Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 4. Halle, 1773.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Messias.
Und die Heerschaar, die vom Tod' Er durch Blut lossprach,
Hub sich empor, und ihr Gewand goß Stralen um sie her!
Jhr Triumphlied scholl, wie das Weltmeer braust!
Und sein Getön stieg hoch mit dem Gerichtsruf auf!
Und sie erlagen dem Wonnegedanken. Die Saiten nur tönten.
Aber nicht lange, so scholl ihr Gesang von neuem zur Harfe:
Aussaat, die gesät ruhte, bis Gott ihr rief, das Gefild
Mit Goldglanz zu bedecken! Selige, die Staub zu Staub
Jn sich einschloß säumende Nacht,
Bis floh der Aeoon Sterblicher dahin!
Aussaat, o wie reif schimmerst du her! Laut ruft im Gefild
Die Heerschaar zu der Erndte! Selige, die Glanz zu Glanz
Der Vollender sammelt, wie nimmt
Des neuen Aeoons Herlichkeit euch auf!
Jezo sangen mit himlischem Lächeln die Ersten der Engel.
Tönender strömte der Strom der Harfen zum Wonnegesange:
Todt', erwacht! Todt', erwacht! Der Gerichtstag hallts!
Der Aufruf der Erndter des Gefilds
Ertönt froh! Der Staub hört's da, wo er sanft
Schlummert, hinschallen! Schuzengel rufen ins Gericht!
Eilet, schaut auf zum Thron, die mit Huld Gott rief!
Erwacht! eilt! steht auf! stralt von dem Grab
Empor ihr, die Jesus frey des Gerichts
Macht! o Miterben, komt, nehmt die Palmen in Triumph!
Schwebt
Der Meſſias.
Und die Heerſchaar, die vom Tod’ Er durch Blut losſprach,
Hub ſich empor, und ihr Gewand goß Stralen um ſie her!
Jhr Triumphlied ſcholl, wie das Weltmeer brauſt!
Und ſein Getoͤn ſtieg hoch mit dem Gerichtsruf auf!
Und ſie erlagen dem Wonnegedanken. Die Saiten nur toͤnten.
Aber nicht lange, ſo ſcholl ihr Geſang von neuem zur Harfe:
Auſſaat, die geſaͤt ruhte, bis Gott ihr rief, das Gefild
Mit Goldglanz zu bedecken! Selige, die Staub zu Staub
Jn ſich einſchloß ſaͤumende Nacht,
Bis floh der Aeoon Sterblicher dahin!
Auſſaat, o wie reif ſchimmerſt du her! Laut ruft im Gefild
Die Heerſchaar zu der Erndte! Selige, die Glanz zu Glanz
Der Vollender ſammelt, wie nimmt
Des neuen Aeoons Herlichkeit euch auf!
Jezo ſangen mit himliſchem Laͤcheln die Erſten der Engel.
Toͤnender ſtroͤmte der Strom der Harfen zum Wonnegeſange:
Todt’, erwacht! Todt’, erwacht! Der Gerichtstag hallts!
Der Aufruf der Erndter des Gefilds
Ertoͤnt froh! Der Staub hoͤrt’s da, wo er ſanft
Schlummert, hinſchallen! Schuzengel rufen ins Gericht!
Eilet, ſchaut auf zum Thron, die mit Huld Gott rief!
Erwacht! eilt! ſteht auf! ſtralt von dem Grab
Empor ihr, die Jeſus frey des Gerichts
Macht! o Miterben, komt, nehmt die Palmen in Triumph!
