Drauf kam Moloch ein kriegrischer Geist von seinen Ge- birgen, Die er, wenn etwa der donnernde Krieger, so nennt er Jehova, Jn die Gefilde der Hölle, sie einzunehmen, herabkäm, Sich zu vertheidigen, stolz mit neuen Bergen umthürmt hat. Oft wenn der traurige Tag an des flammenden Oceans Ufern Dampfend hervorsteigt, erblicken ihn schon der Hölle Bewohner Wie er unter der Last, vom eisernen Rauschen umstürmet, Mühsam geht, und sich dem hohen Gipfel des Berges Endlich nähert. Und wenn er alsdann die neuen Ge- birge Auf die Höh, dem Gewölbe der Höllen entgegen gethürmt hat, Steht er in Wolken, und donnert daraus mit schwerer Ar- beit Langsam hervor. Jhn sehen die Seelen der Erdenbezwin- ger Unten erstaunungsvoll an. Er rauschte von seinen Gebir- gen Durch sie gewaltig einher. Sie wichen auf beyden Seiten Schüchtern hinweg. Er gieng, von seiner tönenden Rü- ftung, Dunkel, wie der Donner von schwartzen Wolken, umge- ben. Vor ihm bebte der Berg und hinter ihm sanken die Felsen Sandig herab. So gieng er, und kam zum Throne des Satans.
Nach
Der Meſſias.
Drauf kam Moloch ein kriegriſcher Geiſt von ſeinen Ge- birgen, Die er, wenn etwa der donnernde Krieger, ſo nennt er Jehova, Jn die Gefilde der Hoͤlle, ſie einzunehmen, herabkaͤm, Sich zu vertheidigen, ſtolz mit neuen Bergen umthuͤrmt hat. Oft wenn der traurige Tag an des flammenden Oceans Ufern Dampfend hervorſteigt, erblicken ihn ſchon der Hoͤlle Bewohner Wie er unter der Laſt, vom eiſernen Rauſchen umſtuͤrmet, Muͤhſam geht, und ſich dem hohen Gipfel des Berges Endlich naͤhert. Und wenn er alsdann die neuen Ge- birge Auf die Hoͤh, dem Gewoͤlbe der Hoͤllen entgegen gethuͤrmt hat, Steht er in Wolken, und donnert daraus mit ſchwerer Ar- beit Langſam hervor. Jhn ſehen die Seelen der Erdenbezwin- ger Unten erſtaunungsvoll an. Er rauſchte von ſeinen Gebir- gen Durch ſie gewaltig einher. Sie wichen auf beyden Seiten Schuͤchtern hinweg. Er gieng, von ſeiner toͤnenden Ruͤ- ftung, Dunkel, wie der Donner von ſchwartzen Wolken, umge- ben. Vor ihm bebte der Berg und hinter ihm ſanken die Felſen Sandig herab. So gieng er, und kam zum Throne des Satans.
Nach
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Der Meſſias.
Drauf kam Moloch ein kriegriſcher Geiſt von ſeinen Ge-
birgen,
Die er, wenn etwa der donnernde Krieger, ſo nennt er
Jehova,
Jn die Gefilde der Hoͤlle, ſie einzunehmen, herabkaͤm,
Sich zu vertheidigen, ſtolz mit neuen Bergen umthuͤrmt
hat.
Oft wenn der traurige Tag an des flammenden Oceans
Ufern
Dampfend hervorſteigt, erblicken ihn ſchon der Hoͤlle
Bewohner
Wie er unter der Laſt, vom eiſernen Rauſchen umſtuͤrmet,
Muͤhſam geht, und ſich dem hohen Gipfel des Berges
Endlich naͤhert. Und wenn er alsdann die neuen Ge-
birge
Auf die Hoͤh, dem Gewoͤlbe der Hoͤllen entgegen gethuͤrmt
hat,
Steht er in Wolken, und donnert daraus mit ſchwerer Ar-
beit
Langſam hervor. Jhn ſehen die Seelen der Erdenbezwin-
ger
Unten erſtaunungsvoll an. Er rauſchte von ſeinen Gebir-
gen
Durch ſie gewaltig einher. Sie wichen auf beyden Seiten
Schuͤchtern hinweg. Er gieng, von ſeiner toͤnenden Ruͤ-
ftung,
Dunkel, wie der Donner von ſchwartzen Wolken, umge-
ben.
Vor ihm bebte der Berg und hinter ihm ſanken die Felſen
Sandig herab. So gieng er, und kam zum Throne des
Satans.
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Die ersten drei Gesänge von Klopstocks ‚Messias‘ … [mehr]
Die ersten drei Gesänge von Klopstocks ‚Messias‘ erschienen zunächst in den ‚Neuen Beiträgen zum Vergnügen des Verstandes und des Witzes‘ (Bremen und Leipzig). Im Deutschen Textarchiv finden Sie mit dem 1749 in Halle erschienenen Druck die erste selbstständige Publikation des ersten bis dritten Gesangs. Ab 1751 erschienen diese und die weiteren Gesänge in vier Bänden, die Sie ebenfalls im DTA finden.
Klopstock, Friedrich Gottlieb: Der Messias. Ein Heldengedicht. Halle, 1749, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias_1749/68>, abgerufen am 30.07.2024.
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