Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klostermann, Rudolf: Das geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen. Bd. 1. Berlin, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

IX. Verfolgung des Nachdrucks. §. 42. Entschädigung.
in dem ganzen oder halben Bruttoertrage der Aufführung be-
steht und zu zwei Dritteln dem Autor, zu einem Drittel der
Ortsarmenkasse zufällt1).

Nach dem Bundesbeschlusse vom 22. April 1841 §§. 3 u. 4
findet der Anspruch auf Entschädigung neben der Geldbusse
nach näherer Festsetzung der Landesgesetze statt. Letztere
bestimmen meist die zu leistende Entschädigung auf die volle
Bruttoeinnahme der unbefugten Aufführung und lassen neben
dieser Schadloshaltung, welche bereits den Character einer Strafe
trägt, noch eine Geldstrafe eintreten, die jedoch nach Sächsi-
schem Rechte nur statt der vorbezeichneten Schadloshaltung auf
den Antrag des Autors verhängt wird2).

Im Französischen Rechte kommen für die Entschädi-
gung des Verlagsberechtigten die allgemeinen Regeln des Ci-
vilrechtes vom Schadensersatze in Anwendung. Das Gesetz
vom 19. Juli 1793 bestimmte in dem Art. 4 u. 5 die Entschädi-
gung für das Vergehen des Nachdrucks auf den Preis von 3000
Exemplaren des nachgedruckten Werkes und für die Verbrei-
tung des Nachdrucks auf den Preis von 500 Exemplaren. Diese
Vorschriften, welche zugleich die Strafe des Nachdrucks ein-
schlossen, sind indess durch die Bestimmungen des Code penal
ersetzt, welcher im Art. 427 den Nachdruck mit einer Geldbusse
und mit der Confiscation der nachgedruckten Exemplare zum
Vortheil des Autors bestraft und im Art. 429 den Nachdrucker
und den Verbreiter zur Entschädigung des Verlagsberechtigten
nach den allgemeinen Regeln verpflichtet, soweit der verur-
sachte Schaden nicht bereits durch die Confiscation getilgt ist3).

1) Gesetz v. 11. Juni 1837 §. 34. Gesetz v. 20. Februar 1854
§. 3. Vergl. unten §. 43.
2) Oesterreich. Gesetz v. 19. October 1846 §. 32. -- Braunschweig.
Gesetz v. 10. Februar 1842 §. 15 Nr. 3. -- Sächs. Gesetz v. 27. Juli
1846 §. 3. -- Bayer. Gesetz v. 28. Juni 1865 Art. 46.
3) Code penal Art. 429. Dans les cas prevus par les articles pre-
cedents, le produit des confiscations, ou des recettes confisquees sera
remis an proprietaire pour l'imdemniser d'autant du prejudice qu'il aura
souffert; le surplus de son indemnite ou l'entiere indemnite, s'il n'y a
eu ni vente d'objets confisques, ni saisie de recettes sera regle par les
voies ordinaires.
Dass durch die Art. 427 bis 429 des Code penal die oben ange-
führten Vorschriften des Gesetzes vom 19. Juli 1793 aufgehoben sind,

IX. Verfolgung des Nachdrucks. §. 42. Entschädigung.
in dem ganzen oder halben Bruttoertrage der Aufführung be-
steht und zu zwei Dritteln dem Autor, zu einem Drittel der
Ortsarmenkasse zufällt1).

Nach dem Bundesbeschlusse vom 22. April 1841 §§. 3 u. 4
findet der Anspruch auf Entschädigung neben der Geldbusse
nach näherer Festsetzung der Landesgesetze statt. Letztere
bestimmen meist die zu leistende Entschädigung auf die volle
Bruttoeinnahme der unbefugten Aufführung und lassen neben
dieser Schadloshaltung, welche bereits den Character einer Strafe
trägt, noch eine Geldstrafe eintreten, die jedoch nach Sächsi-
schem Rechte nur statt der vorbezeichneten Schadloshaltung auf
den Antrag des Autors verhängt wird2).

