Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 4. Halle, 1773.

Bild:
<< vorherige Seite
Zwanzigster Gesang.
Wie wandelt ihr her, welche Gott zahllos erschuf!
O du Heerzug der Gestirne! wie stralt, wie laut ruft
Des Erlösenden Preis ihr zu der Höh hinauf,
Zu der Glanzschaar um den Thron Gottes empor!
Du bist es, o Sohn, dem der Welt Jubel ertönt!
Du ein Quell aller Beseligung! Herr, Heilgeber!
Unerschöpflicher Quell dessen, was glüklich macht!
Jst ein Weg wo? ist ein Flug auch zu dem Licht,
Zum Heile, den er uns nicht führt? Alle nicht führt?
Labyrinth alle des grossen, des unnennbaren,
Des belohnenden Heils! Selige führt durch dich,
Von Aeoon her zu Aeoon fort, Labyrinth!
Da stets weiter empor in der Strasse des Lichts der Triumph stieg,
Ward nicht ferne von ihnen ein Stern, der Sonnenbegleiter
Einer, verwandelt. Erschütterung ging von Wende zu Wende
Durch die Mitte des Sterns. Er zerspaltet' in Lande. Gebirge
Krachten, flamten; und brausender dampften Meere gen Himmel.
Fürchterlich war's selbst Engeln zu sehn, wie in Jrr' Urkräste
Wankten, es bildeten; Saat aufschwoll der neuen Erschaffung!
Aber aus eines Sirius näherm Stralen erhuben
Auferstandne Gerechte die Stimme der Wonne zum Mitler:
Liebe des Sohns, himlisches Heil! dem Verstande
Göttliches Licht! vom Altar Glut dem Gefühle!
Tag, der erwacht, in das Meer nicht unterzugehn,
Der Erlösten ewiger Tag, Liebe des Sohns!
Flügel
M 3
Zwanzigſter Geſang.
Wie wandelt ihr her, welche Gott zahllos erſchuf!
O du Heerzug der Geſtirne! wie ſtralt, wie laut ruft
Des Erloͤſenden Preis ihr zu der Hoͤh hinauf,
Zu der Glanzſchaar um den Thron Gottes empor!
Du biſt es, o Sohn, dem der Welt Jubel ertoͤnt!
Du ein Quell aller Beſeligung! Herr, Heilgeber!
Unerſchoͤpflicher Quell deſſen, was gluͤklich macht!
Jſt ein Weg wo? iſt ein Flug auch zu dem Licht,
Zum Heile, den er uns nicht fuͤhrt? Alle nicht fuͤhrt?
Labyrinth alle des groſſen, des unnennbaren,
Des belohnenden Heils! Selige fuͤhrt durch dich,
Von Aeoon her zu Aeoon fort, Labyrinth!
Da ſtets weiter empor in der Straſſe des Lichts der Triumph ſtieg,
Ward nicht ferne von ihnen ein Stern, der Sonnenbegleiter
Einer, verwandelt. Erſchuͤtterung ging von Wende zu Wende
Durch die Mitte des Sterns. Er zerſpaltet’ in Lande. Gebirge
Krachten, flamten; und brauſender dampften Meere gen Himmel.
Fuͤrchterlich war’s ſelbſt Engeln zu ſehn, wie in Jrr’ Urkraͤſte
Wankten, es bildeten; Saat aufſchwoll der neuen Erſchaffung!
Aber aus eines Sirius naͤherm Stralen erhuben
Auferſtandne Gerechte die Stimme der Wonne zum Mitler:
Liebe des Sohns, himliſches Heil! dem Verſtande
Goͤttliches Licht! vom Altar Glut dem Gefuͤhle!
Tag, der erwacht, in das Meer nicht unterzugehn,
Der Erloͤſten ewiger Tag, Liebe des Sohns!
