lb/>
als vorher. Man forscht vergebens nach der Ursache, weshalb<lb/>
diese Interessen besser gewahrt seien durch ein repressives<lb/>
Verfahren, bei welchem Zeit und Ort der Verhandlung von<lb/>
der zufälligen Bestimmung der klagenden Partheien abhängig<lb/>
sind, als bei einem präventiven Aufgebote, welches alle Ein-<lb/>
sprüche gegen das behauptete Recht des Erfinders in einem<lb/>
Verfahren vor einem und demselben Gerichtshofe zur Entschei-<lb/>
dung bringt.</p><lb/>
            <p>Die einzige Einwendung von Belang, welche gegen ein<lb/>
solches der Patentirung vorausgehendes Aufgebot erhoben<lb/>
wurde, war die Frage, ob gegen ein auf solche Weise aufge-<lb/>
botenes Erfindungspatent nachträglich noch dem einzelnen Be-<lb/>
theiligten der Widerspruch im Wege Rechtens offen gehalten<lb/>
werden solle oder nicht. In dem einen Falle werde der Nutzen<lb/>
des Aufgebotes aufgehoben, im andern aber eine Gefahr für<lb/>
die durch das ertheilte Patent benachtheiligten Privatinteres-<lb/>
sen hervorgerufen, welche durch keine noch so grosse Sorgfalt<lb/><note xml:id="seg2pn_30_2" prev="#seg2pn_30_1" place="foot" n="3)">venteurs soient encouragés. Il y a plus; cette censure serait pour le<lb/>
public une cause certaine et directe d&#x2019;erreurs. Si le public était trompé,<lb/>
il le serait avec autorisation et son erreur n&#x2019;en serait que plus grave<lb/>
et plus obstinée. Or quelques soins que l&#x2019;on prît, il y aurait toujours<lb/>
des erreurs; le gouvernement n&#x2019;est pas infaillible, les jurys les plus<lb/>
doctes et les plus justes se trompent dans leur prévisions. Abstraction<lb/>
faite de tous les abus pouvant résulter de la corruption, de la faveur, de<lb/>
la compassion, de la jalousie, de l&#x2019;inimitié, de l&#x2019;étourderie, de la négli-<lb/>
gence, il y aurait en grand nombre des brevets accordés pour des<lb/>
inventions sans mérite, comme des brevets refusés pour des inventions<lb/>
profitables.</note><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[303/0330] Discussionen. — Einwürfe gegen das Aufgebot. Voraussetzung einer von Amts wegen erfolgenden Vorprüfung, bei welcher nach dem Ermessen der Regierung das Patent ertheilt oder versagt wird. Die von Napoleon und früher von Dionis verlangte Lösung, welche den Prioritätsstreit und die contradictorische Feststellung der Neuheit der Erfindung der Patentertheilung vorhergehen lässt, hat in den Verhandlungen keine Berücksichtigung gefunden. Auch fragt man vergebens nach den Gründen, aus welchen die Prüfung der gesetzlichen Bedingungen des Patentschutzes nach der Patentirung mit grösserer Sicherheit oder mit geringeren Gefahren für den Erfinder und für das Publikum vorgenommen werden könnte als vorher. Man forscht vergebens nach der Ursache, weshalb diese Interessen besser gewahrt seien durch ein repressives Verfahren, bei welchem Zeit und Ort der Verhandlung von der zufälligen Bestimmung der klagenden Partheien abhängig sind, als bei einem präventiven Aufgebote, welches alle Ein- sprüche gegen das behauptete Recht des Erfinders in einem Verfahren vor einem und demselben Gerichtshofe zur Entschei- dung bringt. Die einzige Einwendung von Belang, welche gegen ein solches der Patentirung vorausgehendes Aufgebot erhoben wurde, war die Frage, ob gegen ein auf solche Weise aufge- botenes Erfindungspatent nachträglich noch dem einzelnen Be- theiligten der Widerspruch im Wege Rechtens offen gehalten werden solle oder nicht. In dem einen Falle werde der Nutzen des Aufgebotes aufgehoben, im andern aber eine Gefahr für die durch das ertheilte Patent benachtheiligten Privatinteres- sen hervorgerufen, welche durch keine noch so grosse Sorgfalt 3) 3) venteurs soient encouragés. Il y a plus; cette censure serait pour le public une cause certaine et directe d’erreurs. Si le public était trompé, il le serait avec autorisation et son erreur n’en serait que plus grave et plus obstinée. Or quelques soins que l’on prît, il y aurait toujours des erreurs; le gouvernement n’est pas infaillible, les jurys les plus doctes et les plus justes se trompent dans leur prévisions. Abstraction faite de tous les abus pouvant résulter de la corruption, de la faveur, de la compassion, de la jalousie, de l’inimitié, de l’étourderie, de la négli- gence, il y aurait en grand nombre des brevets accordés pour des inventions sans mérite, comme des brevets refusés pour des inventions profitables.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klostermann_eigenthum02_1869
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klostermann_eigenthum02_1869/330
Zitationshilfe: Klostermann, Rudolf: Das geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen. Bd. 2. Berlin, 1869, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klostermann_eigenthum02_1869/330>, abgerufen am 25.11.2024.