Klopstock, Friedrich Gottlieb: Der Messias. Ein Heldengedicht. Halle, 1749.
Jener ist Matthäus, sprach Seraph Bildai, ein Jünger, Der, im Schosse begüterter Eltern wollüstig erzogen, Doch auch zugleich zum niedern Geschäffte der Reichen verwöhnt ward, Die des unsterblichen Geistes uneingedenk, niemals er- sättigt, Wie für die Ewigkeit sammeln. Allein die mächtigen Triebe Seines Geistes erhuben sich bald, da er JEsum erblickte. JEsus rief ihn kaum zu sich, so folgt er, und ließ die Geschäfte, Die ihn bisher zur Erde gedrückt, den Thieren zurücke. So entreißt sich ein Held der Könige weichlichen Töch- tern, Wenn ihn der Tod fürs Vaterland ruft. Jns Feld hin, wo GOtt steht, Und dem Tode, gerüstet mit Rache, die Schuldigen zu- zählt, Ruft ihn mehr als ewiger Ruhm, die Stimme der Un- schuld. Jhn wird danckbar und froh erretteter Völker Mund eh- ren, Denn
Jener iſt Matthaͤus, ſprach Seraph Bildai, ein Juͤnger, Der, im Schoſſe beguͤterter Eltern wolluͤſtig erzogen, Doch auch zugleich zum niedern Geſchaͤffte der Reichen verwoͤhnt ward, Die des unſterblichen Geiſtes uneingedenk, niemals er- ſaͤttigt, Wie fuͤr die Ewigkeit ſammeln. Allein die maͤchtigen Triebe Seines Geiſtes erhuben ſich bald, da er JEſum erblickte. JEſus rief ihn kaum zu ſich, ſo folgt er, und ließ die Geſchaͤfte, Die ihn bisher zur Erde gedruͤckt, den Thieren zuruͤcke. So entreißt ſich ein Held der Koͤnige weichlichen Toͤch- tern, Wenn ihn der Tod fuͤrs Vaterland ruft. Jns Feld hin, wo GOtt ſteht, Und dem Tode, geruͤſtet mit Rache, die Schuldigen zu- zaͤhlt, Ruft ihn mehr als ewiger Ruhm, die Stimme der Un- ſchuld. Jhn wird danckbar und froh erretteter Voͤlker Mund eh- ren, Denn
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Der Meſſias.
Bald haͤtt er ſich im finſtern Gebaͤu ſadducaͤiſcher Traͤu-
me
Klaͤglich verlohren: allein des Meſſias gewaltige Wunder
Retteten ihn, er verließ das Bezirk labyrinthiſcher Jrren,
Und kam zu JEſu. Doch wuͤrd ich mich ſeinetwegen noch
oͤfters
Zaͤrtlich bekuͤmmern, haͤtt ihm zu dieſer denkenden Seele
Nicht die Natur ein redliches Herz und Tugend gegeben.
Jener iſt Matthaͤus, ſprach Seraph Bildai, ein Juͤnger,
Der, im Schoſſe beguͤterter Eltern wolluͤſtig erzogen,
Doch auch zugleich zum niedern Geſchaͤffte der Reichen
verwoͤhnt ward,
Die des unſterblichen Geiſtes uneingedenk, niemals er-
ſaͤttigt,
Wie fuͤr die Ewigkeit ſammeln. Allein die maͤchtigen
Triebe
Seines Geiſtes erhuben ſich bald, da er JEſum erblickte.
JEſus rief ihn kaum zu ſich, ſo folgt er, und ließ die
Geſchaͤfte,
Die ihn bisher zur Erde gedruͤckt, den Thieren zuruͤcke.
So entreißt ſich ein Held der Koͤnige weichlichen Toͤch-
tern,
Wenn ihn der Tod fuͤrs Vaterland ruft. Jns Feld hin,
wo GOtt ſteht,
Und dem Tode, geruͤſtet mit Rache, die Schuldigen zu-
zaͤhlt,
Ruft ihn mehr als ewiger Ruhm, die Stimme der Un-
ſchuld.
Jhn wird danckbar und froh erretteter Voͤlker Mund eh-
ren,
Denn
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Zitationshilfe: | Klopstock, Friedrich Gottlieb: Der Messias. Ein Heldengedicht. Halle, 1749, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias_1749/114>, abgerufen am 22.07.2024. |