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[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 4. Halle, 1773.

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Zwanzigster Gesang.
Des Herrn Preis, wer singt dich, und erliegt nicht? Was ihn sonst
hob, versinkt jezt,
Sein beseelteres Bild, wie der Schimmer von dem Aufgang Gemäld' ihm
Voll Goldglanz, wird ihm Dämrung! Wie ich kann, mit der Nacht
Schein im Bilde,
Mit Nachhall und Laut nur, wenn der Chorpsalm zu dem Thron auf
sich donnernd
Erhebt, sing' ich dem Herrn! Wer gleicht dir? Wer, o Gott, ist
wie du bist?
Des Seyns tiefen Entwurf entwarfst du, eh Gefühl war, Gedanken,
Und Zwek war in der Endlichen Heer! O der Aussaat, die, Gott, du
Gesät hast! und Aeoon auf Aeoon, daß sie reift', aufgehäufet.
O Rathschluß: Die Aeonen wenn sie all' einst vorbey sind, wird Erndte
Ohn' Aufhören am Thron seyn! Die Erschaffung zu des Sohns Heil
hast dann du
Vollendet!.. O dann führt das Glük uns, und das Elend ins Lichtreich!
Was einst uns, dem Beglükten und dem Dulder, Labyrinthweg und
Nacht war,
Das führt uns zu dem ewigen Heil hin! Jndeß welkt auf Erden
Der unsterbliche Mensch weg, und empfindet Herannahn des Todes,
Herannahn der Verwesung! und verweint, in Wehklag' ergossen,
Den Beginn des Daseyns; und weis doch, daß es Gott einst mit Wonne
Vollbringt! Er, der ihn auch zu dem Heil schuf! Ja! so, Gott,
vollbringst du's!
Ach trüb' ist, und Nacht ist der Gedanke, daß ins Loblied der Himmel
Der Angst Stimme sich mischt, und mit Thränen sich die Wehmut
von Gräbern
Empor-
Zwanzigſter Geſang.
Des Herrn Preis, wer ſingt dich, und erliegt nicht? Was ihn ſonſt
hob, verſinkt jezt,
Sein beſeelteres Bild, wie der Schimmer von dem Aufgang Gemaͤld’ ihm
Voll Goldglanz, wird ihm Daͤmrung! Wie ich kann, mit der Nacht
Schein im Bilde,
Mit Nachhall und Laut nur, wenn der Chorpſalm zu dem Thron auf
ſich donnernd
Erhebt, ſing’ ich dem Herrn! Wer gleicht dir? Wer, o Gott, iſt
wie du biſt?
Des Seyns tiefen Entwurf entwarfſt du, eh Gefuͤhl war, Gedanken,
Und Zwek war in der Endlichen Heer! O der Ausſaat, die, Gott, du
Geſaͤt haſt! und Aeoon auf Aeoon, daß ſie reift’, aufgehaͤufet.
O Rathſchluß: Die Aeonen wenn ſie all’ einſt vorbey ſind, wird Erndte
Ohn’ Aufhoͤren am Thron ſeyn! Die Erſchaffung zu des Sohns Heil
haſt dann du
Vollendet!.. O dann fuͤhrt das Gluͤk uns, und das Elend ins Lichtreich!
Was einſt uns, dem Begluͤkten und dem Dulder, Labyrinthweg und
Nacht war,
Das fuͤhrt uns zu dem ewigen Heil hin! Jndeß welkt auf Erden
Der unſterbliche Menſch weg, und empfindet Herannahn des Todes,
Herannahn der Verweſung! und verweint, in Wehklag’ ergoſſen,
Den Beginn des Daſeyns; und weis doch, daß es Gott einſt mit Wonne
Vollbringt! Er, der ihn auch zu dem Heil ſchuf! Ja! ſo, Gott,
vollbringſt du’s!
Ach truͤb’ iſt, und Nacht iſt der Gedanke, daß ins Loblied der Himmel
Der Angſt Stimme ſich miſcht, und mit Thraͤnen ſich die Wehmut
von Graͤbern
Empor-
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[187/0187] Zwanzigſter Geſang. Des Herrn Preis, wer ſingt dich, und erliegt nicht? Was ihn ſonſt hob, verſinkt jezt, Sein beſeelteres Bild, wie der Schimmer von dem Aufgang Gemaͤld’ ihm Voll Goldglanz, wird ihm Daͤmrung! Wie ich kann, mit der Nacht Schein im Bilde, Mit Nachhall und Laut nur, wenn der Chorpſalm zu dem Thron auf ſich donnernd Erhebt, ſing’ ich dem Herrn! Wer gleicht dir? Wer, o Gott, iſt wie du biſt? Des Seyns tiefen Entwurf entwarfſt du, eh Gefuͤhl war, Gedanken, Und Zwek war in der Endlichen Heer! O der Ausſaat, die, Gott, du Geſaͤt haſt! und Aeoon auf Aeoon, daß ſie reift’, aufgehaͤufet. O Rathſchluß: Die Aeonen wenn ſie all’ einſt vorbey ſind, wird Erndte Ohn’ Aufhoͤren am Thron ſeyn! Die Erſchaffung zu des Sohns Heil haſt dann du Vollendet!.. O dann fuͤhrt das Gluͤk uns, und das Elend ins Lichtreich! Was einſt uns, dem Begluͤkten und dem Dulder, Labyrinthweg und Nacht war, Das fuͤhrt uns zu dem ewigen Heil hin! Jndeß welkt auf Erden Der unſterbliche Menſch weg, und empfindet Herannahn des Todes, Herannahn der Verweſung! und verweint, in Wehklag’ ergoſſen, Den Beginn des Daſeyns; und weis doch, daß es Gott einſt mit Wonne Vollbringt! Er, der ihn auch zu dem Heil ſchuf! Ja! ſo, Gott, vollbringſt du’s! Ach truͤb’ iſt, und Nacht iſt der Gedanke, daß ins Loblied der Himmel Der Angſt Stimme ſich miſcht, und mit Thraͤnen ſich die Wehmut von Graͤbern Empor-

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Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 4. Halle, 1773, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias04_1773/187>, abgerufen am 24.11.2024.