Klopstock, Friedrich Gottlieb: Der Messias. Ein Heldengedicht. Halle, 1749.
Doch E 3
Doch E 3
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Zweyter Geſang.
Goͤtter, ſtets unbeſiegt, unſelaviſch, die wollen wir blei-
ben,
Wenn er auch gegen uns ſeine Verſoͤhner zu tauſenden
ſchickte,
Wenn er auch ſelbſt, ein Meßias zu werden, die Erde
betraͤte.
Doch was erzuͤrn ich mich ſo? Wer iſt der niedre Meſ-
ſias,
Der die erdichtete Gottheit im ſterblichen Koͤrper herum-
traͤgt,
Daß daruͤber die Goͤtter ſo ſinnen, als wenn ſie von
neuem
Hohe Gedanken von ihrer Vergoͤttrung und Schlachten
erfaͤnden?
Sollte der Ewigen einer, um uns den Sieg zu erleich-
tern,
Aus den Schoͤſſen ſterblicher Muͤtter, die bald die Ver-
weſung
Nehmen wird, gegen uns, die er doch kennt, zu kaͤmpfen
hervorgehn?
Das ſey ferne! So handelt der nicht, den Satan be-
krieget.
Zwar ſtehn einige hier, die vor ihm furchtſam entflohen,
Und aus der morſchen Behauſung beſeßner Sterblichen
wichen;
Furchtſame, zittert vor dieſer Verſammlung, umhuͤllt
euer Antlitz
Mit verfinſternder Schaam! die Goͤtter hoͤrens, ihr flohet!
Warum flohet ihr ſo, Elende? Was nanntet ihr JEſum
Euer und meiner unwuͤrdig den Sohn des ewigen GOt-
tes?
Doch
E 3
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Zitationshilfe: | Klopstock, Friedrich Gottlieb: Der Messias. Ein Heldengedicht. Halle, 1749, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias_1749/73>, abgerufen am 16.02.2025. |