Im Französischen Rechte kommen für die Entschädi-
gung des Verlagsberechtigten die allgemeinen Regeln des Ci-
vilrechtes vom Schadensersatze in Anwendung. Das Gesetz
vom 19. Juli 1793 bestimmte in dem Art. 4 u. 5 die Entschädi-
gung für das Vergehen des Nachdrucks auf den Preis von 3000
Exemplaren des nachgedruckten Werkes und für die Verbrei-
tung des Nachdrucks auf den Preis von 500 Exemplaren. Diese
Vorschriften, welche zugleich die Strafe des Nachdrucks ein-
schlossen, sind indess durch die Bestimmungen des Code pénal
ersetzt, welcher im Art. 427 den Nachdruck mit einer Geldbusse
und mit der Confiscation der nachgedruckten Exemplare zum
Vortheil des Autors bestraft und im Art. 429 den Nachdrucker
und den Verbreiter zur Entschädigung des Verlagsberechtigten
nach den allgemeinen Regeln verpflichtet, soweit der verur-
sachte Schaden nicht bereits durch die Confiscation getilgt ist3).

1) Gesetz v. 11. Juni 1837 §. 34. Gesetz v. 20. Februar 1854
§. 3. Vergl. unten §. 43.
2) Oesterreich. Gesetz v. 19. October 1846 §. 32. — Braunschweig.
Gesetz v. 10. Februar 1842 §. 15 Nr. 3. — Sächs. Gesetz v. 27. Juli
1846 §. 3. — Bayer. Gesetz v. 28. Juni 1865 Art. 46.
3) Code pénal Art. 429. Dans les cas prévus par les articles pré-
cedents, le produit des confiscations, ou des recettes confisquées sera
remis an propriétaire pour l’imdemniser d’autant du préjudice qu’il aura
souffert; le surplus de son indemnité ou l’entière indemnité, s’il n’y a
eu ni vente d’objets confisqués, ni saisie de recettes sera règlé par les
voies ordinaires.
Dass durch die Art. 427 bis 429 des Code pénal die oben ange-
führten Vorschriften des Gesetzes vom 19. Juli 1793 aufgehoben sind,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0444" n="428"/><fw place="top" type="header">IX. Verfolgung des Nachdrucks. §. 42. Entschädigung.</fw><lb/>
in dem ganzen oder halben Bruttoertrage der Aufführung be-<lb/>
steht und zu zwei Dritteln dem Autor, zu einem Drittel der<lb/>
Ortsarmenkasse zufällt<note place="foot" n="1)">Gesetz v. 11. Juni 1837 §. 34. Gesetz v. 20. Februar 1854<lb/>
§. 3. Vergl. unten §. 43.</note>.</p><lb/>
            <p>Nach dem Bundesbeschlusse vom 22. April 1841 §§. 3 u. 4<lb/>
findet der Anspruch auf Entschädigung neben der Geldbusse<lb/>
nach näherer Festsetzung der Landesgesetze statt. Letztere<lb/>
bestimmen meist die zu leistende Entschädigung auf die volle<lb/>
Bruttoeinnahme der unbefugten Aufführung und lassen neben<lb/>
dieser Schadloshaltung, welche bereits den Character einer Strafe<lb/>
trägt, noch eine Geldstrafe eintreten, die jedoch nach Sächsi-<lb/>
schem Rechte nur statt der vorbezeichneten Schadloshaltung auf<lb/>
den Antrag des Autors verhängt wird<note place="foot" n="2)">Oesterreich. Gesetz v. 19. October 1846 §. 32. &#x2014; Braunschweig.<lb/>
Gesetz v. 10. Februar 1842 §. 15 Nr. 3. &#x2014; Sächs. Gesetz v. 27. Juli<lb/>
1846 §. 3. &#x2014; Bayer. Gesetz v. 28. Juni 1865 Art. 46.</note>.</p><lb/>
            <p>Im <hi rendition="#g">Französischen</hi> Rechte kommen für die Entschädi-<lb/>
gung des Verlagsberechtigten die allgemeinen Regeln des Ci-<lb/>
vilrechtes vom Schadensersatze in Anwendung. Das Gesetz<lb/>
vom 19. Juli 1793 bestimmte in dem Art. 4 u. 5 die Entschädi-<lb/>
gung für das Vergehen des Nachdrucks auf den Preis von 3000<lb/>
Exemplaren des nachgedruckten Werkes und für die Verbrei-<lb/>
tung des Nachdrucks auf den Preis von 500 Exemplaren. Diese<lb/>
Vorschriften, welche zugleich die Strafe des Nachdrucks ein-<lb/>
schlossen, sind indess durch die Bestimmungen des Code pénal<lb/>
ersetzt, welcher im Art. 427 den Nachdruck mit einer Geldbusse<lb/>
und mit der Confiscation der nachgedruckten Exemplare zum<lb/>
Vortheil des Autors bestraft und im Art. 429 den Nachdrucker<lb/>
