[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 4. Halle, 1773.Zwanzigster Gesang. Und sie schwiegen. So säumt mit kurzem Weilen, der Erde Furchtbares Beben, nun bald gen Himmel wieder zu senden Staub aus Trümmern, und Sterbender Jammergeschrey! Sie sangen: Wie den Assur stürzetest du Aegyptus König, o Sohn! Meerdrach sprang er im Strom; Es trübte die Wasser sein Fuß, Und der Schlamm wölkt' in der Flut sich! Da er ausrief: Mein ist der Strom! ich habe Mir ihn gemacht! warf Gott über ihn aus Sein Netz, und es jagte sein Heer Jn sein Garn auf den Empörer! Wie die Fisch' ihm schwer, und in Drang die Schuppen Hingen herab, zog Gott ihn aus dem Strom, Und warf ins Gefild ihn, und rief Zu dem Aase, was in Höhn fleugt, Was in Staube kriechet, und raubt. Das Aas lag An dem Gebirg weit hinunter ins Thal, Und füllte das Thal! und es stieg Zum Gestad' auf, wo er sonst schwamm, Des Verworfnen Blut! ja hinan die Berge Drang's, und des Stroms Bäche wurden umher Vom Blute getrübt! Denn hinab Jn die Gruft ward er gestossen! Jn der Tief' empfingen ihn die, die einst auch, Helden wie er, würgten! Alle sie sind Hinun- IV Band. M
Zwanzigſter Geſang. Und ſie ſchwiegen. So ſaͤumt mit kurzem Weilen, der Erde Furchtbares Beben, nun bald gen Himmel wieder zu ſenden Staub aus Truͤmmern, und Sterbender Jammergeſchrey! Sie ſangen: Wie den Aſſur ſtuͤrzeteſt du Aegyptus Koͤnig, o Sohn! Meerdrach ſprang er im Strom; Es truͤbte die Waſſer ſein Fuß, Und der Schlamm woͤlkt’ in der Flut ſich! Da er ausrief: Mein iſt der Strom! ich habe Mir ihn gemacht! warf Gott uͤber ihn aus Sein Netz, und es jagte ſein Heer Jn ſein Garn auf den Empoͤrer! Wie die Fiſch’ ihm ſchwer, und in Drang die Schuppen Hingen herab, zog Gott ihn aus dem Strom, Und warf ins Gefild ihn, und rief Zu dem Aaſe, was in Hoͤhn fleugt, Was in Staube kriechet, und raubt. Das Aas lag An dem Gebirg weit hinunter ins Thal, Und fuͤllte das Thal! und es ſtieg Zum Geſtad’ auf, wo er ſonſt ſchwamm, Des Verworfnen Blut! ja hinan die Berge Drang’s, und des Stroms Baͤche wurden umher Vom Blute getruͤbt! Denn hinab Jn die Gruft ward er geſtoſſen! Jn der Tief’ empfingen ihn die, die einſt auch, Helden wie er, wuͤrgten! Alle ſie ſind Hinun- IV Band. M
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0177" n="177"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Zwanzigſter Geſang.</hi> </fw><lb/> <lg n="97"> <l>Und ſie ſchwiegen. So ſaͤumt mit kurzem Weilen, der Erde</l><lb/> <l>Furchtbares Beben, nun bald gen Himmel wieder zu ſenden</l><lb/> <l>Staub aus Truͤmmern, und Sterbender Jammergeſchrey! Sie ſangen:</l> </lg><lb/> <lg n="98"> <l>Wie den Aſſur ſtuͤrzeteſt du Aegyptus</l><lb/> <l>Koͤnig, o Sohn! Meerdrach ſprang er im Strom;</l><lb/> <l>Es truͤbte die Waſſer ſein Fuß,</l><lb/> <l>Und der Schlamm woͤlkt’ in der Flut ſich!</l> </lg><lb/> <lg n="99"> <l>Da er ausrief: Mein iſt der Strom! ich habe</l><lb/> <l>Mir ihn gemacht! warf Gott uͤber ihn aus</l><lb/> <l>Sein Netz, und es jagte ſein Heer</l><lb/> <l>Jn ſein Garn auf den Empoͤrer!</l> </lg><lb/> <lg n="100"> <l>Wie die Fiſch’ ihm ſchwer, und in Drang die Schuppen</l><lb/> <l>Hingen herab, zog Gott ihn aus dem Strom,</l><lb/> <l>Und warf ins Gefild ihn, und rief</l><lb/> <l>Zu dem Aaſe, was in Hoͤhn fleugt,</l> </lg><lb/> <lg n="101"> <l>Was in Staube kriechet, und raubt. Das Aas lag</l><lb/> <l>An dem Gebirg weit hinunter ins Thal,</l><lb/> <l>Und fuͤllte das Thal! und es ſtieg</l><lb/> <l>Zum Geſtad’ auf, wo er ſonſt ſchwamm,</l> </lg><lb/> <lg n="102"> <l>Des Verworfnen Blut! ja hinan die Berge</l><lb/> <l>Drang’s, und des Stroms Baͤche wurden umher</l><lb/> <l>Vom Blute getruͤbt! Denn hinab</l><lb/> <l>Jn die Gruft ward er geſtoſſen!</l> </lg><lb/> <lg n="103"> <l>Jn der Tief’ empfingen ihn die, die einſt auch,</l><lb/> <l>Helden wie er, wuͤrgten! Alle ſie ſind</l><lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">IV</hi><hi rendition="#fr">Band.</hi> M</fw> <fw place="bottom" type="catch">Hinun-</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [177/0177]
Zwanzigſter Geſang.
Und ſie ſchwiegen. So ſaͤumt mit kurzem Weilen, der Erde
Furchtbares Beben, nun bald gen Himmel wieder zu ſenden
Staub aus Truͤmmern, und Sterbender Jammergeſchrey! Sie ſangen:
Wie den Aſſur ſtuͤrzeteſt du Aegyptus
Koͤnig, o Sohn! Meerdrach ſprang er im Strom;
Es truͤbte die Waſſer ſein Fuß,
Und der Schlamm woͤlkt’ in der Flut ſich!
Da er ausrief: Mein iſt der Strom! ich habe
Mir ihn gemacht! warf Gott uͤber ihn aus
Sein Netz, und es jagte ſein Heer
Jn ſein Garn auf den Empoͤrer!
Wie die Fiſch’ ihm ſchwer, und in Drang die Schuppen
Hingen herab, zog Gott ihn aus dem Strom,
Und warf ins Gefild ihn, und rief
Zu dem Aaſe, was in Hoͤhn fleugt,
Was in Staube kriechet, und raubt. Das Aas lag
An dem Gebirg weit hinunter ins Thal,
Und fuͤllte das Thal! und es ſtieg
Zum Geſtad’ auf, wo er ſonſt ſchwamm,
Des Verworfnen Blut! ja hinan die Berge
Drang’s, und des Stroms Baͤche wurden umher
Vom Blute getruͤbt! Denn hinab
Jn die Gruft ward er geſtoſſen!
Jn der Tief’ empfingen ihn die, die einſt auch,
Helden wie er, wuͤrgten! Alle ſie ſind
Hinun-
IV Band. M
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |