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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Der Messias. Ein Heldengedicht. Halle, 1749.

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Dritter Gesang.

Segnete sich, und die niedrige Hütte, wo GOttes Pro-
phet war.

JEsus aß so vergnügt, wie er einst im Haine zu Mamre
Mit zween Engeln und Abraham aß. Komm, folge mir,
Simon,

Sagt er zu ihm, laß deinen Gespielen die Heerden der
Lämmer.

Jch bin der, von dem du das Lied der himmlischen
Schaaren,

Bey dem bethlehemitischen Quell, als ein Knabe, vernah-
mest.

Dort seh ich meinen Geliebten hervorgehn, sprach
Seraph Adoram,

Schau, Jakobus, der Alphäide! Dies ernste Gesichte,
Jst verschwiegene Tugend, die weniger saget, als ausübt
Kennt ihn der Ewige nur, wenn ihn von Nachwelt zu
Nachwelt

Menschen auch nicht kennten, wenn er uns auch unbekannt
bliebe,

Dennoch würd er, vom Ruhm unbelohnt, stets Tugenden
üben.
Umbiel sprach ferner: Der dort voll Gedanken und ein-
sam

Tief im Walde sich zeigt, ist Thomas, ein feuriger Jüng-
ling.

Stets zeugt sein Geist aus Gedanken Gedanken, davon
er das Ende

Vielmal nicht sieht, wenn sie, wie Meere, vor ihm sich
verbreiten.
Bald

Dritter Geſang.

Segnete ſich, und die niedrige Huͤtte, wo GOttes Pro-
phet war.

JEſus aß ſo vergnuͤgt, wie er einſt im Haine zu Mamre
Mit zween Engeln und Abraham aß. Komm, folge mir,
Simon,

Sagt er zu ihm, laß deinen Geſpielen die Heerden der
Laͤmmer.

Jch bin der, von dem du das Lied der himmliſchen
Schaaren,

Bey dem bethlehemitiſchen Quell, als ein Knabe, vernah-
meſt.

Dort ſeh ich meinen Geliebten hervorgehn, ſprach
Seraph Adoram,

Schau, Jakobus, der Alphaͤide! Dies ernſte Geſichte,
Jſt verſchwiegene Tugend, die weniger ſaget, als ausuͤbt
Kennt ihn der Ewige nur, wenn ihn von Nachwelt zu
Nachwelt

Menſchen auch nicht kennten, wenn er uns auch unbekannt
bliebe,

Dennoch wuͤrd er, vom Ruhm unbelohnt, ſtets Tugenden
uͤben.
Umbiel ſprach ferner: Der dort voll Gedanken und ein-
ſam

Tief im Walde ſich zeigt, iſt Thomas, ein feuriger Juͤng-
ling.

Stets zeugt ſein Geiſt aus Gedanken Gedanken, davon
er das Ende

Vielmal nicht ſieht, wenn ſie, wie Meere, vor ihm ſich
verbreiten.
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[109/0113] Dritter Geſang. Segnete ſich, und die niedrige Huͤtte, wo GOttes Pro- phet war. JEſus aß ſo vergnuͤgt, wie er einſt im Haine zu Mamre Mit zween Engeln und Abraham aß. Komm, folge mir, Simon, Sagt er zu ihm, laß deinen Geſpielen die Heerden der Laͤmmer. Jch bin der, von dem du das Lied der himmliſchen Schaaren, Bey dem bethlehemitiſchen Quell, als ein Knabe, vernah- meſt. Dort ſeh ich meinen Geliebten hervorgehn, ſprach Seraph Adoram, Schau, Jakobus, der Alphaͤide! Dies ernſte Geſichte, Jſt verſchwiegene Tugend, die weniger ſaget, als ausuͤbt Kennt ihn der Ewige nur, wenn ihn von Nachwelt zu Nachwelt Menſchen auch nicht kennten, wenn er uns auch unbekannt bliebe, Dennoch wuͤrd er, vom Ruhm unbelohnt, ſtets Tugenden uͤben. Umbiel ſprach ferner: Der dort voll Gedanken und ein- ſam Tief im Walde ſich zeigt, iſt Thomas, ein feuriger Juͤng- ling. Stets zeugt ſein Geiſt aus Gedanken Gedanken, davon er das Ende Vielmal nicht ſieht, wenn ſie, wie Meere, vor ihm ſich verbreiten. Bald

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Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Der Messias. Ein Heldengedicht. Halle, 1749, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias_1749/113>, abgerufen am 23.11.2024.