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[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Oden. Hamburg, 1771.

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Lange sinnt er ihm nach, welch ein Gedank' es ist!
Gott nachahmen, und selbst Schöpfer des Glückes seyn
Vieler tausend! Er hat eilend die Höh erreicht,
Und entschließt sich, wie Gott zu seyn!
Wie das ernste Gericht furchtbar die Wage nimmt,
Und die Könige wägt, wenn sie gestorben sind,
Also wägt er sich selbst jede der Thaten vor,
Die sein Leben bezeichnen soll!
Ist ein Christ! und belohnt redliche Thaten erst!
Und dann schauet sein Blick lächelnd auf die herab,
Die der Muse sich weihn, welche das weiche Herz
Tugendhafter und edler macht!
Winkt dem stummen Verdienst, das in der Ferne steht!
Durch sein Muster gereizt, lernt es Unsterblichkeit!
Denn er wandelt allein, ohne der Muse Lied,
Sichern Wegs zur Unsterblichkeit!
Die vom Sion herab Gott den Messias singt,
Fromme Sängerinn, eil' itzt zu den Höhen hin,
Wo den Königen Lob, besseres Lob ertönt,
Die Nachahmer der Gottheit sind!
Fang den lyrischen Flug stolz mit dem Namen an,
Der oft, lauter getönt, dir um die Saite schwebt,
Singst du einst von dem Glück, welches die Tugenden
Auf dem freyeren Throne lohnt!

Da-

Lange ſinnt er ihm nach, welch ein Gedank’ es iſt!
Gott nachahmen, und ſelbſt Schoͤpfer des Gluͤckes ſeyn
Vieler tauſend! Er hat eilend die Hoͤh erreicht,
Und entſchließt ſich, wie Gott zu ſeyn!
Wie das ernſte Gericht furchtbar die Wage nimmt,
Und die Koͤnige waͤgt, wenn ſie geſtorben ſind,
Alſo waͤgt er ſich ſelbſt jede der Thaten vor,
Die ſein Leben bezeichnen ſoll!
Iſt ein Chriſt! und belohnt redliche Thaten erſt!
Und dann ſchauet ſein Blick laͤchelnd auf die herab,
Die der Muſe ſich weihn, welche das weiche Herz
Tugendhafter und edler macht!
Winkt dem ſtummen Verdienſt, das in der Ferne ſteht!
Durch ſein Muſter gereizt, lernt es Unſterblichkeit!
Denn er wandelt allein, ohne der Muſe Lied,
Sichern Wegs zur Unſterblichkeit!
Die vom Sion herab Gott den Meſſias ſingt,
Fromme Saͤngerinn, eil’ itzt zu den Hoͤhen hin,
Wo den Koͤnigen Lob, beſſeres Lob ertoͤnt,
Die Nachahmer der Gottheit ſind!
Fang den lyriſchen Flug ſtolz mit dem Namen an,
Der oft, lauter getoͤnt, dir um die Saite ſchwebt,
Singſt du einſt von dem Gluͤck, welches die Tugenden
Auf dem freyeren Throne lohnt!

Da-
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[93/0101] Lange ſinnt er ihm nach, welch ein Gedank’ es iſt! Gott nachahmen, und ſelbſt Schoͤpfer des Gluͤckes ſeyn Vieler tauſend! Er hat eilend die Hoͤh erreicht, Und entſchließt ſich, wie Gott zu ſeyn! Wie das ernſte Gericht furchtbar die Wage nimmt, Und die Koͤnige waͤgt, wenn ſie geſtorben ſind, Alſo waͤgt er ſich ſelbſt jede der Thaten vor, Die ſein Leben bezeichnen ſoll! Iſt ein Chriſt! und belohnt redliche Thaten erſt! Und dann ſchauet ſein Blick laͤchelnd auf die herab, Die der Muſe ſich weihn, welche das weiche Herz Tugendhafter und edler macht! Winkt dem ſtummen Verdienſt, das in der Ferne ſteht! Durch ſein Muſter gereizt, lernt es Unſterblichkeit! Denn er wandelt allein, ohne der Muſe Lied, Sichern Wegs zur Unſterblichkeit! Die vom Sion herab Gott den Meſſias ſingt, Fromme Saͤngerinn, eil’ itzt zu den Hoͤhen hin, Wo den Koͤnigen Lob, beſſeres Lob ertoͤnt, Die Nachahmer der Gottheit ſind! Fang den lyriſchen Flug ſtolz mit dem Namen an, Der oft, lauter getoͤnt, dir um die Saite ſchwebt, Singſt du einſt von dem Gluͤck, welches die Tugenden Auf dem freyeren Throne lohnt! Da-

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Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Oden. Hamburg, 1771, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_oden_1771/101>, abgerufen am 24.11.2024.