[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 4. Halle, 1773.Der Messias. Jesus sey vom Himmel gesandt! Gott liebe die KinderSelner Versönung, wie er den Erstling der Söhne geliebt hat. Vater, es solle meine Versönten zu mir sich versammeln, Daß sie seyn, wo ich bin, und meine Herlichkeit sehen! Jene, die du mir, Liebender, gabst, eh Himmel entstanden! Dich verkennet die Welt, gerechter Vater; ich aber Kenne dich! Den Erwählten enthüllt' ich das ganze Geheimniß Meiner Sendung, und deiner Gottheit; und will's noch enthüllen, Daß die Liebe, mit der du mich liebtest, ihr Herz ergreife, Und den unsterblichen Geist nur sein Versöner erfülle. Also betet der Mitler, in Stralen niedergesunken, Und er richtet sich auf, und entweicht der Sterblichen Auge. Wenn erhabner Tempelgesang, von der Auferstehung, Oder vom ewigen Licht; Erfindung der Töne dem Liede Gleich, und Stimme des Menschen, und Hauch, und Saite zu Einem Grossen Zwecke vereint, mit Schönheit beginnt; jezt steigend, Sinkend jezt fortfährt mit Schönheit; nun steigender immer, Jnniger, sanfter, erschütternder mit Urschönheit endet; Wie es dann den Hörenden ist, so war es (Jch rede Menschlich von himlischen Dingen,) den Jüngern, als sie den Herrn sahn, Als sie stralen ihn sahn, und beten den Göttlichen hörten. Und sie machen endlich sich auf, verlassen die Palmen Galiläa's, und kehren zurück mit Wonne gen Salem. Engel wallen mit ihnen hinauf, und vertieft in Gedanken, Ueber den grossen Beginn des Reiches Gottes, (sie waren Jezo nicht zu erscheinen gekommen) vergessen die Engel, Daß
Der Meſſias. Jeſus ſey vom Himmel geſandt! Gott liebe die KinderSelner Verſoͤnung, wie er den Erſtling der Soͤhne geliebt hat. Vater, es ſolle meine Verſoͤnten zu mir ſich verſammeln, Daß ſie ſeyn, wo ich bin, und meine Herlichkeit ſehen! Jene, die du mir, Liebender, gabſt, eh Himmel entſtanden! Dich verkennet die Welt, gerechter Vater; ich aber Kenne dich! Den Erwaͤhlten enthuͤllt’ ich das ganze Geheimniß Meiner Sendung, und deiner Gottheit; und will’s noch enthuͤllen, Daß die Liebe, mit der du mich liebteſt, ihr Herz ergreife, Und den unſterblichen Geiſt nur ſein Verſoͤner erfuͤlle. Alſo betet der Mitler, in Stralen niedergeſunken, Und er richtet ſich auf, und entweicht der Sterblichen Auge. Wenn erhabner Tempelgeſang, von der Auferſtehung, Oder vom ewigen Licht; Erfindung der Toͤne dem Liede Gleich, und Stimme des Menſchen, und Hauch, und Saite zu Einem Groſſen Zwecke vereint, mit Schoͤnheit beginnt; jezt ſteigend, Sinkend jezt fortfaͤhrt mit Schoͤnheit; nun ſteigender immer, Jnniger, ſanfter, erſchuͤtternder mit Urſchoͤnheit endet; Wie es dann den Hoͤrenden iſt, ſo war es (Jch rede Menſchlich von himliſchen Dingen,) den Juͤngern, als ſie den Herrn ſahn, Als ſie ſtralen ihn ſahn, und beten den Goͤttlichen hoͤrten. Und ſie machen endlich ſich auf, verlaſſen die Palmen Galilaͤa’s, und kehren zuruͤck mit Wonne gen Salem. Engel wallen mit ihnen hinauf, und vertieft in Gedanken, Ueber den groſſen Beginn des Reiches Gottes, (ſie waren Jezo nicht zu erſcheinen gekommen) vergeſſen die Engel, Daß
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Der Meſſias.
Jeſus ſey vom Himmel geſandt! Gott liebe die Kinder
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Vater, es ſolle meine Verſoͤnten zu mir ſich verſammeln,
Daß ſie ſeyn, wo ich bin, und meine Herlichkeit ſehen!
Jene, die du mir, Liebender, gabſt, eh Himmel entſtanden!
Dich verkennet die Welt, gerechter Vater; ich aber
Kenne dich! Den Erwaͤhlten enthuͤllt’ ich das ganze Geheimniß
Meiner Sendung, und deiner Gottheit; und will’s noch enthuͤllen,
Daß die Liebe, mit der du mich liebteſt, ihr Herz ergreife,
Und den unſterblichen Geiſt nur ſein Verſoͤner erfuͤlle.
Alſo betet der Mitler, in Stralen niedergeſunken,
Und er richtet ſich auf, und entweicht der Sterblichen Auge.
Wenn erhabner Tempelgeſang, von der Auferſtehung,
Oder vom ewigen Licht; Erfindung der Toͤne dem Liede
Gleich, und Stimme des Menſchen, und Hauch, und Saite zu Einem
Groſſen Zwecke vereint, mit Schoͤnheit beginnt; jezt ſteigend,
Sinkend jezt fortfaͤhrt mit Schoͤnheit; nun ſteigender immer,
Jnniger, ſanfter, erſchuͤtternder mit Urſchoͤnheit endet;
Wie es dann den Hoͤrenden iſt, ſo war es (Jch rede
Menſchlich von himliſchen Dingen,) den Juͤngern, als ſie den Herrn ſahn,
Als ſie ſtralen ihn ſahn, und beten den Goͤttlichen hoͤrten.
Und ſie machen endlich ſich auf, verlaſſen die Palmen
Galilaͤa’s, und kehren zuruͤck mit Wonne gen Salem.
Engel wallen mit ihnen hinauf, und vertieft in Gedanken,
Ueber den groſſen Beginn des Reiches Gottes, (ſie waren
Jezo nicht zu erſcheinen gekommen) vergeſſen die Engel,
Daß
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