Klopstock, Friedrich Gottlieb: Der Messias. Ein Heldengedicht. Halle, 1749.
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Dritter Geſang.
Dieſe geliebteſten Juͤnger nicht mehr? Die ſind es, die
werden
Groͤſſer, als du, und herrlicher ſeyn! die werden bey
JEſu
Schaͤtze, wie Stroͤme, zu ſich von des Landes Milde ver-
ſammeln.
Auch die uͤbrigen werden ein viel gluͤckſeliger Erbtheil,
Als du, verlgſſener Sohn! von ihrem Meſſias empfan-
gen.
Komm, ich will dir ihr Reich in ſeiner Herrlichkeit zeigen.
Steig auf dieſen Berg! Wanke nicht, Sohn! es iſt ein-
mal dein Schickſal!
Sieheſt du dort vor uns das unendliche breite Gebirge,
Welches ins fruchtbare Thal verlaͤngerte Schatten hinab-
ſtreckt?
Hier wird unaufhoͤrlich, wie aus Ophiriſchen Jnſeln,
Gold ausgegraben! hier triefet das Thal, durch ſelige
Jahre
Reich und unerſchoͤpflich, vom Ueberfluſſe des Segens.
Dies iſt des auserwaͤhlten Johannes geſegnetes Erbe.
Jene mit hohen Traubengelendern umhangenen Huͤgel,
Dieſe von wallendem Korn weit uͤberflieſſenden Auen
Sind dem geliebteſten Petrus von ſeinem Meſſias gege-
ben,
Siehſt du den ganzen Reichthum des Landes? Wie hier
ſich die Staͤdte,
Gleich der Koͤnigstochter, Jeruſalem, unter der Sonne
Glaͤnzend und hoch, voll unzaͤhlbarer Menſchen im Thale
verbreiten!
Wie ſich neue Jordane dort, die Staͤdte zu waͤſſern,
Unter der Umwoͤlbung der hohen Mauren dahinziehn?
Gaͤrten, gleich dem befruchteten Eden, umſchatten den
Goldſand
Jhrer Geſtade. Dies ſind die Koͤnigreiche der Juͤnger.
Aber erblickſt du, Jſcharioth, auch in jener Entfernung
Dieſes kleine gebirgigte Land? Da liegt es veroͤdet
Wild, unbewohnt und ſteinigt mit duͤrren Gehoͤlzen
durchwachſen.
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Zitationshilfe: | Klopstock, Friedrich Gottlieb: Der Messias. Ein Heldengedicht. Halle, 1749, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias_1749/133>, abgerufen am 22.07.2024. |