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[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769.

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Elfter Gesang.
Siehe den Wiedervergelter in seiner Herrlichkeit sahe,
Dessen Kraft war auch jetzo der Herr! Der Rettende führt' ihn
Aus dem Grab' in die Höh! Und Habaeuc pries den Erwecker!
Sanft ertönte sein Saitenspiel an dem offenen Grabe:

Nicht der Feigenbaum nur grünt, der freudige Weinstock
Nicht allein, und die Arbeit am Oelbaum weit in den Thalen!
Auch die unsterbliche Saat steht hoch, der Ewigkeit Erndte!
Schimmernd reifte sie auf im frohen Garbengefilde!
Voll ist deiner Preise der Himmel, Sela! die Erde
Deiner Ehren! Du dachtest an uns, Barmherziger, als wir
Bis zu dem Hefen getrunken hatten den Kelch des Todes!
Ganz die Verwesung gesehn! Drum freu ich dein mich, Erretter!
Und bin fröhlich in Gott, der mir in Ewigkeit Heil ist.
Wie, wenn rings umher in Wolken der Himmel gehüllt ist,
Und stets ernster der forschende Blick der Erwartung emporschaut,
Wie auf Einmal sich dann die Flamme des Herrn aus den Wolken
Stürzt, und im Donnersturme den Preis des Allmächtigen ausruft:
Also entriß Jesaias der Nacht des Todes sich, strahlte
Ueber dem Grabe! so rief er Dank dem Erschaffer aus Staube!
Unter den Trümmern und Graun der großen Babylon, die sich
Nebucadnezar, zu seiner Herrlichkeit Ehren, erbaute;
Aber in der die Stimme des heiligen Wächters auch tönte:
Weggenommen ist dir dein Reich, und hinab zu den Thieren
Bist du verstoßen! unter diesen verödeten Trümmern
Lag deß Asche, dem Gott mit sehr viel Zukunft strahlte,
Daniels. Und er suchte sein Grab. Wo find ich, o Seraph,
Jn der großen Zerstörung mein Grab? Sie schwebten vorüber
Neben

Elfter Geſang.
Siehe den Wiedervergelter in ſeiner Herrlichkeit ſahe,
Deſſen Kraft war auch jetzo der Herr! Der Rettende fuͤhrt’ ihn
Aus dem Grab’ in die Hoͤh! Und Habaeuc pries den Erwecker!
Sanft ertoͤnte ſein Saitenſpiel an dem offenen Grabe:

Nicht der Feigenbaum nur gruͤnt, der freudige Weinſtock
Nicht allein, und die Arbeit am Oelbaum weit in den Thalen!
Auch die unſterbliche Saat ſteht hoch, der Ewigkeit Erndte!
Schimmernd reifte ſie auf im frohen Garbengefilde!
Voll iſt deiner Preiſe der Himmel, Sela! die Erde
Deiner Ehren! Du dachteſt an uns, Barmherziger, als wir
Bis zu dem Hefen getrunken hatten den Kelch des Todes!
Ganz die Verweſung geſehn! Drum freu ich dein mich, Erretter!
Und bin froͤhlich in Gott, der mir in Ewigkeit Heil iſt.
Wie, wenn rings umher in Wolken der Himmel gehuͤllt iſt,
Und ſtets ernſter der forſchende Blick der Erwartung emporſchaut,
Wie auf Einmal ſich dann die Flamme des Herrn aus den Wolken
Stuͤrzt, und im Donnerſturme den Preis des Allmaͤchtigen ausruft:
Alſo entriß Jeſaias der Nacht des Todes ſich, ſtrahlte
Ueber dem Grabe! ſo rief er Dank dem Erſchaffer aus Staube!
Unter den Truͤmmern und Graun der großen Babylon, die ſich
Nebucadnezar, zu ſeiner Herrlichkeit Ehren, erbaute;
Aber in der die Stimme des heiligen Waͤchters auch toͤnte:
Weggenommen iſt dir dein Reich, und hinab zu den Thieren
Biſt du verſtoßen! unter dieſen veroͤdeten Truͤmmern
Lag deß Aſche, dem Gott mit ſehr viel Zukunft ſtrahlte,
Daniels. Und er ſuchte ſein Grab. Wo find ich, o Seraph,
Jn der großen Zerſtoͤrung mein Grab? Sie ſchwebten voruͤber
Neben
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[27/0043] Elfter Geſang. Siehe den Wiedervergelter in ſeiner Herrlichkeit ſahe, Deſſen Kraft war auch jetzo der Herr! Der Rettende fuͤhrt’ ihn Aus dem Grab’ in die Hoͤh! Und Habaeuc pries den Erwecker! Sanft ertoͤnte ſein Saitenſpiel an dem offenen Grabe: Nicht der Feigenbaum nur gruͤnt, der freudige Weinſtock Nicht allein, und die Arbeit am Oelbaum weit in den Thalen! Auch die unſterbliche Saat ſteht hoch, der Ewigkeit Erndte! Schimmernd reifte ſie auf im frohen Garbengefilde! Voll iſt deiner Preiſe der Himmel, Sela! die Erde Deiner Ehren! Du dachteſt an uns, Barmherziger, als wir Bis zu dem Hefen getrunken hatten den Kelch des Todes! Ganz die Verweſung geſehn! Drum freu ich dein mich, Erretter! Und bin froͤhlich in Gott, der mir in Ewigkeit Heil iſt. Wie, wenn rings umher in Wolken der Himmel gehuͤllt iſt, Und ſtets ernſter der forſchende Blick der Erwartung emporſchaut, Wie auf Einmal ſich dann die Flamme des Herrn aus den Wolken Stuͤrzt, und im Donnerſturme den Preis des Allmaͤchtigen ausruft: Alſo entriß Jeſaias der Nacht des Todes ſich, ſtrahlte Ueber dem Grabe! ſo rief er Dank dem Erſchaffer aus Staube! Unter den Truͤmmern und Graun der großen Babylon, die ſich Nebucadnezar, zu ſeiner Herrlichkeit Ehren, erbaute; Aber in der die Stimme des heiligen Waͤchters auch toͤnte: Weggenommen iſt dir dein Reich, und hinab zu den Thieren Biſt du verſtoßen! unter dieſen veroͤdeten Truͤmmern Lag deß Aſche, dem Gott mit ſehr viel Zukunft ſtrahlte, Daniels. Und er ſuchte ſein Grab. Wo find ich, o Seraph, Jn der großen Zerſtoͤrung mein Grab? Sie ſchwebten voruͤber Neben

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Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias03_1769/43>, abgerufen am 21.11.2024.