[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 4. Halle, 1773.Der Messias. Deinen hohen Aposteln, auf welche Geissel und BandeWarten, und Thron' im Gericht, und mehr als einmal, daß stark sie Würden, eh sie hinaus aus dem Lager giengen, zu tragen Deine Schmach mit dir! dann dieser kleinen Gemeine! Und wie fuhrest du fort! Der Baum des Erkenntnisses Gottes Wuchs, und breitet' über die Völkerheere der Erde Lebenschattend sich aus! und wie vollendest du jezt es, Sohn des Vaters, geopfert von Anbeginne, der Söhnung Lange zuvor geweiht, eh das Häuflein war, und die Heerschaar. Engel Gottes, ach sie zerreißet, die Hülle zerreißet Vor des Himmels Allerheiligsten! Werfet die Kronen Nieder vor ihm, dem Thäter der Gottesthaten, die Palmen Nieder vor Jesus Christus, dem großen Vollender, und singet, Singet das Halleluja der tausendmal tausend Schaaren! Und sie ließ, in Erstaunen verloren, die Harfe sinken. Lazarus, da er sie jezt mehr als fünf hundert gelagert Sah vor der Mutter Christus, und sich, und wußte, sie wären Erben des Heils, und Erstlinge Gottes, die näher am Thron einst Kronen trügen, und wallten, im Labyrinthe der Vorsicht, Wie den gebahnten Weg in der Morgensonne der Wandrer; Freut' er sich innig, und ward, von seiner Wonne Gedanker, Wie auf Flügeln getragen. Er stieg den Hügel, an dem er Ruhet', hinauf, und übersahe noch einmal der Erben Betende Schaar, und blickte mit stillem Danke gen Himmel; Aber nun trat er vorwärts, erhub die Hand, und begann so: Christus hat uns versammelt die Lahmen, die Blinden, die Tauben, Und die Todten! versammelt die Armen in Geiste, die Gottes Hülfe
Der Meſſias. Deinen hohen Apoſteln, auf welche Geiſſel und BandeWarten, und Thron’ im Gericht, und mehr als einmal, daß ſtark ſie Wuͤrden, eh ſie hinaus aus dem Lager giengen, zu tragen Deine Schmach mit dir! dann dieſer kleinen Gemeine! Und wie fuhreſt du fort! Der Baum des Erkenntniſſes Gottes Wuchs, und breitet’ uͤber die Voͤlkerheere der Erde Lebenſchattend ſich aus! und wie vollendeſt du jezt es, Sohn des Vaters, geopfert von Anbeginne, der Soͤhnung Lange zuvor geweiht, eh das Haͤuflein war, und die Heerſchaar. Engel Gottes, ach ſie zerreißet, die Huͤlle zerreißet Vor des Himmels Allerheiligſten! Werfet die Kronen Nieder vor ihm, dem Thaͤter der Gottesthaten, die Palmen Nieder vor Jeſus Chriſtus, dem großen Vollender, und ſinget, Singet das Halleluja der tauſendmal tauſend Schaaren! Und ſie ließ, in Erſtaunen verloren, die Harfe ſinken. Lazarus, da er ſie jezt mehr als fuͤnf hundert gelagert Sah vor der Mutter Chriſtus, und ſich, und wußte, ſie waͤren Erben des Heils, und Erſtlinge Gottes, die naͤher am Thron einſt Kronen truͤgen, und wallten, im Labyrinthe der Vorſicht, Wie den gebahnten Weg in der Morgenſonne der Wandrer; Freut’ er ſich innig, und ward, von ſeiner Wonne Gedanker, Wie auf Fluͤgeln getragen. Er ſtieg den Huͤgel, an dem er Ruhet’, hinauf, und uͤberſahe noch einmal der Erben Betende Schaar, und blickte mit ſtillem Danke gen Himmel; Aber nun trat er vorwaͤrts, erhub die Hand, und begann ſo: Chriſtus hat uns verſammelt die Lahmen, die Blinden, die Tauben, Und die Todten! verſammelt die Armen in Geiſte, die Gottes Huͤlfe
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Der Meſſias.
Deinen hohen Apoſteln, auf welche Geiſſel und Bande
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Wuͤrden, eh ſie hinaus aus dem Lager giengen, zu tragen
Deine Schmach mit dir! dann dieſer kleinen Gemeine!
Und wie fuhreſt du fort! Der Baum des Erkenntniſſes Gottes
Wuchs, und breitet’ uͤber die Voͤlkerheere der Erde
Lebenſchattend ſich aus! und wie vollendeſt du jezt es,
Sohn des Vaters, geopfert von Anbeginne, der Soͤhnung
Lange zuvor geweiht, eh das Haͤuflein war, und die Heerſchaar.
Engel Gottes, ach ſie zerreißet, die Huͤlle zerreißet
Vor des Himmels Allerheiligſten! Werfet die Kronen
Nieder vor ihm, dem Thaͤter der Gottesthaten, die Palmen
Nieder vor Jeſus Chriſtus, dem großen Vollender, und ſinget,
Singet das Halleluja der tauſendmal tauſend Schaaren!
Und ſie ließ, in Erſtaunen verloren, die Harfe ſinken.
Lazarus, da er ſie jezt mehr als fuͤnf hundert gelagert
Sah vor der Mutter Chriſtus, und ſich, und wußte, ſie waͤren
Erben des Heils, und Erſtlinge Gottes, die naͤher am Thron einſt
Kronen truͤgen, und wallten, im Labyrinthe der Vorſicht,
Wie den gebahnten Weg in der Morgenſonne der Wandrer;
Freut’ er ſich innig, und ward, von ſeiner Wonne Gedanker,
Wie auf Fluͤgeln getragen. Er ſtieg den Huͤgel, an dem er
Ruhet’, hinauf, und uͤberſahe noch einmal der Erben
Betende Schaar, und blickte mit ſtillem Danke gen Himmel;
Aber nun trat er vorwaͤrts, erhub die Hand, und begann ſo:
Chriſtus hat uns verſammelt die Lahmen, die Blinden, die Tauben,
Und die Todten! verſammelt die Armen in Geiſte, die Gottes
Huͤlfe
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