[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769.Der Messias. Gottversöhner, vermischt, die sansteste Ruhe des Himmels!Ruh, und Friede Gottes, und Liebe Christus, die jeden Jhrer Gedanken erleuchtete, jedes Gefühl entflammte! Denn sie empfanden, es sey der Erschaffung zur Ewigkeit letzter Seligster Zweck, die Liebe zu Jesus Christus dem Mittler Zwischen Gott und ... Menschen! Jn dieser sanften Entzückung Sahn die Seelen der Heiligen jede die andre verloren. Nach und nach war ihnen ihr Glanz, ihr strahlendes Leben Wieder gekommen. So sahen sie sich. Die himmlische Liebe, Welche sie gegen einander empfanden, erhub sie noch höher Zu der Seligkeit, dich, o ihr Versöhner, zu lieben, Eine Seele sie alle, sie all Ein Tempel des Mittlers! Gabriel eilte zu ihnen vom Todeshügel herüber, Und trat unter sie hin. Noch konnt' er vor Wonne nicht reden. Also hatte der Lichtanblick der Ewigerlösten Jhm sein Jnnres bewegt. Wie Harfen tönt' ihm die Stimme: Meine Brüder! Unsterbliche! kaum darf ich Brüder euch nennen! Christus Väter! ich führt' euch herab von der Sonne zur Erde; Väter! noch Ein Befehl ist mir am Throne geworden; Also gebeut er: Geht zu euren Gräbern, Erlöste! Schnell verbreiteten sich der Heiligen Schaaren, und eilten Jeder zu seinem Grabe. Noch war von jenem Altare, Bey dem Abel entschlief, ein bemooster Felsen übrig. Adam ward, und viele der Seinen an diesem Altare, Den fast ganz der Wasser Gericht wegwälzte, begraben. Adam eilte mit wenigen Frommen, sie dort zu versammeln. Und sie sahen, da sie den Gräbern sich nahten, die Engel Jhre
Der Meſſias. Gottverſoͤhner, vermiſcht, die ſanſteſte Ruhe des Himmels!Ruh, und Friede Gottes, und Liebe Chriſtus, die jeden Jhrer Gedanken erleuchtete, jedes Gefuͤhl entflammte! Denn ſie empfanden, es ſey der Erſchaffung zur Ewigkeit letzter Seligſter Zweck, die Liebe zu Jeſus Chriſtus dem Mittler Zwiſchen Gott und … Menſchen! Jn dieſer ſanften Entzuͤckung Sahn die Seelen der Heiligen jede die andre verloren. Nach und nach war ihnen ihr Glanz, ihr ſtrahlendes Leben Wieder gekommen. So ſahen ſie ſich. Die himmliſche Liebe, Welche ſie gegen einander empfanden, erhub ſie noch hoͤher Zu der Seligkeit, dich, o ihr Verſoͤhner, zu lieben, Eine Seele ſie alle, ſie all Ein Tempel des Mittlers! Gabriel eilte zu ihnen vom Todeshuͤgel heruͤber, Und trat unter ſie hin. Noch konnt’ er vor Wonne nicht reden. Alſo hatte der Lichtanblick der Ewigerloͤſten Jhm ſein Jnnres bewegt. Wie Harfen toͤnt’ ihm die Stimme: Meine Bruͤder! Unſterbliche! kaum darf ich Bruͤder euch nennen! Chriſtus Vaͤter! ich fuͤhrt’ euch herab von der Sonne zur Erde; Vaͤter! noch Ein Befehl iſt mir am Throne geworden; Alſo gebeut er: Geht zu euren Graͤbern, Erloͤſte! Schnell verbreiteten ſich der Heiligen Schaaren, und eilten Jeder zu ſeinem Grabe. Noch war von jenem Altare, Bey dem Abel entſchlief, ein bemooſter Felſen uͤbrig. Adam ward, und viele der Seinen an dieſem Altare, Den faſt ganz der Waſſer Gericht wegwaͤlzte, begraben. Adam eilte mit wenigen Frommen, ſie dort zu verſammeln. Und ſie ſahen, da ſie den Graͤbern ſich nahten, die Engel Jhre
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Der Meſſias.
Gottverſoͤhner, vermiſcht, die ſanſteſte Ruhe des Himmels!
Ruh, und Friede Gottes, und Liebe Chriſtus, die jeden
Jhrer Gedanken erleuchtete, jedes Gefuͤhl entflammte!
Denn ſie empfanden, es ſey der Erſchaffung zur Ewigkeit letzter
Seligſter Zweck, die Liebe zu Jeſus Chriſtus dem Mittler
Zwiſchen Gott und … Menſchen! Jn dieſer ſanften Entzuͤckung
Sahn die Seelen der Heiligen jede die andre verloren.
Nach und nach war ihnen ihr Glanz, ihr ſtrahlendes Leben
Wieder gekommen. So ſahen ſie ſich. Die himmliſche Liebe,
Welche ſie gegen einander empfanden, erhub ſie noch hoͤher
Zu der Seligkeit, dich, o ihr Verſoͤhner, zu lieben,
Eine Seele ſie alle, ſie all Ein Tempel des Mittlers!
Gabriel eilte zu ihnen vom Todeshuͤgel heruͤber,
Und trat unter ſie hin. Noch konnt’ er vor Wonne nicht reden.
Alſo hatte der Lichtanblick der Ewigerloͤſten
Jhm ſein Jnnres bewegt. Wie Harfen toͤnt’ ihm die Stimme:
Meine Bruͤder! Unſterbliche! kaum darf ich Bruͤder euch nennen!
Chriſtus Vaͤter! ich fuͤhrt’ euch herab von der Sonne zur Erde;
Vaͤter! noch Ein Befehl iſt mir am Throne geworden;
Alſo gebeut er: Geht zu euren Graͤbern, Erloͤſte!
Schnell verbreiteten ſich der Heiligen Schaaren, und eilten
Jeder zu ſeinem Grabe. Noch war von jenem Altare,
Bey dem Abel entſchlief, ein bemooſter Felſen uͤbrig.
Adam ward, und viele der Seinen an dieſem Altare,
Den faſt ganz der Waſſer Gericht wegwaͤlzte, begraben.
Adam eilte mit wenigen Frommen, ſie dort zu verſammeln.
Und ſie ſahen, da ſie den Graͤbern ſich nahten, die Engel
Jhre
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