Schwebt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0194" n="194"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Me&#x017F;&#x017F;ias.</hi> </fw><lb/>
            <lg n="190">
              <l>Und die Heer&#x017F;chaar, die vom Tod&#x2019; Er durch Blut los&#x017F;prach,</l><lb/>
              <l>Hub &#x017F;ich empor, und ihr Gewand goß Stralen um &#x017F;ie her!</l><lb/>
              <l>Jhr Triumphlied &#x017F;choll, wie das Weltmeer brau&#x017F;t!</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;ein Geto&#x0364;n &#x017F;tieg hoch mit dem Gerichtsruf auf!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="191">
              <l>Und &#x017F;ie erlagen dem Wonnegedanken. Die Saiten nur to&#x0364;nten.</l><lb/>
              <l>Aber nicht lange, &#x017F;o &#x017F;choll ihr Ge&#x017F;ang von neuem zur Harfe:</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="192">
              <l>Au&#x017F;&#x017F;aat, die ge&#x017F;a&#x0364;t ruhte, bis Gott ihr rief, das Gefild</l><lb/>
              <l>Mit Goldglanz zu bedecken! Selige, die Staub zu Staub</l><lb/>
              <l>Jn &#x017F;ich ein&#x017F;chloß &#x017F;a&#x0364;umende Nacht,</l><lb/>
              <l>Bis floh der Aeoon Sterblicher dahin!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="193">
              <l>Au&#x017F;&#x017F;aat, o wie reif &#x017F;chimmer&#x017F;t du her! Laut ruft im Gefild</l><lb/>
              <l>Die Heer&#x017F;chaar zu der Erndte! Selige, die Glanz zu Glanz</l><lb/>
              <l>Der Vollender &#x017F;ammelt, wie nimmt</l><lb/>
              <l>Des neuen Aeoons Herlichkeit euch auf!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="194">
              <l>Jezo &#x017F;angen mit himli&#x017F;chem La&#x0364;cheln die Er&#x017F;ten der Engel.</l><lb/>
              <l>To&#x0364;nender &#x017F;tro&#x0364;mte der Strom der Harfen zum Wonnege&#x017F;ange:</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="195">
              <l>Todt&#x2019;, erwacht! Todt&#x2019;, erwacht! Der Gerichtstag hallts!</l><lb/>
              <l>Der Aufruf der Erndter des Gefilds</l><lb/>
              <l>Erto&#x0364;nt froh! Der Staub ho&#x0364;rt&#x2019;s da, wo er &#x017F;anft</l><lb/>
              <l>Schlummert, hin&#x017F;challen! Schuzengel rufen ins Gericht!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="196">
              <l>Eilet, &#x017F;chaut auf zum Thron, die mit Huld Gott rief!</l><lb/>
              <l>Erwacht! eilt! &#x017F;teht auf! &#x017F;tralt von dem Grab</l><lb/>
              <l>Empor ihr, die Je&#x017F;us frey des Gerichts</l><lb/>
              <l>Macht! o Miterben, komt, nehmt die Palmen in Triumph!</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Schwebt</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[194/0194] Der Meſſias. Und die Heerſchaar, die vom Tod’ Er durch Blut losſprach, Hub ſich empor, und ihr Gewand goß Stralen um ſie her! Jhr Triumphlied ſcholl, wie das Weltmeer brauſt! Und ſein Getoͤn ſtieg hoch mit dem Gerichtsruf auf! Und ſie erlagen dem Wonnegedanken. Die Saiten nur toͤnten. Aber nicht lange, ſo ſcholl ihr Geſang von neuem zur Harfe: Auſſaat, die geſaͤt ruhte, bis Gott ihr rief, das Gefild Mit Goldglanz zu bedecken! Selige, die Staub zu Staub Jn ſich einſchloß ſaͤumende Nacht, Bis floh der Aeoon Sterblicher dahin! Auſſaat, o wie reif ſchimmerſt du her! Laut ruft im Gefild Die Heerſchaar zu der Erndte! Selige, die Glanz zu Glanz Der Vollender ſammelt, wie nimmt Des neuen Aeoons Herlichkeit euch auf! Jezo ſangen mit himliſchem Laͤcheln die Erſten der Engel. Toͤnender ſtroͤmte der Strom der Harfen zum Wonnegeſange: Todt’, erwacht! Todt’, erwacht! Der Gerichtstag hallts! Der Aufruf der Erndter des Gefilds Ertoͤnt froh! Der Staub hoͤrt’s da, wo er ſanft Schlummert, hinſchallen! Schuzengel rufen ins Gericht! Eilet, ſchaut auf zum Thron, die mit Huld Gott rief! Erwacht! eilt! ſteht auf! ſtralt von dem Grab Empor ihr, die Jeſus frey des Gerichts Macht! o Miterben, komt, nehmt die Palmen in Triumph! Schwebt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias04_1773
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias04_1773/194
Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 4. Halle, 1773, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias04_1773/194>, abgerufen am 24.11.2024.