[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 4. Halle, 1773.Zwanzigster Gesang. Ladet euch ein, seliges Volk, in der Rebe Schatten, euch ein, o Versönte, zu dem kühlen Feigenbaume! des Opferbundes Psalter beseele das Fest! Zema, du kamst! töne das Lied zu dem Psalter, Zema, du kamst! so ergiesse durch des Festes Lauben sich der Gesang des Bundes; Zema, du starbst! und erstandst! O wie rauschten die Harfen, wie wehten die Palmen, wie stralte Jener Seraphim Antliz, die jezo den Herlichen priesen! Da Vollendung Jesus rief, weinten wir laut, Die des Heils Strom tranken, da nahm Gott den Staub Zu dem Licht auch und zum Heil auf! Jesus rief Jhm vom Kreuz himlisches Heil, ewiges herab! Da der Gottmensch: Werde Welt! rufte, da ward, Wie der Thau träuft, zahllos ihr Heer, welch' er schuf, Daß ihr Heil stets sich erhübe! Allen rief Er vom Kreuz höheres Heil, ewiges herab. O du Heerschaar! weit erscholl, segnend das Wort Der Vollendung! Harfengesang tönt' es nach Mit dem Ausruf der Entzückung! Zahllos wart Jhr, die Jhm beugten ihr Knie, seliger durch Jhn! Also hatten sie kaum den Psalm der Wonne vollendet, Als ein schimmerndes Chor Erstandner, von sanfter Begeistrung Ueberströmt, des Triumphes Palmen schwung, und mit Wehmut, Jener himlischen, welche beseligt, dem Sohne des Herrn sang: Gott L 3
Zwanzigſter Geſang. Ladet euch ein, ſeliges Volk, in der Rebe Schatten, euch ein, o Verſoͤnte, zu dem kuͤhlen Feigenbaume! des Opferbundes Pſalter beſeele das Feſt! Zema, du kamſt! toͤne das Lied zu dem Pſalter, Zema, du kamſt! ſo ergieſſe durch des Feſtes Lauben ſich der Geſang des Bundes; Zema, du ſtarbſt! und erſtandſt! O wie rauſchten die Harfen, wie wehten die Palmen, wie ſtralte Jener Seraphim Antliz, die jezo den Herlichen prieſen! Da Vollendung Jeſus rief, weinten wir laut, Die des Heils Strom tranken, da nahm Gott den Staub Zu dem Licht auch und zum Heil auf! Jeſus rief Jhm vom Kreuz himliſches Heil, ewiges herab! Da der Gottmenſch: Werde Welt! rufte, da ward, Wie der Thau traͤuft, zahllos ihr Heer, welch’ er ſchuf, Daß ihr Heil ſtets ſich erhuͤbe! Allen rief Er vom Kreuz hoͤheres Heil, ewiges herab. O du Heerſchaar! weit erſcholl, ſegnend das Wort Der Vollendung! Harfengeſang toͤnt’ es nach Mit dem Ausruf der Entzuͤckung! Zahllos wart Jhr, die Jhm beugten ihr Knie, ſeliger durch Jhn! Alſo hatten ſie kaum den Pſalm der Wonne vollendet, Als ein ſchimmerndes Chor Erſtandner, von ſanfter Begeiſtrung Ueberſtroͤmt, des Triumphes Palmen ſchwung, und mit Wehmut, Jener himliſchen, welche beſeligt, dem Sohne des Herrn ſang: Gott L 3
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Zwanzigſter Geſang.
Ladet euch ein, ſeliges Volk, in der Rebe
Schatten, euch ein, o Verſoͤnte, zu dem kuͤhlen
Feigenbaume! des Opferbundes
Pſalter beſeele das Feſt!
Zema, du kamſt! toͤne das Lied zu dem Pſalter,
Zema, du kamſt! ſo ergieſſe durch des Feſtes
Lauben ſich der Geſang des Bundes;
Zema, du ſtarbſt! und erſtandſt!
O wie rauſchten die Harfen, wie wehten die Palmen, wie ſtralte
Jener Seraphim Antliz, die jezo den Herlichen prieſen!
Da Vollendung Jeſus rief, weinten wir laut,
Die des Heils Strom tranken, da nahm Gott den Staub
Zu dem Licht auch und zum Heil auf! Jeſus rief
Jhm vom Kreuz himliſches Heil, ewiges herab!
Da der Gottmenſch: Werde Welt! rufte, da ward,
Wie der Thau traͤuft, zahllos ihr Heer, welch’ er ſchuf,
Daß ihr Heil ſtets ſich erhuͤbe! Allen rief
Er vom Kreuz hoͤheres Heil, ewiges herab.
O du Heerſchaar! weit erſcholl, ſegnend das Wort
Der Vollendung! Harfengeſang toͤnt’ es nach
Mit dem Ausruf der Entzuͤckung! Zahllos wart
Jhr, die Jhm beugten ihr Knie, ſeliger durch Jhn!
Alſo hatten ſie kaum den Pſalm der Wonne vollendet,
Als ein ſchimmerndes Chor Erſtandner, von ſanfter Begeiſtrung
Ueberſtroͤmt, des Triumphes Palmen ſchwung, und mit Wehmut,
Jener himliſchen, welche beſeligt, dem Sohne des Herrn ſang:
Gott
L 3
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