und den Verbreiter zur Entschädigung des Verlagsberechtigten<lb/>
nach den allgemeinen Regeln verpflichtet, soweit der verur-<lb/>
sachte Schaden nicht bereits durch die Confiscation getilgt ist<note xml:id="a428" next="#b428" place="foot" n="3)">Code pénal Art. 429. Dans les cas prévus par les articles pré-<lb/>
cedents, le produit des confiscations, ou des recettes confisquées sera<lb/>
remis an propriétaire pour l&#x2019;imdemniser d&#x2019;autant du préjudice qu&#x2019;il aura<lb/>
souffert; le surplus de son indemnité ou l&#x2019;entière indemnité, s&#x2019;il n&#x2019;y a<lb/>
eu ni vente d&#x2019;objets confisqués, ni saisie de recettes sera règlé par les<lb/>
voies ordinaires.<lb/>
Dass durch die Art. 427 bis 429 des Code pénal die oben ange-<lb/>
führten Vorschriften des Gesetzes vom 19. Juli 1793 aufgehoben sind,</note>.<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[428/0444] IX. Verfolgung des Nachdrucks. §. 42. Entschädigung. in dem ganzen oder halben Bruttoertrage der Aufführung be- steht und zu zwei Dritteln dem Autor, zu einem Drittel der Ortsarmenkasse zufällt 1). Nach dem Bundesbeschlusse vom 22. April 1841 §§. 3 u. 4 findet der Anspruch auf Entschädigung neben der Geldbusse nach näherer Festsetzung der Landesgesetze statt. Letztere bestimmen meist die zu leistende Entschädigung auf die volle Bruttoeinnahme der unbefugten Aufführung und lassen neben dieser Schadloshaltung, welche bereits den Character einer Strafe trägt, noch eine Geldstrafe eintreten, die jedoch nach Sächsi- schem Rechte nur statt der vorbezeichneten Schadloshaltung auf den Antrag des Autors verhängt wird 2). Im Französischen Rechte kommen für die Entschädi- gung des Verlagsberechtigten die allgemeinen Regeln des Ci- vilrechtes vom Schadensersatze in Anwendung. Das Gesetz vom 19. Juli 1793 bestimmte in dem Art. 4 u. 5 die Entschädi- gung für das Vergehen des Nachdrucks auf den Preis von 3000 Exemplaren des nachgedruckten Werkes und für die Verbrei- tung des Nachdrucks auf den Preis von 500 Exemplaren. Diese Vorschriften, welche zugleich die Strafe des Nachdrucks ein- schlossen, sind indess durch die Bestimmungen des Code pénal ersetzt, welcher im Art. 427 den Nachdruck mit einer Geldbusse und mit der Confiscation der nachgedruckten Exemplare zum Vortheil des Autors bestraft und im Art. 429 den Nachdrucker und den Verbreiter zur Entschädigung des Verlagsberechtigten nach den allgemeinen Regeln verpflichtet, soweit der verur- sachte Schaden nicht bereits durch die Confiscation getilgt ist 3). 1) Gesetz v. 11. Juni 1837 §. 34. Gesetz v. 20. Februar 1854 §. 3. Vergl. unten §. 43. 2) Oesterreich. Gesetz v. 19. October 1846 §. 32. — Braunschweig. Gesetz v. 10. Februar 1842 §. 15 Nr. 3. — Sächs. Gesetz v. 27. Juli 1846 §. 3. — Bayer. Gesetz v. 28. Juni 1865 Art. 46. 3) Code pénal Art. 429. Dans les cas prévus par les articles pré- cedents, le produit des confiscations, ou des recettes confisquées sera remis an propriétaire pour l’imdemniser d’autant du préjudice qu’il aura souffert; le surplus de son indemnité ou l’entière indemnité, s’il n’y a eu ni vente d’objets confisqués, ni saisie de recettes sera règlé par les voies ordinaires. Dass durch die Art. 427 bis 429 des Code pénal die oben ange- führten Vorschriften des Gesetzes vom 19. Juli 1793 aufgehoben sind,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klostermann_eigenthum01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klostermann_eigenthum01_1867/444
Zitationshilfe: Klostermann, Rudolf: Das geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen. Bd. 1. Berlin, 1867, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klostermann_eigenthum01_1867/444>, abgerufen am 05.12.2024.