Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769.

Bild:
<< vorherige Seite
Vom deutschen Hexameter,
noch ein wenig. Molossen von drey Worten können Jhnen,
wegen ihrer Anmerkung, die Sie vorher machten, nicht
gleichgültig seyn.
Selmer. Es scheint, daß Minna nichts dawider
haben wird. Sie hat mir eben ein wenig Umständlichkeit
empfohlen.

Enth' avt' all', Meer, braus' auf; All' ei dä, Berg, sink
ein; Has ut' an, Komm, stürz hin; Too nün mät', Wut
rief laut; Ei gar nün, Stand bang still; Tu men gar,
Hört's, blieb stumm; Hoos ho prosth', Nacht kam schon;
U man avt', Pfeil fleug, trif; Hoi ton ge, Bleich sank sie;
All' u läth', Schwert, blink her; Toon per tis, Luft, weh
sanft; Ei per gar, Ach blick auf.

Doch genung. Sie hörten wohl, daß es nur Artikel und
Conjunctionen sind, die Homer in Molossen verbindet. Der
Fuß scheint mir zu stark für Partikeln zu seyn. Homer hatte
übrigens viel Worte, die Molossen waren, und die er oft
braucht. Diese fehlen uns beynah ganz, und wir können
unsre einsylbigen langen Worte, vor allen die von starker
Bedeutung, nicht besser brauchen, als wenn wir sie in
Spondeen, Baccheen, und Molossen zusammendrän-
gen, und sie auf diese Art zu einem scheinbaren Ganzen
machen.
Werthing. Welche Seite wollen Sie von diesen bey-
den, Heiners? Diese also. Sie hat dreyßig Verse.


Hära, te kai, ei mä, otrünai, messatoo, einai, axioi, ädä.
Sehen
Vom deutſchen Hexameter,
noch ein wenig. Moloſſen von drey Worten koͤnnen Jhnen,
wegen ihrer Anmerkung, die Sie vorher machten, nicht
gleichguͤltig ſeyn.
Selmer. Es ſcheint, daß Minna nichts dawider
haben wird. Sie hat mir eben ein wenig Umſtaͤndlichkeit
empfohlen.

Enth’ avt’ all’, Meer, brauſ’ auf; All’ ei daͤ, Berg, ſink
ein; Has ut’ an, Komm, ſtuͤrz hin; Too nuͤn maͤt’, Wut
rief laut; Ei gar nuͤn, Stand bang ſtill; Tu men gar,
Hoͤrt’s, blieb ſtumm; Hoos ho prosth’, Nacht kam ſchon;
U man avt’, Pfeil fleug, trif; Hoi ton ge, Bleich ſank ſie;
All’ u laͤth’, Schwert, blink her; Toon per tis, Luft, weh
ſanft; Ei per gar, Ach blick auf.

Doch genung. Sie hoͤrten wohl, daß es nur Artikel und
Conjunctionen ſind, die Homer in Moloſſen verbindet. Der
Fuß ſcheint mir zu ſtark fuͤr Partikeln zu ſeyn. Homer hatte
uͤbrigens viel Worte, die Moloſſen waren, und die er oft
braucht. Dieſe fehlen uns beynah ganz, und wir koͤnnen
unſre einſylbigen langen Worte, vor allen die von ſtarker
Bedeutung, nicht beſſer brauchen, als wenn wir ſie in
Spondeen, Baccheen, und Moloſſen zuſammendraͤn-
gen, und ſie auf dieſe Art zu einem ſcheinbaren Ganzen
machen.
Werthing. Welche Seite wollen Sie von dieſen bey-
den, Heiners? Dieſe alſo. Sie hat dreyßig Verſe.


