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[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769.

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Dreyzehnter Gesang.
Und die Seinen leiteten ihn zurück, er setzte
Wankend sich nieder, und sprach: Wir müssen die Römer erkaufen;
Oder Juda empört sich! Allein was ist mir das Leben
Nun, da ich fast, o Saddok, an deiner Lehre verzweifle?
Aber täuschte die Angst die Erschrockenen nicht? Erdbeben
Jst gewesen. Allein ob sie das Grab auch wohl leer sahn?
Als er noch redete, kam der Hauptmann der Wache. Sie standen
Schnell vor ihm auf, und traten zurück. Jhr kennt mich. Jch sah ihn
Auch am Kreuz, und glaubte schon damals, ein Sohn der Götter
Stürbe! ... Jhr wißt nun auch, was am Grabe geschah! ... Jn dem trat
Philo's Engel, der fünfte Verderber am Throne des Richters,
Ephod Obaddon herein. Von dem hohen, treffenden Auge
Strömt' er Rache; sein Haar fiel ihm in Locken, der Nacht gleich,
Auf die Schulter; sein Fuß stand wie ein ruhender Fels da.
Und er blickt' auf Philo herab; doch ließ er nicht rauschen
Seiner Schrecken Stimme, nicht ihre Todestöne.
Schwarze, blutende Stunde, du Todesstunde, beflügle
Deiner Schritte letzten! Sey, Thal Benhinnon, gegrüsset,
Sey mir gegrüsset, Benhinnon! Jndem er dieß in sich selber
Sprach, enteilten ihm siebenfältige Schrecken, die stürzten
All' auf Philo. Der ging, mit fürchterlich lachender Ruhe,
Gegen Cneus, und fragte mit dumpfer langsamer Stimm' ihn:
Offen das Grab? und ohne den Todten? ... Ja, ohne den Todten! ...
Römer! bezeugst du bey Jupiter dieß? ... Bey Jupiter, zeugt' ichs
Nicht! bey Jehova, den ich anbete, beschwür ichs, wofern ich
Mich's zu beschwören entschlöß, und dir, Elender, mein Wort nicht,
Eidlos, gelten müßte! ... Da rief mit Ungestüm Philo:
Ha!
J 5
Dreyzehnter Geſang.
Und die Seinen leiteten ihn zuruͤck, er ſetzte
Wankend ſich nieder, und ſprach: Wir muͤſſen die Roͤmer erkaufen;
Oder Juda empoͤrt ſich! Allein was iſt mir das Leben
Nun, da ich faſt, o Saddok, an deiner Lehre verzweifle?
Aber taͤuſchte die Angſt die Erſchrockenen nicht? Erdbeben
Jſt geweſen. Allein ob ſie das Grab auch wohl leer ſahn?
Als er noch redete, kam der Hauptmann der Wache. Sie ſtanden
Schnell vor ihm auf, und traten zuruͤck. Jhr kennt mich. Jch ſah ihn
Auch am Kreuz, und glaubte ſchon damals, ein Sohn der Goͤtter
Stuͤrbe! … Jhr wißt nun auch, was am Grabe geſchah! … Jn dem trat
Philo’s Engel, der fuͤnfte Verderber am Throne des Richters,
Ephod Obaddon herein. Von dem hohen, treffenden Auge
Stroͤmt’ er Rache; ſein Haar fiel ihm in Locken, der Nacht gleich,
Auf die Schulter; ſein Fuß ſtand wie ein ruhender Fels da.
Und er blickt’ auf Philo herab; doch ließ er nicht rauſchen
Seiner Schrecken Stimme, nicht ihre Todestoͤne.
Schwarze, blutende Stunde, du Todesſtunde, befluͤgle
Deiner Schritte letzten! Sey, Thal Benhinnon, gegruͤſſet,
Sey mir gegruͤſſet, Benhinnon! Jndem er dieß in ſich ſelber
Sprach, enteilten ihm ſiebenfaͤltige Schrecken, die ſtuͤrzten
All’ auf Philo. Der ging, mit fuͤrchterlich lachender Ruhe,
Gegen Cneus, und fragte mit dumpfer langſamer Stimm’ ihn:
Offen das Grab? und ohne den Todten? … Ja, ohne den Todten! …
Roͤmer! bezeugſt du bey Jupiter dieß? … Bey Jupiter, zeugt’ ichs
Nicht! bey Jehova, den ich anbete, beſchwuͤr ichs, wofern ich
Mich’s zu beſchwoͤren entſchloͤß, und dir, Elender, mein Wort nicht,
Eidlos, gelten muͤßte! … Da rief mit Ungeſtuͤm Philo:
Ha!
J 5
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[137/0153] Dreyzehnter Geſang. Und die Seinen leiteten ihn zuruͤck, er ſetzte Wankend ſich nieder, und ſprach: Wir muͤſſen die Roͤmer erkaufen; Oder Juda empoͤrt ſich! Allein was iſt mir das Leben Nun, da ich faſt, o Saddok, an deiner Lehre verzweifle? Aber taͤuſchte die Angſt die Erſchrockenen nicht? Erdbeben Jſt geweſen. Allein ob ſie das Grab auch wohl leer ſahn? Als er noch redete, kam der Hauptmann der Wache. Sie ſtanden Schnell vor ihm auf, und traten zuruͤck. Jhr kennt mich. Jch ſah ihn Auch am Kreuz, und glaubte ſchon damals, ein Sohn der Goͤtter Stuͤrbe! … Jhr wißt nun auch, was am Grabe geſchah! … Jn dem trat Philo’s Engel, der fuͤnfte Verderber am Throne des Richters, Ephod Obaddon herein. Von dem hohen, treffenden Auge Stroͤmt’ er Rache; ſein Haar fiel ihm in Locken, der Nacht gleich, Auf die Schulter; ſein Fuß ſtand wie ein ruhender Fels da. Und er blickt’ auf Philo herab; doch ließ er nicht rauſchen Seiner Schrecken Stimme, nicht ihre Todestoͤne. Schwarze, blutende Stunde, du Todesſtunde, befluͤgle Deiner Schritte letzten! Sey, Thal Benhinnon, gegruͤſſet, Sey mir gegruͤſſet, Benhinnon! Jndem er dieß in ſich ſelber Sprach, enteilten ihm ſiebenfaͤltige Schrecken, die ſtuͤrzten All’ auf Philo. Der ging, mit fuͤrchterlich lachender Ruhe, Gegen Cneus, und fragte mit dumpfer langſamer Stimm’ ihn: Offen das Grab? und ohne den Todten? … Ja, ohne den Todten! … Roͤmer! bezeugſt du bey Jupiter dieß? … Bey Jupiter, zeugt’ ichs Nicht! bey Jehova, den ich anbete, beſchwuͤr ichs, wofern ich Mich’s zu beſchwoͤren entſchloͤß, und dir, Elender, mein Wort nicht, Eidlos, gelten muͤßte! … Da rief mit Ungeſtuͤm Philo: Ha! J 5

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Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias03_1769/153>, abgerufen am 22.11.2024.