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[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 4. Halle, 1773.

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Der Messias.
Todte Gottes! So wie der Gesang in Strömen dahinfloß,
Tanzten die Knaben den heiligen Reihn um eines der Gräber,
Warfen die Kränze darauf, und tanzten zum Siegesgesange.

Schnell entsinken ihnen die Palmen. Denn, auf des Felsen
Höhe, des Grabes, das leer jezt war, erschienen Erstandne;
Und der Siegesgesang verstummet. Drey der Erwachten
Standen in ihrer Herrlichkeit da. Es schwebte wie Wolken
Bey den Erscheinenden. Jezo trat aus dem Silbergewölke
Asnath langsam hervor, und ward zu Glanze. Debora
Hub ihr Antlitz, und hub die gefalteten Hände gen Himmel
Aus der Wolke, bis endlich auch sie ganz Schimmer dastand.
Und Jedidath schwebte daher, als käm er aus jener
Ferne, wo nieder des Himmels Gewölbe sich senkt; doch auf Einmal
Stand er neben Debora. Und Jsak begleiteten Engel,
Und bewunderten ihn, den schönsten der Auferstanduen.
Rahel wehte die goldene Locke, da sie aus dem weißen
Dufte Joseph führte, mit einer Liebe, daß alle
Mütter die Mutter erkannten. Da kam in der Sterblichen Seele
Sanftere Freude, da fiengen sie an, dem bangen Erstaunen,
Sich zu entreissen. Nicht lange, so traf sie neues Erstaunen.
Denn nun stand Jesaias, und Abraham da, und Hiob,
Strahlengestalten! Die Sterblichen bebten. Nun kamen des Mittlers
Täufer, und Seth, und Abel; nun kam mit Gabriel Adam,
Blitze Gottes! Die Sterblichen sanken. Der Fels wankt' ihnen,
Und das Gefild' umher. Jezt wurde der Sterblichen Seele
Wieder entlastet. Denn Eva kam mit milderer Schöne,
Trat einher, und führte, wie sie der erfrischenden Mondnacht
Schim-

Der Meſſias.
Todte Gottes! So wie der Geſang in Stroͤmen dahinfloß,
Tanzten die Knaben den heiligen Reihn um eines der Graͤber,
Warfen die Kraͤnze darauf, und tanzten zum Siegesgeſange.

Schnell entſinken ihnen die Palmen. Denn, auf des Felſen
Hoͤhe, des Grabes, das leer jezt war, erſchienen Erſtandne;
Und der Siegesgeſang verſtummet. Drey der Erwachten
Standen in ihrer Herrlichkeit da. Es ſchwebte wie Wolken
Bey den Erſcheinenden. Jezo trat aus dem Silbergewoͤlke
Asnath langſam hervor, und ward zu Glanze. Debora
Hub ihr Antlitz, und hub die gefalteten Haͤnde gen Himmel
Aus der Wolke, bis endlich auch ſie ganz Schimmer daſtand.
Und Jedidath ſchwebte daher, als kaͤm er aus jener
Ferne, wo nieder des Himmels Gewoͤlbe ſich ſenkt; doch auf Einmal
Stand er neben Debora. Und Jſak begleiteten Engel,
Und bewunderten ihn, den ſchoͤnſten der Auferſtanduen.
Rahel wehte die goldene Locke, da ſie aus dem weißen
Dufte Joſeph fuͤhrte, mit einer Liebe, daß alle
Muͤtter die Mutter erkannten. Da kam in der Sterblichen Seele
Sanftere Freude, da fiengen ſie an, dem bangen Erſtaunen,
Sich zu entreiſſen. Nicht lange, ſo traf ſie neues Erſtaunen.
Denn nun ſtand Jeſaias, und Abraham da, und Hiob,
Strahlengeſtalten! Die Sterblichen bebten. Nun kamen des Mittlers
Taͤufer, und Seth, und Abel; nun kam mit Gabriel Adam,
Blitze Gottes! Die Sterblichen ſanken. Der Fels wankt’ ihnen,
Und das Gefild’ umher. Jezt wurde der Sterblichen Seele
Wieder entlaſtet. Denn Eva kam mit milderer Schoͤne,
Trat einher, und fuͤhrte, wie ſie der erfriſchenden Mondnacht
Schim-
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[64/0064] Der Meſſias. Todte Gottes! So wie der Geſang in Stroͤmen dahinfloß, Tanzten die Knaben den heiligen Reihn um eines der Graͤber, Warfen die Kraͤnze darauf, und tanzten zum Siegesgeſange. Schnell entſinken ihnen die Palmen. Denn, auf des Felſen Hoͤhe, des Grabes, das leer jezt war, erſchienen Erſtandne; Und der Siegesgeſang verſtummet. Drey der Erwachten Standen in ihrer Herrlichkeit da. Es ſchwebte wie Wolken Bey den Erſcheinenden. Jezo trat aus dem Silbergewoͤlke Asnath langſam hervor, und ward zu Glanze. Debora Hub ihr Antlitz, und hub die gefalteten Haͤnde gen Himmel Aus der Wolke, bis endlich auch ſie ganz Schimmer daſtand. Und Jedidath ſchwebte daher, als kaͤm er aus jener Ferne, wo nieder des Himmels Gewoͤlbe ſich ſenkt; doch auf Einmal Stand er neben Debora. Und Jſak begleiteten Engel, Und bewunderten ihn, den ſchoͤnſten der Auferſtanduen. Rahel wehte die goldene Locke, da ſie aus dem weißen Dufte Joſeph fuͤhrte, mit einer Liebe, daß alle Muͤtter die Mutter erkannten. Da kam in der Sterblichen Seele Sanftere Freude, da fiengen ſie an, dem bangen Erſtaunen, Sich zu entreiſſen. Nicht lange, ſo traf ſie neues Erſtaunen. Denn nun ſtand Jeſaias, und Abraham da, und Hiob, Strahlengeſtalten! Die Sterblichen bebten. Nun kamen des Mittlers Taͤufer, und Seth, und Abel; nun kam mit Gabriel Adam, Blitze Gottes! Die Sterblichen ſanken. Der Fels wankt’ ihnen, Und das Gefild’ umher. Jezt wurde der Sterblichen Seele Wieder entlaſtet. Denn Eva kam mit milderer Schoͤne, Trat einher, und fuͤhrte, wie ſie der erfriſchenden Mondnacht Schim-

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Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 4. Halle, 1773, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias04_1773/64>, abgerufen am 25.11.2024.