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[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769.

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Der Messias.
Offenbaren. Du warst, ihr Zeuge zu werden, erkohren
Schon vor deiner Geburt. So dachte der Ewige deiner!

Beor rief: Du verführst mich in neue Tiefen des Grübelns!
Laß mich! da, wo ich lieg', ist es tief genung! mein Abgrund
Tief genung! Ha wärst du ein Engel des Lichts, und sprächest,
Wie du sprichst; doch fragt' ich dich: Wie, was Gott im Geheimsten
Seiner Verborgenheit thut, du, obgleich ein Unsterblicher, wüßtest?
Denn ersinne mir etwas, das weiter aus dem Gesichtskreis
Aller Erforschungen läge, das mehr der Herrscher verbürge,
Als: Elende zu machen, um herrlich durch sie zu werden! ...
Und wie weißt, du Sterblicher, denn, des Ewigen Rath sey
So zu handeln? Wofern ein Engel mirs sagte, so glaubt' ichs:
Aber, er schau hinab in die ganze Tiefe! das würde
Selbst ein Engel umsonst mir sagen! Jetzt redte der Alte:
Jst denn kein ewiger Lohn, du Zweifler? und sind denn nicht Stufen
Dieses ewigen Lohn, die hinauf in die Himmel der Himmel
Steigen? Und kann, wen Er um seinetwillen betrübte,
Den denn Gott nicht belohnen? der unerschöpfliche Geber
Aller Seligkeit, nicht auch den? Du stehest am Meere;
Sieh Ein Tropfen kann dich, du Staub, mit Fülle beströmen!
Du erquickest mein Herz, ehrwürdiger Alter. Doch wenn auch
Gott so handelt; wie darf so hoch ich wähnen, ich wäre
Der Glückseligen Einer, die Gott mit Elend belastet,
Sich zu verherrlichen! sie mit ewigem Lohn zu belohnen!
Einer von diesen bist du! Das weis ich. Mit Ueberzeugung
Wirst auch du nun bald es erfahren. Denn Tag in der Seele
Wirds dir, freue dich, werden! Der Morgenröthe des schönen,
Lichtvollen

Der Meſſias.
Offenbaren. Du warſt, ihr Zeuge zu werden, erkohren
Schon vor deiner Geburt. So dachte der Ewige deiner!

Beor rief: Du verfuͤhrſt mich in neue Tiefen des Gruͤbelns!
Laß mich! da, wo ich lieg’, iſt es tief genung! mein Abgrund
Tief genung! Ha waͤrſt du ein Engel des Lichts, und ſpraͤcheſt,
Wie du ſprichſt; doch fragt’ ich dich: Wie, was Gott im Geheimſten
Seiner Verborgenheit thut, du, obgleich ein Unſterblicher, wuͤßteſt?
Denn erſinne mir etwas, das weiter aus dem Geſichtskreis
Aller Erforſchungen laͤge, das mehr der Herrſcher verbuͤrge,
Als: Elende zu machen, um herrlich durch ſie zu werden! …
Und wie weißt, du Sterblicher, denn, des Ewigen Rath ſey
So zu handeln? Wofern ein Engel mirs ſagte, ſo glaubt’ ichs:
Aber, er ſchau hinab in die ganze Tiefe! das wuͤrde
Selbſt ein Engel umſonſt mir ſagen! Jetzt redte der Alte:
Jſt denn kein ewiger Lohn, du Zweifler? und ſind denn nicht Stufen
Dieſes ewigen Lohn, die hinauf in die Himmel der Himmel
Steigen? Und kann, wen Er um ſeinetwillen betruͤbte,
Den denn Gott nicht belohnen? der unerſchoͤpfliche Geber
Aller Seligkeit, nicht auch den? Du ſteheſt am Meere;
Sieh Ein Tropfen kann dich, du Staub, mit Fuͤlle beſtroͤmen!
Du erquickeſt mein Herz, ehrwuͤrdiger Alter. Doch wenn auch
Gott ſo handelt; wie darf ſo hoch ich waͤhnen, ich waͤre
Der Gluͤckſeligen Einer, die Gott mit Elend belaſtet,
Sich zu verherrlichen! ſie mit ewigem Lohn zu belohnen!
Einer von dieſen biſt du! Das weis ich. Mit Ueberzeugung
Wirſt auch du nun bald es erfahren. Denn Tag in der Seele
Wirds dir, freue dich, werden! Der Morgenroͤthe des ſchoͤnen,
Lichtvollen
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[232/0248] Der Meſſias. Offenbaren. Du warſt, ihr Zeuge zu werden, erkohren Schon vor deiner Geburt. So dachte der Ewige deiner! Beor rief: Du verfuͤhrſt mich in neue Tiefen des Gruͤbelns! Laß mich! da, wo ich lieg’, iſt es tief genung! mein Abgrund Tief genung! Ha waͤrſt du ein Engel des Lichts, und ſpraͤcheſt, Wie du ſprichſt; doch fragt’ ich dich: Wie, was Gott im Geheimſten Seiner Verborgenheit thut, du, obgleich ein Unſterblicher, wuͤßteſt? Denn erſinne mir etwas, das weiter aus dem Geſichtskreis Aller Erforſchungen laͤge, das mehr der Herrſcher verbuͤrge, Als: Elende zu machen, um herrlich durch ſie zu werden! … Und wie weißt, du Sterblicher, denn, des Ewigen Rath ſey So zu handeln? Wofern ein Engel mirs ſagte, ſo glaubt’ ichs: Aber, er ſchau hinab in die ganze Tiefe! das wuͤrde Selbſt ein Engel umſonſt mir ſagen! Jetzt redte der Alte: Jſt denn kein ewiger Lohn, du Zweifler? und ſind denn nicht Stufen Dieſes ewigen Lohn, die hinauf in die Himmel der Himmel Steigen? Und kann, wen Er um ſeinetwillen betruͤbte, Den denn Gott nicht belohnen? der unerſchoͤpfliche Geber Aller Seligkeit, nicht auch den? Du ſteheſt am Meere; Sieh Ein Tropfen kann dich, du Staub, mit Fuͤlle beſtroͤmen! Du erquickeſt mein Herz, ehrwuͤrdiger Alter. Doch wenn auch Gott ſo handelt; wie darf ſo hoch ich waͤhnen, ich waͤre Der Gluͤckſeligen Einer, die Gott mit Elend belaſtet, Sich zu verherrlichen! ſie mit ewigem Lohn zu belohnen! Einer von dieſen biſt du! Das weis ich. Mit Ueberzeugung Wirſt auch du nun bald es erfahren. Denn Tag in der Seele Wirds dir, freue dich, werden! Der Morgenroͤthe des ſchoͤnen, Lichtvollen

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Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias03_1769/248>, abgerufen am 22.11.2024.