Haͤră, te kăi, ei maͤ̆, otruͤnai͝, meſſatoo͝, einai͝, axioĭ, aͤdaͤ̆.
Sehen
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <sp>
          <p><pb facs="#f0008"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vom deut&#x017F;chen Hexameter,</hi></fw><lb/>
noch ein wenig. Molo&#x017F;&#x017F;en von drey Worten ko&#x0364;nnen Jhnen,<lb/>
wegen ihrer Anmerkung, die Sie vorher machten, nicht<lb/>
gleichgu&#x0364;ltig &#x017F;eyn.</p>
        </sp><lb/>
        <sp>
          <speaker>Selmer.</speaker>
          <p>Es &#x017F;cheint, daß Minna nichts dawider<lb/>
haben wird. Sie hat mir eben ein wenig Um&#x017F;ta&#x0364;ndlichkeit<lb/>
empfohlen.</p><lb/>
          <p>Enth&#x2019; avt&#x2019; all&#x2019;, Meer, brau&#x017F;&#x2019; auf; All&#x2019; ei da&#x0364;, Berg, &#x017F;ink<lb/>
ein; Has ut&#x2019; an, Komm, &#x017F;tu&#x0364;rz hin; Too nu&#x0364;n ma&#x0364;t&#x2019;, Wut<lb/>
rief laut; Ei gar nu&#x0364;n, Stand bang &#x017F;till; Tu men gar,<lb/>
Ho&#x0364;rt&#x2019;s, blieb &#x017F;tumm; Hoos ho prosth&#x2019;, Nacht kam &#x017F;chon;<lb/>
U man avt&#x2019;, Pfeil fleug, trif; Hoi ton ge, Bleich &#x017F;ank &#x017F;ie;<lb/>
All&#x2019; u la&#x0364;th&#x2019;, Schwert, blink her; Toon per tis, Luft, weh<lb/>
&#x017F;anft; Ei per gar, Ach blick auf.</p><lb/>
          <p>Doch genung. Sie ho&#x0364;rten wohl, daß es nur Artikel und<lb/>
Conjunctionen &#x017F;ind, die Homer in Molo&#x017F;&#x017F;en verbindet. Der<lb/>
Fuß &#x017F;cheint mir zu &#x017F;tark fu&#x0364;r Partikeln zu &#x017F;eyn. Homer hatte<lb/>
u&#x0364;brigens viel Worte, die Molo&#x017F;&#x017F;en waren, und die er oft<lb/>
braucht. Die&#x017F;e fehlen uns beynah ganz, und wir ko&#x0364;nnen<lb/>
un&#x017F;re ein&#x017F;ylbigen langen Worte, vor allen die von &#x017F;tarker<lb/>
Bedeutung, nicht be&#x017F;&#x017F;er brauchen, als wenn wir &#x017F;ie in<lb/>
Spondeen, Baccheen, und Molo&#x017F;&#x017F;en zu&#x017F;ammendra&#x0364;n-<lb/>
gen, und &#x017F;ie auf die&#x017F;e Art zu einem &#x017F;cheinbaren Ganzen<lb/>
machen.</p>
        </sp><lb/>
        <sp>
          <speaker>Werthing.</speaker>
          <p>Welche Seite wollen Sie von die&#x017F;en bey-<lb/>
den, Heiners? Die&#x017F;e al&#x017F;o. Sie hat dreyßig Ver&#x017F;e.</p><lb/>
          <lg type="poem"><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Ha&#x0364;r&#x0103;, te k&#x0103;i, ei ma&#x0364;<hi rendition="#sup">&#x0306;</hi>, otru&#x0364;nai&#x035D;, me&#x017F;&#x017F;atoo&#x035D;, einai&#x035D;, axioi&#x0306;, a&#x0364;da&#x0364;<hi rendition="#sup">&#x0306;</hi>.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Sehen</fw><lb/>
        </sp>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0008] Vom deutſchen Hexameter, noch ein wenig. Moloſſen von drey Worten koͤnnen Jhnen, wegen ihrer Anmerkung, die Sie vorher machten, nicht gleichguͤltig ſeyn. Selmer. Es ſcheint, daß Minna nichts dawider haben wird. Sie hat mir eben ein wenig Umſtaͤndlichkeit empfohlen. Enth’ avt’ all’, Meer, brauſ’ auf; All’ ei daͤ, Berg, ſink ein; Has ut’ an, Komm, ſtuͤrz hin; Too nuͤn maͤt’, Wut rief laut; Ei gar nuͤn, Stand bang ſtill; Tu men gar, Hoͤrt’s, blieb ſtumm; Hoos ho prosth’, Nacht kam ſchon; U man avt’, Pfeil fleug, trif; Hoi ton ge, Bleich ſank ſie; All’ u laͤth’, Schwert, blink her; Toon per tis, Luft, weh ſanft; Ei per gar, Ach blick auf. Doch genung. Sie hoͤrten wohl, daß es nur Artikel und Conjunctionen ſind, die Homer in Moloſſen verbindet. Der Fuß ſcheint mir zu ſtark fuͤr Partikeln zu ſeyn. Homer hatte uͤbrigens viel Worte, die Moloſſen waren, und die er oft braucht. Dieſe fehlen uns beynah ganz, und wir koͤnnen unſre einſylbigen langen Worte, vor allen die von ſtarker Bedeutung, nicht beſſer brauchen, als wenn wir ſie in Spondeen, Baccheen, und Moloſſen zuſammendraͤn- gen, und ſie auf dieſe Art zu einem ſcheinbaren Ganzen machen. Werthing. Welche Seite wollen Sie von dieſen bey- den, Heiners? Dieſe alſo. Sie hat dreyßig Verſe. Haͤră, te kăi, ei maͤ̆, otruͤnai͝, meſſatoo͝, einai͝, axioĭ, aͤdaͤ̆. Sehen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias03_1769
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias03_1769/8
Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias03_1769/8>, abgerufen am 21.11.2024.