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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Der Messias. Ein Heldengedicht. Halle, 1749.

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Der Messias.

Träumer besingen, da bauen sie sich ein heiliges Dunckel.
Und ach! die armen unsterblichen Götter sind viel zu ge-
ringe,

Bis ins innre Gebäu der Geheimnisse durchzuschauen.
Will er uns nicht den hohen Meßias, den König des Him-
mels

Jenen Donnerer GOttes, der in der gewaltigen Rü-
stung

Wider |uns stritt, bis wir die neuen Welten erreichten,
Unsern würdigen Feind und erhabenen Widersacher,
Will er den nicht in jene Gestalt, die wir tödten, ver-
kleiden?

Zwar er selber, das Erdengeschöpf, von dem der Prophet
träumt,

Dünkt sich nicht wenig zu seyn. Bald hat et die Todten
erwecket,

Die doch der Ewige mühsam, ja mühsam, sonst thät
ers wohl öfters!

Seine veraltete Macht nicht ganz zu vergessen, erwecket.
Bald will er gar das ganze Geschlecht der sterblichen Men-
schen

Von der Sünd und vom Tode befreyn: Von der Sünde,
die allen

Eingepflauzt ist, und immer empörend und ungestüm im-
mer

GOtt in ihren unsterblichen Seelen entgegen sich auf-
lehnt,

Unbezwingbar der sclavischen Pflicht: Auch vom Tode,
der alle,

Der das ganze Geschlecht, so oft wir ihm winken, durch-
würget,

Will-

Der Meſſias.

Traͤumer beſingen, da bauen ſie ſich ein heiliges Dunckel.
Und ach! die armen unſterblichen Goͤtter ſind viel zu ge-
ringe,

Bis ins innre Gebaͤu der Geheimniſſe durchzuſchauen.
Will er uns nicht den hohen Meßias, den Koͤnig des Him-
mels

Jenen Donnerer GOttes, der in der gewaltigen Ruͤ-
ſtung

Wider |uns ſtritt, bis wir die neuen Welten erreichten,
Unſern wuͤrdigen Feind und erhabenen Widerſacher,
Will er den nicht in jene Geſtalt, die wir toͤdten, ver-
kleiden?

Zwar er ſelber, das Erdengeſchoͤpf, von dem der Prophet
traͤumt,

Duͤnkt ſich nicht wenig zu ſeyn. Bald hat et die Todten
erwecket,

Die doch der Ewige muͤhſam, ja muͤhſam, ſonſt thaͤt
ers wohl oͤfters!

Seine veraltete Macht nicht ganz zu vergeſſen, erwecket.
Bald will er gar das ganze Geſchlecht der ſterblichen Men-
ſchen

Von der Suͤnd und vom Tode befreyn: Von der Suͤnde,
die allen

Eingepflauzt iſt, und immer empoͤrend und ungeſtuͤm im-
mer

GOtt in ihren unſterblichen Seelen entgegen ſich auf-
lehnt,

Unbezwingbar der ſclaviſchen Pflicht: Auch vom Tode,
der alle,

Der das ganze Geſchlecht, ſo oft wir ihm winken, durch-
wuͤrget,

Will-
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[76/0080] Der Meſſias. Traͤumer beſingen, da bauen ſie ſich ein heiliges Dunckel. Und ach! die armen unſterblichen Goͤtter ſind viel zu ge- ringe, Bis ins innre Gebaͤu der Geheimniſſe durchzuſchauen. Will er uns nicht den hohen Meßias, den Koͤnig des Him- mels Jenen Donnerer GOttes, der in der gewaltigen Ruͤ- ſtung Wider |uns ſtritt, bis wir die neuen Welten erreichten, Unſern wuͤrdigen Feind und erhabenen Widerſacher, Will er den nicht in jene Geſtalt, die wir toͤdten, ver- kleiden? Zwar er ſelber, das Erdengeſchoͤpf, von dem der Prophet traͤumt, Duͤnkt ſich nicht wenig zu ſeyn. Bald hat et die Todten erwecket, Die doch der Ewige muͤhſam, ja muͤhſam, ſonſt thaͤt ers wohl oͤfters! Seine veraltete Macht nicht ganz zu vergeſſen, erwecket. Bald will er gar das ganze Geſchlecht der ſterblichen Men- ſchen Von der Suͤnd und vom Tode befreyn: Von der Suͤnde, die allen Eingepflauzt iſt, und immer empoͤrend und ungeſtuͤm im- mer GOtt in ihren unſterblichen Seelen entgegen ſich auf- lehnt, Unbezwingbar der ſclaviſchen Pflicht: Auch vom Tode, der alle, Der das ganze Geſchlecht, ſo oft wir ihm winken, durch- wuͤrget, Will-

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Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Der Messias. Ein Heldengedicht. Halle, 1749, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias_1749/80>, abgerufen am 27.11.2024.