Fluͤgel
M 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0181" n="181"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Zwanzig&#x017F;ter Ge&#x017F;ang.</hi> </fw><lb/>
            <lg n="121">
              <l>Wie wandelt ihr her, welche Gott zahllos er&#x017F;chuf!</l><lb/>
              <l>O du Heerzug der Ge&#x017F;tirne! wie &#x017F;tralt, wie laut ruft</l><lb/>
              <l>Des Erlo&#x0364;&#x017F;enden Preis ihr zu der Ho&#x0364;h hinauf,</l><lb/>
              <l>Zu der Glanz&#x017F;chaar um den Thron Gottes empor!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="122">
              <l>Du bi&#x017F;t es, o Sohn, dem der Welt Jubel erto&#x0364;nt!</l><lb/>
              <l>Du ein Quell aller Be&#x017F;eligung! Herr, Heilgeber!</l><lb/>
              <l>Uner&#x017F;cho&#x0364;pflicher Quell de&#x017F;&#x017F;en, was glu&#x0364;klich macht!</l><lb/>
              <l>J&#x017F;t ein Weg wo? i&#x017F;t ein Flug auch zu dem Licht,</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="123">
              <l>Zum Heile, den er uns nicht fu&#x0364;hrt? Alle nicht fu&#x0364;hrt?</l><lb/>
              <l>Labyrinth alle des gro&#x017F;&#x017F;en, des unnennbaren,</l><lb/>
              <l>Des belohnenden Heils! Selige fu&#x0364;hrt durch dich,</l><lb/>
              <l>Von Aeoon her zu Aeoon fort, Labyrinth!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="124">
              <l>Da &#x017F;tets weiter empor in der Stra&#x017F;&#x017F;e des Lichts der Triumph &#x017F;tieg,</l><lb/>
              <l>Ward nicht ferne von ihnen ein Stern, der Sonnenbegleiter</l><lb/>
              <l>Einer, verwandelt. Er&#x017F;chu&#x0364;tterung ging von Wende zu Wende</l><lb/>
              <l>Durch die Mitte des Sterns. Er zer&#x017F;paltet&#x2019; in Lande. Gebirge</l><lb/>
              <l>Krachten, flamten; und brau&#x017F;ender dampften Meere gen Himmel.</l><lb/>
              <l>Fu&#x0364;rchterlich war&#x2019;s &#x017F;elb&#x017F;t Engeln zu &#x017F;ehn, wie in Jrr&#x2019; Urkra&#x0364;&#x017F;te</l><lb/>
              <l>Wankten, es bildeten; Saat auf&#x017F;chwoll der neuen Er&#x017F;chaffung!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="125">
              <l>Aber aus eines Sirius na&#x0364;herm Stralen erhuben</l><lb/>
              <l>Aufer&#x017F;tandne Gerechte die Stimme der Wonne zum Mitler:</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="126">
              <l>Liebe des Sohns, himli&#x017F;ches Heil! dem Ver&#x017F;tande</l><lb/>
              <l>Go&#x0364;ttliches Licht! vom Altar Glut dem Gefu&#x0364;hle!</l><lb/>
              <l>Tag, der erwacht, in das Meer nicht unterzugehn,</l><lb/>
              <l>Der Erlo&#x0364;&#x017F;ten ewiger Tag, Liebe des Sohns!</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">M 3</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Flu&#x0364;gel</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[181/0181] Zwanzigſter Geſang. Wie wandelt ihr her, welche Gott zahllos erſchuf! O du Heerzug der Geſtirne! wie ſtralt, wie laut ruft Des Erloͤſenden Preis ihr zu der Hoͤh hinauf, Zu der Glanzſchaar um den Thron Gottes empor! Du biſt es, o Sohn, dem der Welt Jubel ertoͤnt! Du ein Quell aller Beſeligung! Herr, Heilgeber! Unerſchoͤpflicher Quell deſſen, was gluͤklich macht! Jſt ein Weg wo? iſt ein Flug auch zu dem Licht, Zum Heile, den er uns nicht fuͤhrt? Alle nicht fuͤhrt? Labyrinth alle des groſſen, des unnennbaren, Des belohnenden Heils! Selige fuͤhrt durch dich, Von Aeoon her zu Aeoon fort, Labyrinth! Da ſtets weiter empor in der Straſſe des Lichts der Triumph ſtieg, Ward nicht ferne von ihnen ein Stern, der Sonnenbegleiter Einer, verwandelt. Erſchuͤtterung ging von Wende zu Wende Durch die Mitte des Sterns. Er zerſpaltet’ in Lande. Gebirge Krachten, flamten; und brauſender dampften Meere gen Himmel. Fuͤrchterlich war’s ſelbſt Engeln zu ſehn, wie in Jrr’ Urkraͤſte Wankten, es bildeten; Saat aufſchwoll der neuen Erſchaffung! Aber aus eines Sirius naͤherm Stralen erhuben Auferſtandne Gerechte die Stimme der Wonne zum Mitler: Liebe des Sohns, himliſches Heil! dem Verſtande Goͤttliches Licht! vom Altar Glut dem Gefuͤhle! Tag, der erwacht, in das Meer nicht unterzugehn, Der Erloͤſten ewiger Tag, Liebe des Sohns! Fluͤgel M 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias04_1773
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias04_1773/181
Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 4. Halle, 1773, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias04_1773/181>, abgerufen am 24.11.2024.