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[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769.

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Elfter Gesang.
Ueber dem Kreuz, und sah auf seinen Leichnam herunter,
Wie der blutig, und bleich, und stumm zu der Erd' hinabhing!
Jetzo wandte der Ueberwinder des Todes sich. Schauernd
Bebte die Erde vor ihm, als er sich wandte. Nun schwebt' er
Nach dem Tempel, und unter des Eilenden Schwunge zerspalten,
Sinken, stürzen, mit himmelsteigendem Staub' und Getöse,
Rings die Felsen. Schnell erfüllet die heiligen Hallen
Christus Herrlichkeit, schnell das Allerheiligste Gottes.
Und es zerriß, indem sie ins Allerheiligste schwebte,
Von des Gewölbes fernen Höh, aus der er hinabhing,
Bis zu dem liegenden Saum, der geheimnißverhüllende Vorhang.
Und es verschwand dein Schatten vor dir, vollbrachte Versöhnung!
Hier sprach Jesus Christus mit seinem Vater, mit Gott, Gott,
Von der ganzen Erlösung Vollendung, bis er zu des Vaters
Rechte sich hübe! Denn nicht allein der getödtete Gottmensch,
Auch der auferstandne, und himmelerhobne Gottmensch
Jst das Heil der Sünder, und ihres Glaubens Entzückung.
Nur wovon der Vater und Sohn, nicht wie sie es sprachen,
Kannst du, Sionitinn, erzählen. Denn, dieses zu denken,
Hat die Seele kein Bild, es zu sagen, nicht Worte die Sprache.
Siehe, wie Nacht sich in ewiges Licht aufklärt! ... wie des Sohns Heil
Keinem nicht Labyrinth mehr ist! ... war ihres Gespräches
Jnhalt. Dann das Volk, deß Söhnungsaltär' aufhörten
Bilder des ewigen Opfers zu seyn! deß Tempel nun Trümmer
Bald nun Staub ist! ... Jhr thränenvoll Schicksal, wie sie gesät sind
Unter die Nationen! und dieses Schicksals Entwicklung! ...
Ging vor dem schauenden Auge des Vaters und Sohnes vorüber.

Auch
A 3

Elfter Geſang.
Ueber dem Kreuz, und ſah auf ſeinen Leichnam herunter,
Wie der blutig, und bleich, und ſtumm zu der Erd’ hinabhing!
Jetzo wandte der Ueberwinder des Todes ſich. Schauernd
Bebte die Erde vor ihm, als er ſich wandte. Nun ſchwebt’ er
Nach dem Tempel, und unter des Eilenden Schwunge zerſpalten,
Sinken, ſtuͤrzen, mit himmelſteigendem Staub’ und Getoͤſe,
Rings die Felſen. Schnell erfuͤllet die heiligen Hallen
Chriſtus Herrlichkeit, ſchnell das Allerheiligſte Gottes.
Und es zerriß, indem ſie ins Allerheiligſte ſchwebte,
Von des Gewoͤlbes fernen Hoͤh, aus der er hinabhing,
Bis zu dem liegenden Saum, der geheimnißverhuͤllende Vorhang.
Und es verſchwand dein Schatten vor dir, vollbrachte Verſoͤhnung!
Hier ſprach Jeſus Chriſtus mit ſeinem Vater, mit Gott, Gott,
Von der ganzen Erloͤſung Vollendung, bis er zu des Vaters
Rechte ſich huͤbe! Denn nicht allein der getoͤdtete Gottmenſch,
Auch der auferſtandne, und himmelerhobne Gottmenſch
Jſt das Heil der Suͤnder, und ihres Glaubens Entzuͤckung.
Nur wovon der Vater und Sohn, nicht wie ſie es ſprachen,
Kannſt du, Sionitinn, erzaͤhlen. Denn, dieſes zu denken,
Hat die Seele kein Bild, es zu ſagen, nicht Worte die Sprache.
Siehe, wie Nacht ſich in ewiges Licht aufklaͤrt! … wie des Sohns Heil
Keinem nicht Labyrinth mehr iſt! … war ihres Geſpraͤches
Jnhalt. Dann das Volk, deß Soͤhnungsaltaͤr’ aufhoͤrten
Bilder des ewigen Opfers zu ſeyn! deß Tempel nun Truͤmmer
Bald nun Staub iſt! … Jhr thraͤnenvoll Schickſal, wie ſie geſaͤt ſind
Unter die Nationen! und dieſes Schickſals Entwicklung! …
Ging vor dem ſchauenden Auge des Vaters und Sohnes voruͤber.

Auch
A 3
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[5/0021] Elfter Geſang. Ueber dem Kreuz, und ſah auf ſeinen Leichnam herunter, Wie der blutig, und bleich, und ſtumm zu der Erd’ hinabhing! Jetzo wandte der Ueberwinder des Todes ſich. Schauernd Bebte die Erde vor ihm, als er ſich wandte. Nun ſchwebt’ er Nach dem Tempel, und unter des Eilenden Schwunge zerſpalten, Sinken, ſtuͤrzen, mit himmelſteigendem Staub’ und Getoͤſe, Rings die Felſen. Schnell erfuͤllet die heiligen Hallen Chriſtus Herrlichkeit, ſchnell das Allerheiligſte Gottes. Und es zerriß, indem ſie ins Allerheiligſte ſchwebte, Von des Gewoͤlbes fernen Hoͤh, aus der er hinabhing, Bis zu dem liegenden Saum, der geheimnißverhuͤllende Vorhang. Und es verſchwand dein Schatten vor dir, vollbrachte Verſoͤhnung! Hier ſprach Jeſus Chriſtus mit ſeinem Vater, mit Gott, Gott, Von der ganzen Erloͤſung Vollendung, bis er zu des Vaters Rechte ſich huͤbe! Denn nicht allein der getoͤdtete Gottmenſch, Auch der auferſtandne, und himmelerhobne Gottmenſch Jſt das Heil der Suͤnder, und ihres Glaubens Entzuͤckung. Nur wovon der Vater und Sohn, nicht wie ſie es ſprachen, Kannſt du, Sionitinn, erzaͤhlen. Denn, dieſes zu denken, Hat die Seele kein Bild, es zu ſagen, nicht Worte die Sprache. Siehe, wie Nacht ſich in ewiges Licht aufklaͤrt! … wie des Sohns Heil Keinem nicht Labyrinth mehr iſt! … war ihres Geſpraͤches Jnhalt. Dann das Volk, deß Soͤhnungsaltaͤr’ aufhoͤrten Bilder des ewigen Opfers zu ſeyn! deß Tempel nun Truͤmmer Bald nun Staub iſt! … Jhr thraͤnenvoll Schickſal, wie ſie geſaͤt ſind Unter die Nationen! und dieſes Schickſals Entwicklung! … Ging vor dem ſchauenden Auge des Vaters und Sohnes voruͤber. Auch A 3

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Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias03_1769/21>, abgerufen am 24.11.2024.