[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769.Dreyzehnter Gesang. Abbadona sein Haupt: Nicht deine flammenden WorteSchrecken, Wütender, mich! die gerechten Engel und Seelen Schrecken mich, und Jehovah mein Feind! ... Er wandte sein Antlitz. Adramelech verließ sie. Jch folge dir! stammelte Satan Wütend zum Todesengel. Die Stirne voll Donnernarben Wurd ihm dunkler, indem er folgte. Sie schwebten. Voll Zweifels Stand noch Abdiel. Ungestüm wandt' itzt Adramelech Wieder sich um. Er wälzt' in dem rasenden Felsenherzen Eine Lästrung, schwarz, wie die Nacht der untersten Hölle. Und entschlossen, herauszuströmen das Ungeheuer Jn der Versammlung der Heiligen, schrie er: Jch folge dir, Engel! Wende dich! rief mit des Donners Ruf der Verderber, die Schöpfung Sollst du nicht sehn! Dein Auge wird Blindheit schlagen! dich führen, Beb' ihm nach! ein Geheul!.. Schon starrte sein Aug' ihm in Nacht hin, Und schon rauscht' es um ihn, und heult' in dem führenden Sturme. Jammernd Geheul, er folgte; das mußt' er! jetzt fernersterbend, Dann erschütternd nah, war in dem geflügelten Sturme. Schnelles, unwiderstehliches, unnennbares Entsetzen Faßt' ihn, wenn das Geheul, wie Gerichtsposaunen, ihm zurief: Weh dir! Weh! Weh dir! und es dann ihm dauchte, Gebirge Naher Sterne wankten dann, und schmetterten krachend Nieder auf ihn, und wälzten ihn fort in dampfenden Trümmern! Aber die Väter und Seraphim hörten fern in den Himmeln Aus den Sonnenwegen herab ein Wetter Jehova's Kommen! Die Harmonieen der wandelnden Welten verstummten Wenn der Donner, ein neues Erstaunen ihrer Bewohner, Redete! Denn schon war zu dem tiefen Tabor des Vaters Herrlich- H 5
Dreyzehnter Geſang. Abbadona ſein Haupt: Nicht deine flammenden WorteSchrecken, Wuͤtender, mich! die gerechten Engel und Seelen Schrecken mich, und Jehovah mein Feind! … Er wandte ſein Antlitz. Adramelech verließ ſie. Jch folge dir! ſtammelte Satan Wuͤtend zum Todesengel. Die Stirne voll Donnernarben Wurd ihm dunkler, indem er folgte. Sie ſchwebten. Voll Zweifels Stand noch Abdiel. Ungeſtuͤm wandt’ itzt Adramelech Wieder ſich um. Er waͤlzt’ in dem raſenden Felſenherzen Eine Laͤſtrung, ſchwarz, wie die Nacht der unterſten Hoͤlle. Und entſchloſſen, herauszuſtroͤmen das Ungeheuer Jn der Verſammlung der Heiligen, ſchrie er: Jch folge dir, Engel! Wende dich! rief mit des Donners Ruf der Verderber, die Schoͤpfung Sollſt du nicht ſehn! Dein Auge wird Blindheit ſchlagen! dich fuͤhren, Beb’ ihm nach! ein Geheul!.. Schon ſtarrte ſein Aug’ ihm in Nacht hin, Und ſchon rauſcht’ es um ihn, und heult’ in dem fuͤhrenden Sturme. Jammernd Geheul, er folgte; das mußt’ er! jetzt fernerſterbend, Dann erſchuͤtternd nah, war in dem gefluͤgelten Sturme. Schnelles, unwiderſtehliches, unnennbares Entſetzen Faßt’ ihn, wenn das Geheul, wie Gerichtspoſaunen, ihm zurief: Weh dir! Weh! Weh dir! und es dann ihm dauchte, Gebirge Naher Sterne wankten dann, und ſchmetterten krachend Nieder auf ihn, und waͤlzten ihn fort in dampfenden Truͤmmern! Aber die Vaͤter und Seraphim hoͤrten fern in den Himmeln Aus den Sonnenwegen herab ein Wetter Jehova’s Kommen! Die Harmonieen der wandelnden Welten verſtummten Wenn der Donner, ein neues Erſtaunen ihrer Bewohner, Redete! Denn ſchon war zu dem tiefen Tabor des Vaters Herrlich- H 5
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Dreyzehnter Geſang.
Abbadona ſein Haupt: Nicht deine flammenden Worte
Schrecken, Wuͤtender, mich! die gerechten Engel und Seelen
Schrecken mich, und Jehovah mein Feind! … Er wandte ſein Antlitz.
Adramelech verließ ſie. Jch folge dir! ſtammelte Satan
Wuͤtend zum Todesengel. Die Stirne voll Donnernarben
Wurd ihm dunkler, indem er folgte. Sie ſchwebten. Voll Zweifels
Stand noch Abdiel. Ungeſtuͤm wandt’ itzt Adramelech
Wieder ſich um. Er waͤlzt’ in dem raſenden Felſenherzen
Eine Laͤſtrung, ſchwarz, wie die Nacht der unterſten Hoͤlle.
Und entſchloſſen, herauszuſtroͤmen das Ungeheuer
Jn der Verſammlung der Heiligen, ſchrie er: Jch folge dir, Engel!
Wende dich! rief mit des Donners Ruf der Verderber, die Schoͤpfung
Sollſt du nicht ſehn! Dein Auge wird Blindheit ſchlagen! dich fuͤhren,
Beb’ ihm nach! ein Geheul!.. Schon ſtarrte ſein Aug’ ihm in Nacht hin,
Und ſchon rauſcht’ es um ihn, und heult’ in dem fuͤhrenden Sturme.
Jammernd Geheul, er folgte; das mußt’ er! jetzt fernerſterbend,
Dann erſchuͤtternd nah, war in dem gefluͤgelten Sturme.
Schnelles, unwiderſtehliches, unnennbares Entſetzen
Faßt’ ihn, wenn das Geheul, wie Gerichtspoſaunen, ihm zurief:
Weh dir! Weh! Weh dir! und es dann ihm dauchte, Gebirge
Naher Sterne wankten dann, und ſchmetterten krachend
Nieder auf ihn, und waͤlzten ihn fort in dampfenden Truͤmmern!
Aber die Vaͤter und Seraphim hoͤrten fern in den Himmeln
Aus den Sonnenwegen herab ein Wetter Jehova’s
Kommen! Die Harmonieen der wandelnden Welten verſtummten
Wenn der Donner, ein neues Erſtaunen ihrer Bewohner,
Redete! Denn ſchon war zu dem tiefen Tabor des Vaters
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